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#Das Potential von Amerikas Raketenwerfern

„Das Potential von Amerikas Raketenwerfern“

Der Krieg in der Ukraine ist in eine neue Phase eingetreten. Während sich die russischen Truppen im Donbass umgruppieren und an der Südfront, im Chersoner Gebiet, verschanzen, haben die Verteidiger des Landes punktuell die Initiative zurückerlangt. Seit Tagen zerstört ukrainische Artillerie Dutzende russische Munitionsdepots, Kommandoposten und Waffenlager, weit hinter der Front.

Eine tragende Rolle spielen dabei Raketenwerfer, die aus den Vereinigten Staaten geliefert wurden. Mit ihrer Hilfe kann die Ukraine Ziele ins Visier nehmen, die ihre Artillerie bislang kaum erreichen konnte – und sie treffen, so genau, dass sich selbst Militärblogger des Gegners beeindruckt zeigen.

Nach der wochenlangen, verlustreichen Abwehrschlacht im Donbass fällt der Jubel auf Seiten Kiews entsprechend groß aus. Ein einziger Schuss des amerikanischen „hochmobilen Artillerieraketensystems“ (kurz: M142 HIMARS) reiche aus, um ein ganzes Munitionsdepot zu zerstören, so der ukrainische Militäranalyst Oleksandr Kowalenko neulich im ukrainischen Fernsehen.

Der Waffennachschub und die Truppenversorgung der russischen Armee, so Kowalenko weiter, würden bis Ende Juli kollabieren – eine gewagte Pro­gnose. Dennoch stellt sich angesichts der taktischen Erfolge der Ukrainer die Frage, ob die Raketenwerfer das Blatt im ukrainisch-russischen Krieg zugunsten der Verteidiger wenden könnten.

Russland ist machtlos

Fest steht, dass die russischen Streitkräfte bislang kaum über Mittel verfügen, sich gegen die Raketenwerfer zu verteidigen. Und das, obwohl ihre Lieferung viele Wochen zuvor angekündigt worden war. Gegen die schnell und flach fliegenden Geschosse ist die durchaus leistungsfähige russische Flugabwehr weitgehend machtlos.

Hinzu kommt, dass die Raketenwerfer nur schwer aufzuklären sind. Die amerikanischen Modelle sind auf Lastkraftwagen angebracht, und die Ukrainer operieren mit ihnen im Schutz der Dunkelheit. Der Werfer kann angeblich in Sekundenschnelle auf sein Ziel ausgerichtet werden und seine sechs 227-Millimeter-Raketen verschießen. Danach kann die dreiköpfige Besatzung umgehend die Position wechseln.

Offenkundig ist auch ihr Schadenspotential. Mit den Raketenwerfern verfügen die ukrainischen Artilleristen erstmals über ein System, mit dem sie in die Tiefe des gegnerischen Raums auf eine Distanz von bis zu 84 Kilometern wirken können – dank präzisionsgelenkter GMLRS-Raketen. Auch 300 Kilometer wären theoretisch möglich. Aber die Vereinigten Staaten halten die Boden-Boden-Rakete ATACMS zurück, um Angriffe auf russisches Staatsgebiet mit den HIMARS auszuschließen.

Auch ohne sie können die Ukrainer mit den Werfern dem russischen Zermürbungskrieg entweichen und an ihre erfolgreiche Taktik aus den ersten Kriegswochen anknüpfen. Damals griffen die ukrainischen Truppen, vor allem im Norden des Landes, aus Hinterhalten an und störten die Nachschubwege der Russen empfindlich. Die Aufgabe der Infanterie und der Kampfdrohnen übernehmen nun die Raketen. Im Zusammenspiel mit der (von westlicher Seite unterstützten) Aufklärung geraten ranghohe russische Militärs, Logistikzentren und Munitionslager ins Visier. Auch dort, wo die russische Luftabwehr Angriffe bislang vereitelt hat.

Keine Wunderwaffe

„HIMARS hat den Ukrainern erlaubt, so zu kämpfen, wie sie wollen“, schrieb der Strategieforscher und frühere australische Generalmajor Mick Ryan am Dienstag auf Twitter. Und doch warnte er zugleich davor, die Raketenwerfer als „Wunderwaffe“ zu bezeichnen. Für Ryans Skepsis gibt es eine Reihe von Gründen, die er zum Teil selbst ausführte. Auf russischer Seite dürften die HIMARS ganz oben auf der Zielliste stehen. Amerikas Nationaler Sicherheitsberater Jake Sullivan hatte am Montagabend mitgeteilt, dass Iran offenbar beabsichtige, „mehrere Hundert“ Drohnen für den Einsatz in der Ukraine zu liefern; Teile von ihnen waffenfähig. Iran bestritt das am Freitag.

Ein weiterer Punkt ist ihre Wirkweise. Raketenwerfer eignen sich dazu, nachrückende Truppen des Gegners zu lähmen. Sie können ihn also schwächen und auch den Druck auf die eigenen Streitkräfte an der Front verringern, weil es auf russischer Seite an Munition, Treibstoff und eventuell auch militärischer Führung mangelt. Für die Unterstützung des direkten Kampfs an der Front eignen sich die Raketenwerfer hingegen nur bedingt. Dafür sind Rohrwaffen deutlich besser geeignet.

Noch wichtiger ist ihre geringe Zahl. Mit der jüngsten Lieferankündigung der Amerikaner käme die ukrainische Armee künftig auf zwölf HIMARS. Der ukrainische Präsidentenberater Mykhailo Podolyak sagte im Juni, allein an Raketenwerfern brauche Kiew 300, um eine „Parität“ auf dem Gefechtsfeld herzustellen.

Schätzungen westlicher Fachleute liegen niedriger. Der frühere Pentagonexperte Michael G. Vickers sprach gegenüber der „New York Times“ von 60 bis 100 Systemen. Doch auch zusammen mit vergleichbaren Systemen, die aus Großbritannien (M270 MLRS) und Deutschland (Mars II) an die Ukraine gehen, beträgt die Gesamtzahl der Werfer nur einen Bruchteil davon.

Auch bei der Rohrartillerie bringen die mittlerweile mehr als hundert westlichen Systeme Entlastung, aber keine Parität. Das schließt nicht aus, dass es den Ukrainern gelingen könnte, mithilfe vieler Artillerie-Nadelstiche die russischen Truppen, vor allem im Gebiet Cherson, so zu lähmen, dass sie zurückweichen müssen. Umso mehr, als die Ukrainer ihre Artillerie geschickt dosieren und klug einsetzen. Um die Russen aber aus größeren Gebieten dauerhaft zurückzudrängen, dürfte das nicht reichen.

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