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#Dänemarks Trainer tüftelt – und irritiert

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Dänemarks Trainer tüftelt – und irritiert

Das eigentlich Überraschende war, dass Dänemark dieses Viertelfinale im Stile des Favoriten gewonnen hat. Erstaunlich kühl. Ohne am Ende noch mal extrem zu wackeln. Mit ganz viel Laufbereitschaft im Mittelfeld (Thomas Delaney habe gearbeitet wie ein Muli, schrieb eine dänische Zeitung), mit gefühlt hundert Bällen, die der immer glänzend stehende Simon Kjær aus dem Strafraum köpfte, und auch mit Paraden Kasper Schmeichels.

Aber wie ein Außenseiter hatten die Dänen beim 2:1 gegen Tschechien am Samstagabend in Baku nicht gespielt, und wohl niemand würde sagen, dass der Sieg unverdient war. Dänemark ist zu ebenjenem Geheimfavoriten gewachsen, als den viele die Skandinavier vor der EM gesehen hatten.

Nach den Gala-Erfolgen gegen Russland (4:1) und Wales (4:0) folgte in der zweiten K.-o.-Runde ein Arbeitssieg. Klug, mit Köpfchen herausgespielt und nur deshalb nicht deutlicher, weil Trainer Kasper Hjulmands Team am Ende ein paar Mal unklug konterte – vielleicht auch den 30 Grad Celsius in Aserbaidschans Hauptstadt und dem langen Turnierverlauf Tribut zollte. Jedenfalls war das Selbstvertrauen nach diesem Erfolg in Favoriten-Manier riesig. „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, wir sind jetzt mit dem Halbfinale zufrieden“, sagte Kjær.

Hjulmand hat sein Team gefunden

An diesem Mittwoch um 21 Uhr (im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-EM sowie im ZDF und bei MagentaTV) spielt die erste Auswahl der Dansk Boldspil-Union (DBU) in Wembley gegen England. Aus sich selbst heraus ist jedes Halbfinale etwas Großartiges, das eine dänische Nationalmannschaft in welchem Wettbewerb auch immer erreicht. Im Mutterland des Fußballs gegen ein Land, in dem so viele Dänen spielen: Das macht es natürlich noch einmal spezieller. Andreas Christensen, Jannik Vestergård und Pierre-Emile Højbjerg aus der Stammelf verdienen ihr Geld auf der Insel. Hinzu kommen die Einwechselspieler Joachim Andersen, Mathias Jensen und Christian Nørgård. Alle drei kamen am Samstag zum Einsatz.

Doch weder diese reizvolle Konstellation noch der Gegner waren die Themen des Tages – Dänemark blieb ganz bei sich. Das Team verriet, dass sich Christian Eriksen nach dem Spiel im internen Chat gemeldet habe; Kjær und Hjulmand vergaßen auch nach dem fünften Turnierspiel nicht, Eriksen zu grüßen und die Verbundenheit auszudrücken: „Christian ist ein großer Teil der Unterstützung, die wir während der EM aus ganz Europa bekommen“, sagte Hjulmand.

Der Trainer hatte wieder Coaching-Qualitäten bewiesen, als er in der ersten Halbzeit Christensen ins Mittelfeld vorschob, um dort Dominanz zu erzeugen. Es klappte, Dänemark führte durch Delaneys Treffer in der fünften und Kasper Dolbergs Tor in der 42. Minute komfortabel, ehe Patrik Schick die Sache spannend machte. Es ist Dänemarks Dreierkette mit den kopfballstarken Kjær, Christensen und Vestergård, die der ganzen Mannschaft Sicherheit gibt. Davor ackern Delaney und Højbjerg sowie Martin Braithwaite als Stürmer im Dauerlauf-Modus. Ganz vorn kann sich Hjulmand auf Überraschendes von Dolberg oder Mikkel Damsgaard verlassen.

Der Trainer hat sein Team im Laufe des Turniers gefunden, und dazu gehört auch, dass Yussuf Poulsen nur von der Bank kommt – es dann aber famos macht. Kurzum: Es gibt so viel Fabelhaftes von diesem Team zu erzählen, dass die Gegner gar nicht mehr so wichtig sind. Die Mannschaft merkt, dass inzwischen manches wie von allein läuft: „Meine Generation ist mit den Legenden von 1986 und 1992 aufgewachsen“, sagte Delaney, „so weit sind wir noch nicht, aber die Freude, die wir zu Hause erzeugen, ist eine große Antriebskraft für uns.“

Dass arrivierte Spieler ein Team bei einer EM tragen, ist Voraussetzung, um etwas zu erreichen. Garniert werden muss das Ganze von Überraschungen. Dafür steht Joakim Mæhle. Der linke Verteidiger von Atalanta Bergamo zeigt, wie gut man auf dieser Position als Rechtsfuß spielen kann. Der 24 Jahre alte Profi steht stellvertretend für das dänische Selbstvertrauen – wie sonst ließe sich diese Flanke mit dem rechten Außenrist erklären, die das 2:0 vorbereitete?

Mæhle ist eine Entdeckung des Turniers. Und Højbjerg als Führungsspieler ist Hjulmands Verdienst. Vorgänger Åge Hareide ließ Højbjerg links liegen. Bei Hjulmand spielt Højbjerg immer – mit 26 Jahren ist das große Talent gereift und dem Team die benötigte Hilfe. Seine Reaktion nach dem Schlusspfiff zeigte, dass ein dänisches Halbfinale eben doch alles andere als normal ist: Højbjerg weinte minutenlang. In der Nachbetrachtung kam ein weiterer wichtiger Teil des dänischen Teams ins Spiel. Endlich war ein Treffer nach einer Standardsituation gelungen (Delaneys 1:0), und die Arbeit mit Mads Buttgereit hatte sich ausgezahlt. Der dänische „dødboldstræner“ („Totballtrainer“) gilt als Stratege des ruhenden Balls – dass viele Stunde des Übens nun zu etwas Zählbarem führten, freute nicht nur ihn, sondern auch Hjulmand.

Wobei nicht alles, was der Trainer in diesen für ihn aufregenden Tagen sagt, leicht nachvollziehbar klingt – sondern mitunter auch irritierend. So sagte er im Hinblick auf die Vorschlussrunde tönend: „Wir müssen hoffen, dass Boris Johnson aufwacht und den vielen Tausend dänischen Fans Zugang gewährt.“ Wegen der Pandemie dürfen derzeit keine Fans aus Dänemark nach England reisen, ohne in Quarantäne zu müssen. Damit können nach aktuellem Stand nur im Vereinigten Königreich lebende Dänen Karten erwerben, 5000 Tickets sollen diese erhalten, teilte der dänische Verband mit. Damit diese ihr Team auch unterstützen können, schickte der Verband Trikots und Flaggen nach England.

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