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#Corona-Politik: Asien kann es besser

Corona-Politik: Asien kann es besser

Wenn man vor einem Jahr jemanden gefragt hätte, wer die Corona-Pandemie am besten in den Griff bekommen werde, dann hätten wohl viele auf den Westen getippt: Nordamerika, Europa, die entwickelten Industrienationen eben. Gerade in Deutschland ist man daran gewöhnt, dass große Krisen nur in stark abgemilderter Form bei uns ankommen, wenn überhaupt. Und im Frühjahr 2020 sah es ganz so aus, als ob es auch diesmal wieder so sein würde. Die Deutschen fühlten sich dank relativ weniger Infektions- und Sterbefälle vielen anderen Ländern überlegen, vor allem ihren Nachbarn in Europa.

Das war voreilig. Deutschland gehört heute zu den zehn Staaten mit den höchsten Gesamtzahlen an Ansteckungen und Todesfällen. Auf der globalen Corona-Karte sind vor allem zwei Kontinente tiefrot: Amerika und Europa. Andere Regionen, in die wir sonst nur mit gut sortierter Reiseapotheke fahren, stehen besser da. Dazu gehören vor allem Afrika und Asien, zwei Kontinente, die man früher zur „Dritten Welt“ zählte. Das war durchaus als Hackordnung zu verstehen: hier der stabile Westen, dort die rückständigen Schwellen- und Entwicklungsländer.

Diese Gleichung, deren Wurzeln bis in die Kolonialzeit reichen, gilt in der Pandemie nicht mehr. Die Corona-Seuche ist die erste Großkrise, in der die Verhältnisse umgedreht werden. Westliche Gesellschaften kämpfen mit ihrer Verwundbarkeit, während man die Sache im Osten besser unter Kontrolle hat.

Die Vereinigten Staaten wurden am stärksten getroffen

Zwei Zahlen bringen das anschaulich zum Ausdruck. Das Land, das am stärksten von Corona getroffen wurde, sind die Vereinigten Staaten. Bis Montag wurden dort mehr als 520.000 Todesfälle gezählt. In Taiwan, gelegen in unmittelbarer Nähe zum Ausbruchsherd China, waren es zehn. In Deutschland interessiert man sich erstaunlich wenig dafür, woran das liegen könnte. Die Diskussion endet meist mit der Feststellung, dass ein demokratisches Land ja wohl nichts von den rigiden Methoden lernen könne, mit denen eine Diktatur wie China gegen das Virus vorgeht. Ganz so einfach ist die Sache allerdings nicht.

Es gibt wahrscheinlich viele Faktoren, die die Verbreitung von Corona auf der Welt beeinflussen. In Afrika etwa scheint eine junge Bevölkerung die Totenzahlen vergleichsweise niedrig gehalten zu haben. Die Leute lebten mehr draußen und reisten weniger in der Welt herum, lautet eine andere These. Das sind natürlich Dinge, die sich in modernen Gesellschaften wie der deutschen, die Teil der globalisierten Arbeitswelt sind, schwer nachahmen lassen.

Oft blieb im Westen nur übrig, die Bewegungsfreiheit einzuschränken: Ein Erstklässler bei einem Protest gegen die coronabedingte Schließung von Schulen im November in New York; „I want to be in school“ (Ich will in der Schule sein) steht auf seinem Plakat.


Oft blieb im Westen nur übrig, die Bewegungsfreiheit einzuschränken: Ein Erstklässler bei einem Protest gegen die coronabedingte Schließung von Schulen im November in New York; „I want to be in school“ (Ich will in der Schule sein) steht auf seinem Plakat.
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Bild: dpa

Anders sieht es in Teilen Asiens aus. Da gibt es entwickelte Gesellschaften, in denen ein Lebensstil gepflegt wird, der dem des Westens ähnlich ist. Japan hat sogar eine Bevölkerung, die noch ein wenig älter ist als die deutsche. Aber trotzdem gibt es in Asien, dem am meisten und dichtesten bevölkerten Kontinent, mit einigen Ausnahmen kein diffuses Infektionsgeschehen, sondern mehr lokale Ausbrüche.

Sind „asiatische Werte“ entscheidend?

Manche sind da schnell mit kulturellen Erklärungen bei der Hand: In Asien sei man eben rücksichtsvoller oder halte sich eher an Regeln. Das erinnert ein wenig an die alte Theorie von den „asiatischen Werten“, wonach der Westen individualistisch und hedonistisch, der Osten dagegen gemeinschaftsorientiert und diszipliniert sei. Aber sind es nicht gerade die Deutschen, die als besonders gesetzestreu gelten? Und kann man all die Länder in Asien, die von sehr unterschiedlichen Sitten und Gebräuchen geprägt sind, wirklich über einen Kamm scheren?

Viel mehr sticht etwas anderes ins Auge: In Asien setzte man stark auf digitale Technik, sei es durch GPS-Ortung, Handy-Apps, Kameras oder Bankdaten, um Quarantänen durchzusetzen und Kontakte nachzuverfolgen. Der Einsatz von Big Data eint so unterschiedliche Länder wie das kommunistische China, das autoritäre Singapur und die Demokratien in Taiwan oder Südkorea. Vor allem für die freiheitlichen Länder war die Frage, welche Grundrechte für die Seuchenbekämpfung einzuschränken seien, nicht weniger heikel als für uns. Sie entschieden sich dafür, Teile des Datenschutzes zu opfern; allerdings blieb den Bürgern etwa in Südkorea durchaus der Rechtsweg gegen die Maßnahmen offen.

Wir haben dafür viel stärker andere Grundrechte beschnitten wie die Bewegungs-, die Berufs- oder die Versammlungsfreiheit. Symptomatisch steht dafür die millionenfach heruntergeladene deutsche Corona-Warn-App, die bis heute keinen nennenswerten Beitrag zur Eindämmung der Seuche geleistet hat.

Das Ergebnis ist bitter. In Asien, wo Modernität angebetet wird wie in Deutschland einst in der Gründerzeit, konnten nicht alle, aber viele Menschen in den vergangenen Monaten ein unbeschwerteres Leben führen als wir. Europa, das seit langem mit dem technischen Fortschritt hadert, blieben nur die mittelalterliche Methode des Lockdowns und das Warten auf Impfungen. Vielleicht werden die Historiker einmal schreiben, dass die Corona-Pandemie der Beginn des asiatischen Zeitalters war.

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