Nachrichten

Dachdecker Ronney W. gibt sich arglos

Die Handwerkskammer Dresden hat sich von der rassistischen Anzeige des Dachdeckermeisters Ronney W. in der Osterausgabe des Amtsblatts der sächsischen Stadt Sebnitz distanziert. Sie wende sich als Organisation für alle rechtschaffenen und weltoffenen Handwerker gegen jede Form von Diskriminierung, teilte eine Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage mit.

Die Branche habe sich in einem Klima der Weltoffenheit und Vielfalt immer positiv entwickelt. „Hier arbeiteten Menschen unterschiedlicher Herkunft und Nationalität, die unser Land am Laufen halten.“ Die Firma in Sebnitz, deren Chef bisher nicht erreicht worden sei, werde bezüglich ihrer Eignung als Ausbildungsbetrieb angehört.

„Keine Hakennasen, Bimbos oder Zeppelträger“

Ronney W. hatte in einer Anzeige zum 30jährigen Bestehen seiner Firma im Sebnitzer Amtsblatt einen Ausbildungsplatz für 2026 in Aussicht gestellt, versehen mit dem Zusatz „aber: Keine Hakennasen, Bimbos oder Zeppelträger“. Der „Bild“-Zeitung und dem MDR gegenüber gab er zu, den Text verfasst zu haben. Er zeigte sich uneinsichtig. Der Tragweite der verwendeten Begriffe sei er sich nicht bewusst gewesen, sagte er dem MDR.

Die „Bild“-Zeitung zitiert ihn mit einer Einlassung, die erkennen lässt, wes Geistes Kind er ist. „Vielleicht“ hätte er „es so nicht formuliert, wenn mich der Anzeigenverkäufer darauf aufmerksam gemacht hätte“, sagte Ronney W. demzufolge. „Den Text habe ich ersonnen. Vielleicht habe ich es etwas übertrieben, aber das Land und seine Politik treibt mich dazu.“ Menschenverachtend sei nicht sein Text, sagte Ronney W., sondern sei das Benehmen von Menschen, „die in unser Land kommen“, so die „Bild“-Zeitung.

Die Stadt hat Strafanzeige gegen den Handwerker und den Verlag Linus Wittich Medien gestellt. Der Verlag hatte sich für den Fehler entschuldigt und hat den zuständigen Mitarbeiter, wie es heißt, inzwischen entlassen. Die Geschäftsbeziehungen zu Ronney W. habe man mit sofortiger Wirkung beendet.

Wer ist verantwortlich?

Die Veröffentlichung der antisemitischen und rassistischen Anzeige hatte ein Verantwortungsvakuum beim „Neuen Grenzblatt“, dem Amtsblatt von Sebnitz, offenbar werden lassen. Die Stadt verwies darauf, dass sie vor dem Andruck nur den redaktionellen Teil der Zeitung zu Gesicht bekomme, nicht aber den Anzeigenteil: „„Im aktuellen ,Grenzblatt‘“, hatte die Stadt auf Facebook mitgeteilt, „ist auf der letzten Seite der Druckausgabe eine private Anzeige mit verachtendem und ausländerfeindlichem Inhalt zu lesen. So etwas zu lesen, ist beschämend und untragbar. Wir sind ebenso bestürzt und versuchen aktuell, die Lage aufzuklären. Wichtig ist zu wissen, dass die Stadt Sebnitz ausschließlich für den redaktionellen Teil des Grenzblattes verantwortlich ist und den Anzeigenteil bis zur Veröffentlichung auch nicht kennt. Dieser liegt allein in der Verantwortung des Verlages.“

Die Linus Wittich Medien AG hatte der F.A.Z. gesagt, man sei zutiefst erschüttert über die Veröffentlichung der Anzeige. „Diese Formulierung widerspricht in jeder Hinsicht unseren Werten und unserem Selbstverständnis. Wir distanzieren uns mit aller Deutlichkeit von diesem Inhalt. Rassismus, Antisemitismus und jegliche Form von Diskriminierung haben bei uns keinen Platz – weder in unserer Arbeit noch in unserer Kommunikation.“ Die Veröffentlichung sei ein schwerwiegender Fehler gewesen. „Dieser Fehler ist nicht wiedergutzumachen, und wir bedauern zutiefst, dass er geschehen ist. Wir haben mit sofortiger Wirkung sämtliche Geschäftsbeziehungen zu dem betreffenden Gewerbekunden aufgekündigt und behalten uns weitere rechtliche Schritte vor.“ In der E-Paper-Ausgabe des „Grenzblatts“ ist die ganzseitige Anzeige gelöscht.

Der parteilose Oberbürgermeister von Sebnitz, Ronald Kretzschmar, und sämtliche Fraktionen im Stadtrat verurteilten die Anzeige. „Volksverhetzung, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit haben bei uns keinen Platz und werden in jeder Form abgelehnt“, heißt es in einer Erklärung. Kretzschmar hat gegen den Dachdecker Ronney W. und gegen den Verlag des Amtsblatts Strafanzeige erstattet. Der Kreisverband der Linkspartei erstattete Anzeige gegen den Dachdecker, den Verlag und die Stadtverwaltung. Die sächsische Linkspartei hat für Ostermontag zu einer Demonstration gegen Rassismus in der Sebnitz aufgerufen.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!