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#„Da kullern bei mir immer die Tränen“

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„Da kullern bei mir immer die Tränen“

Julian Nagelsmann lachte laut. „Ja ist denn heut‘ schon Weihnachten?“, sagte der Bayern-Trainer in Anlehnung an den Klassikerspruch von Franz Beckenbauer nach der Frage, welcher Charakterzug von ihm in einem Porträt zum Hinrundenabschluss auf jeden Fall herauskommen sollte. „Lebensbejahend. Ich bin eigentlich immer gut gelaunt“, antwortete der 34-Jährige schließlich.

Vor dem abschließenden Spiel des Jahres für den torhungrigen Herbstmeister FC Bayern gegen den schwächelnden Fußball-Bundesligaverein VfL Wolfsburg und den unter Druck stehenden neuen Coach Florian Kohfeldt verkörperte Nagelsmann wieder die große Freude, mit der er in seinem ersten Halbjahr in München eigentlich täglich am Werk war.

„Grundsätzlich haben wir eine sehr gute Hinrunde gespielt“, bilanzierte Nagelsmann schon vor dem Geisterspiel am Freitagabend (20.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga, bei Sat.1 und DAZN). Durch einen „extremen Dämpfer“ – das von ihm nicht explizit genannte krachende 0:5 im DFB-Pokal gegen Borussia Mönchengladbach – gebe es zwar einen „kleinen Schatten“, wie er zugab: „Aber nicht so, dass gar kein Licht mehr zu sehen ist.“

Acht Klubs, darunter die ersten sechs der vergangenen Saison, wechselten vor dieser Spielzeit den Trainer. Während Kohfeldts Vorgänger Mark van Bommel und Jesse Marsch beim ehemaligen Nagelsmann-Klub RB Leipzig ihre neuen Arbeitsplätze schnell wieder räumen mussten, tun sich auch andere neue Männer an der Seitenlinie – zumindest phasenweise – schwerer als Nagelsmann.

Nagelsmann und der „Traumjob“

„Der Trainer ist der wichtigste Mann im Verein. Egal ob es gut oder schlecht läuft, ein Trainer kann die Mannschaft, die Spieler und sich selbst verändern“, sagte Münchens Routinier Thomas Müller. „Wir können absolut zufrieden sein, wie es bisher mit Julian im ersten halben Jahr gelaufen ist.“ Das können nicht alle Vereine mit neuen Trainern sagen: Nach vier Pleiten mit 17 Gegentoren hat es Adi Hütter von Pokal-Bezwinger Mönchengladbach gerade besonders schwer.

Gerardo Seoane (Bayer Leverkusen), Oliver Glasner (Eintracht Frankfurt), Steffen Baumgart (1. FC Köln) und Marco Rose (Borussia Dortmund) können da schon zufriedener zu Weihnachten bilanzieren. Allerdings gelang auch ihnen – wie etwa Rose mit dem ernüchternden Königsklassen-Aus des BVB – längst nicht alles wie gewünscht.

In München wird der Übergang nach der Erfolgsära von Sieben-Titel-Trainer Hansi Flick zu Nagelsmann als geglückt bewertet. „Wir hatten lange keinen Trainer mehr, der so eine gute Auswirkung auf die Mannschaft hatte“, rühmte der zum Hinrundenende wie Corentin Tolisso und Leon Goretzka verletzt fehlende Kingsley Coman den Coach.

Eine hohe zweistellige Millionensumme, bei der die Spekulationen schon über 20 Millionen Euro hinausgingen, zahlten die Münchner an Konkurrent Leipzig und ebneten Nagelsmann den Weg zum „Traumjob“. 40 Punkte aus 16 Spielen sind eine imponierende bisherige Ligaausbeute. Die Topmarke von Pep Guardiola bei dessen Start mit 47 Zählern würde Nagelsmann auch mit einem Erfolg gegen Wolfsburg verfehlen. Die perfekte Sechs-Siege-Gruppenphase in der Champions League weckt ebenfalls Münchner Titelambitionen für das kommenden Jahr.

Von solchen Marken sind die Wolfsburger, bei denen es drei Jahre lang vom Relegationsplatz bis auf Europas Königsklassenbühne lange nur bergauf ging, aktuell weit entfernt. Raus aus der Champions League, ausgeschieden im DFB-Pokal – und die Ligabilanz von 20 Punkten ist auch ernüchternd. Gerade in der entscheidenden Trainerfrage leisteten sich Geschäftsführer Jörg Schmadtke und Sportdirektor Marcel Schäfer in den vergangenen Monaten folgenschwere strategische Fehler. Der Weggang von Glasner nach Frankfurt war ein großer Verlust. Die Verpflichtung des ehemaligen Bayern-Kapitäns van Bommel ein Irrtum. Nachfolger Kohfeldt hat nun mit dem Komplettverlust der fußballerischen Identität zu kämpfen. „Florian Kohfeldt muss derzeit Dinge ausbaden, die er nicht zu verantworten hat“, sagte Sportchef Jörg Schmadtke.

Das musste Nagelsmann in München aber auch. Etwa als er als quasi wie ein Klubsprecher heikle Themen wie das Impfzögern von Joshua Kimmich oder die aus dem Ruder gelaufene Jahreshauptversammlung mit der Qatar-Debatte moderieren musste. Alles in allem war das aber kein Problem für ihn. „Ich wurde außergewöhnlich gut aufgenommen“, stellte er schon vorweihnachtlich gestimmt fest.

Nagelsmann hegt derweil keine materiellen Wünsche für die Bescherung an Weihnachten. „Ein paar Tage auf der Skipiste wären schön. Und ein bisschen Eishockey spielen. Ein paar Tage für mich und die Familie, das ist mein Weihnachtswunsch“, sagte er kurz vor den Festtagen. „Und das Ende der Corona-Pandemie wäre noch ein Wunsch. Ich weiß nicht, ob das Christkind da dienen kann – außer, das Christkind hat viel Impfstoff dabei. Vielleicht schaffen wir es dann“, sagte der 34-Jährige.

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Nagelsmann freut sich darauf, nach dem Bundesligaspiel am Freitagabend die Festtage im Kreise der Familie verbringen zu können. Früher sei er viel mit seinem Bruder unterwegs gewesen. Das habe dann meist eine Verletzung des Bruders zur Folge gehabt, erzählte er. Da habe sich seine Mutter besinnlichere Tage gewünscht. Er freue sich, die erweiterte Familie zu sehen. Dort werde dann gewichtelt, berichtete der einstige Ministrant. Am Weihnachtsbaum würden dann Lieder gesungen. „Das emotionalste ist ‚Stille Nacht, heilige Nacht‘. Da kullern bei mir immer die Tränen.“

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