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#Damit es in Karben nicht so kahl wird wie auf Kreta

Zum marineblauen Blazer trägt er schwarze Jeans und ein weißes Shirt mit schwarzem Aufdruck: Wie aus dem Ei gepellt heißt der angehende Hobby-Förster seine beiden Gäste willkommen. Eigens fein gemacht hat Lenny Kraut sich aber nicht. Das sei sein bevorzugtes Outfit, erzählt der neun Jahre alte Schüler aus Karben. „Außer mir läuft niemand so in der Schule rum“, sagt er und lächelt. In seinem Heimatort fällt er aber weniger wegen seiner Kleidung als durch eine ungewöhnliche Aktion auf. Lenny sammelt Geld für kleine Bäume. Sie sollen dereinst im Karbener Boden wachsen und gedeihen.

Thorsten Winter

Korrespondent der Rhein-Main-Zeitung für Mittelhessen und die Wetterau.

Genau gesagt, sollen es 8000 Bäumchen werden. Drei Euro dürfte über den Daumen gepeilt ein Setzling kosten. Überschlägig braucht Lenny mithin rund 24.000 Euro, um seine Idee in die Tat umzusetzen.

Mit dieser Zielmarke im Kopf geht er in seiner Freizeit etwa von Haustür zu Haustür. „Dann sage ich mein Sprüchlein auf“ – und bekommt im Gegenzug Geld in die Hand gedrückt, von manchem mehr, von anderen weniger. Dabei hat er einen Ausdruck des Lageplans des Grundstücks, auf dem die Bäume einmal stehen sollen. „Den hat mir mein Papa ausgedruckt“, sagt er.

20 Euro von CDU-Landeschef Rhein

Das Grundstück wiederum hat Bürgermeister Guido Rahn ausgeguckt. Und zwar auf einen Brief des Schülers hin, in dem er dem Christdemokraten von seinem Vorhaben berichtete. Das Areal grenzt an ein Waldstück in Klein-Karben unweit einer Biogasanlage und eines Trimm-dich-Pfads und misst rund 2,6 Hektar. Die Fläche entspricht in etwa drei Fußballplätzen. Schon auf einen Fußballplatz passen so einige Bäume – als Fußballer weiß Lenny um dessen Ausmaße.

Der neunjährige Junge sammelt auch Geld mit seinem Stand auf dem Wochenmarkt oder auf anderen Märkten, wie zum Beispiel in der Vorweihnachtszeit. Zudem durfte er beim Neujahrstreffen der örtlichen Union von der Bühne aus den Gästen sein Projekt vorstellen. „Da war ich ein bisschen nervös“, erzählt der Schüler. Er erreichte gleichwohl die Herzen der Zuhörer: 728 Euro nahm er ein, inklusive 20 Euro aus dem Portemonnaie des hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein (CDU).

1000 Euro von Firma Martinez aus Karben

Das war für einige Zeit die größte Summe an einem Tag. Bis die Rafael Martinez GmbH aus Karben 1000 Euro spendete. Ein Foto von Lenny und zwei Vertretern des Unternehmens ist auf seinem Instagram-Auftritt namens Lennys_Baumprojekt zu sehen, den seine Mutter, sein Vater und seine Schwester bespielen. Der Schüler hält ein Plakat in die Kamera, auf dem die Nummer des Spendenkontos zu sehen ist. Er trägt dazu eine Basecap mit dem Motto seiner Aktion.

Wie aber ist er überhaupt auf die Idee gekommen, unter die Hobby-Förster zu gehen? „Das war während eines Familienurlaubs auf Kreta“, berichtet Lenny. Auf der Insel sei die Landschaft ziemlich kahl. „Mama, Papa, meine Schwester und ich haben dann über den Klimawandel gesprochen“ – und danach habe er sich gedacht: „Ich möchte etwas unternehmen, damit es in Karben nicht irgendwann auch so aussieht.“

Im Laufe von anderthalb Jahren hat der Schüler mehr als 15.000 Euro gesammelt. Er ist mithin auf gutem Weg, sein Ziel zu erreichen, zumal noch Zeit ist.

Stadt spricht von einem artenreichen Eichen-Edellaubwald

Denn Bäume pflanzen werden Lenny und Familie im Verein mit dem örtlichen Förster kaum vor dem nächsten Herbst. Wann genau, ist offen, wie seine Mutter Kim Jennifer Kraut sagt. Der Boden müsse ausreichend feucht sein. Geplant ist auf jeden Fall ein Wald aus Laubbäumen, die viel Sauerstoff abgeben. Und zwar Bäumen, die auch trockene Perioden aushielten. Der Förster werde zudem sagen, welche Arten sich für die Klein-Kärber Erde gut eigneten.

Die Stadt spricht derweil von einem artenreichen Eichen-Edellaubwald. „Das Stadtparlament hat der Stadt bereits den Auftrag erteilt, sich um weitere Aufforstung zu bemühen. Es ist großartig, dass wir das nun mit dem ganz besonderen Engagement von Lenny verknüpfen können“, wird Bürgermeister Rahn auf ihrer Internetseite zitiert.

Und was sagen die Mitschüler zu seiner Aktion? „In der Schule reden wir eigentlich gar nicht über das Projekt. Da bin ich einfach nur der Lenny“, sagt er. Und fügt hinzu: „Es geht ja nicht um mich – es geht um die Bäume.“

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