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#Die Geldpolitik befindet sich in einem Teufelskreis

Alles begann mit Overend Gurney. Als das seinerzeit recht bedeutende britische Bankhaus im Jahre 1866 in ernsthafte Schwierigkeiten geriet, erhielt es keine Hilfen von der Bank of England. Overend Gurney kippte um, als Folge der für diese Branche typischen und so gefährlichen Ansteckungseffekte folgten andere Banken, und die weiteren Ereignisse gingen unter der Bezeichnung „Die Panik von 1866“ in die Geschichtsbücher ein. In Großbritannien litt die gesamte Wirtschaft; die Löhne fielen, und die Arbeitslosigkeit stieg. Über die internationale Vernetzung des damals schon führenden Finanzplatzes London ergriff die Krise weitere Länder.

Zu den scharfsinnigsten Beobachtern dieser Vorgänge gehörte der Londoner Journalist und Ökonom Walter Bagehot, der seine Erkenntnisse in einem bis heute gelesenen Buch („Lombard Street“) zusammenfasste. In der Folge orientierte sich die Bank of England an Prinzipien, die Bagehot zugeschrieben werden. Sie stellte in Liquiditätsnöten befindlichen Banken Notkredite gegen gute Sicherheiten und zu hohen Zinsen bereit.

Als das Bankhaus Barings im Jahre 1890 wegen fehlgeschlagener Geschäfte an den Rand des Zusammenbruchs geriet, brachte der Gouverneur der Bank of England ein Konsortium privater Geschäftsbanken zusammen, das Barings stabilisierte. Im Deutschen Reich beteiligte sich die Reichsbank an Rettungsaktionen; allerdings ließen sich schon damals Fälle eines Missbrauchs der Zentralbanken durch Geldhäuser beobachten, die erst ruinöse Geschäfte betrieben und sich dann retten ließen.

Geldwert, Staatsfinanzen und Stabilität hängen zusammen

Wie auch immer: Die Funktion der Zentralbanken als Stabilisatoren des Finanzsystems oder, anders ausgedrückt, als Versicherer gegen gesamtwirtschaftliche Großrisiken ist im Zuge der Indus­tria­li­sierung und der Herausbildung globaler Märkte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden, als die Zentralbanken zu „Kreditgebern der letzten Instanz“ wurden.

Alle Anreizprobleme, die heute mit der Stabilisierung der Finanzhäuser durch Zentralbanken diskutiert werden, waren seinerzeit bekannt. Eines allerdings stellte sich anders dar: Zentralbanken waren damals nicht für die Sicherung des Preisniveaus verantwortlich. Dafür sollte die Institution der Edelmetallwährung sorgen.

In diese nur scheinbar heile Welt der Vergangenheit führt kein Weg zurück. Längst befindet sich, um einen Ausdruck des Ökonomen Markus Brunnermeier zu benutzen, die Geldpolitik in einem Teufelskreis. Wie es in einem vor ziemlich genau zehn Jahren in der F.A.Z. erschienenen Artikel hieß, sind Geldwertstabilität, Finanzstabilität und Stabilität der Staatsverschuldung miteinander verbundene Konzepte. Das hatte man lange Zeit nicht so gesehen: Nach dem Ende der Goldwährung wurden in vielen Ländern Zentralbanken mit der Sicherung der Geldwertstabilität beauftragt – unter der stillschweigenden Annahme einer Stabilität des Finanzsystems und der Tragfähigkeit der Staatsverschuldung.

Dann kam das Trennbanken-System

Dabei war der Zusammenhang zwischen Geldwert- und Finanzstabilität spätestens seit den Arbeiten von Milton Friedman und Anna Schwartz zur Großen Depression in den Vereinigten Staaten bekannt. Zu Beginn der Dreißigerjahre des 20. Jahrhunderts hatte Washington zugesehen, wie nach dem Börsenkrach in den Vereinigten Staaten zahlreiche Banken kollabierten, worauf viele Menschen ihre Bankguthaben verloren.

Der Wegfall dieser Bankguthaben war aber gleichbedeutend mit einem Rückgang der Geldmenge. Für Anhänger der monetaristischen Schule wie Friedman und Schwartz folgte aus diesem Rückgang der Geldmenge Deflation und Depression. Auch aus geldpolitischer Sicht wäre es empfehlenswert gewesen, den Zusammenbruch zahlreicher Banken zu verhindern.

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