Nachrichten

#Corbyn hat nichts gelernt

Corbyn hat nichts gelernt

Die Formulierung „tone deaf“ ist in Großbritannien zurzeit in vieler Munde, um politische Schwerhörigkeit und fehlendes Gespür zu bezeichnen. Auf niemanden trifft das Wort so passgenau zu wie auf den nun von seiner Partei suspendierten, ehemaligen Labour-Chef Jeremy Corbyn. Während sein Nachfolger von einem „Tag der Schande“ für die Partei sprach, zeigte Corbyn mit seiner Reaktion auf den vernichtenden Bericht der britischen Kommission für Gleichheit und Menschenrechte über Antisemitismus-Vorwürfe gegen die Labour Party unter seiner Führung, dass er nichts begriffen oder gelernt hat – nicht das Geringste, seitdem er 2012 einen Straßenkünstler unterstützte, der sich über die Entfernung eines Wandgemäldes im Londoner East End beschwert hatte. Das Bild stellte hakennasige Kapitalisten wie aus einer Karikatur des nationalsozialistischen „Stürmer“ dar. Sie spielten Monopoly auf einem großen Brett, das die geduckten Massen auf ihrem Rücken trugen.

Gina Thomas

Gina Thomas

Feuilletonkorrespondentin mit Sitz in London.

Corbyn rief dem Künstler damals zu, er befinde sich in guter Gesellschaft. Nelson Rockefeller habe Diego Riveras Wandgemälde zerstören lassen, weil Lenin darauf abgebildet gewesen sei. Als der Fall später in die Schlagzeilen geriet, behauptete er, das Bild nicht genau angeschaut zu haben.

Am Mittwoch legte Corbyn abermals die im Wirbel um den Antisemitismus in der Labour Party oftmals wiederholten Lippenbekenntnisse gegen die Judenfeindlichkeit ab. Er konnte es sich jedoch nicht verkneifen zu bemerken, dass das „Ausmaß des Problems aus politischen Gründen dramatisch übertrieben worden ist von unseren Gegnern innerhalb und außerhalb der Partei ebenso wie von großen Teilen der Medien“. Der Labour-Vorsitzende Keir Starmer hat denn auch entgegnet, dass jeder, der das Antisemitismus-Problem als „übertrieben oder als Angriff auf eine Richtung“ empfinde, ein Teil des Problems sei und nicht in die Nähe der Partei gehöre.

Das einsichtslose Beharren auf seiner Position

Corbyns Stellungnahme ruft die Beobachtung des Wirtschaftshistorikers R.H. Tawney aus den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Erinnerung, dass „Kommunist zu sein eine Art Knoten ins Hirn setzt, der nie begradigt werden kann“. Der ehemalige Parteiführer Corbyn, der sich eher durch Sturheit als durch Klugheit auszeichnet, hat seine vom Aktivismus der Achtundsechziger geprägten Vorurteile vor fünfzig Jahren gebildet und ist nie davon abgerückt. Seine Sympathie für die IRA, für Hamas und für die Palästinenser wurzelt im internationalen Aufstand linker Sozialrevolutionäre in den sechziger und siebziger Jahren gegen die politische und gesellschaftliche Nachkriegsordnung der westlichen Demokratien.

Der Sohn aus mittelständischem Hause machte sich die antikapitalistischen Gesinnungen der radikalen Linken zu eigen, die sich an den Schriften postkolonialer Intellektueller wie Frantz Fanon und Jean-Paul Sartre nährten und sich durch die amerikanische Vietnam-Politik, die atomare Aufrüstung, den Sechs-Tage-Krieg von 1967 und die anschließende Besiedlung der von Israel besetzten Gebiete bestärkt fühlten in ihrer Kampfansage gegen den „Imperialismus“ und ihrem Engagement für die Befreiungsbewegungen in Afrika und Asien. Das Mitgefühl für Unterdrückte fixierte sich besonders auf die Palästinenser und machte sich die Propaganda der arabischen Welt zu eigen, die Israel als unrechtmäßiges Überbleibsel der westlichen Kolonisierung verteufelte, als Instrument des angelsächsischen Imperialismus, als einen von jüdischen Millionären finanzierten, militaristischen, faschistischen und rassistischen Staat, der die Selbstbestimmung der arabischen Völker verhinderte.

Aus dem selbstgerechten Glauben an diese Wertauffassungen erklären sich Corbyns Unfähigkeit, die Empfindlichkeiten britischer Juden zu begreifen, und das einsichtslose Beharren auf seiner Position. Wie der Bericht der Gleichheitskommission nachweist, hatte dies unter anderem zur Folge, dass sein Büro in dreiundzwanzig von siebzig Fällen direkt politisch intervenierte, um die Untersuchung von Beschwerden über Antisemitismus zu unterbinden. Es erklärt freilich auch, wie es dazu kam, dass Corbyn im Jahr 2011 das Vorwort zu einer Neuauflage von John Atkinson Hobsons 1902 erschienenem Buch „Imperialism“ schreiben konnte, ohne mit einem Wort darin vorkommende Verschwörungstheorien über die Rothschild-Dynastie zu erwähnen und das Argument, dass die europäische Wirtschaft von „Männern einer einzelnen und seltsamen Rasse“ kontrolliert werde.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!