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#Ist Astra-Zeneca wirklich gefährlicher als andere Impfstoffe?

Ist Astra-Zeneca wirklich gefährlicher als andere Impfstoffe?

Hat man bei anderen Impfstoffen nur noch nicht genau hingesehen, oder warum kommt es ausgerechnet nach Impfungen mit dem Astra-Zeneca-Impfstoff AZD1222, der seit dem 25. März Vaxzevria heißt, in seltenen Fällen zu lebensbedrohlichen Komplikationen? Die Europäische Zulassungsbehörde will noch weiter prüfen, bevor sie ihr Urteil fällt. Der Greifswalder Transfusionsmediziner und Thromboseforscher Andreas Greinacher, der Blutproben der meisten deutschen Patienten nach der Astra-Zeneca-Impfung untersucht und dem möglichen Auslöser der Nebenwirkung auf der Spur ist, hat an diesem Mittwochabend den Stand seiner Untersuchungen geschildert. Auch andere Thrombose-Experten haben sich mittlerweile zu den Komplikationen und Risiken geäußert. Fünf Antworten auf fünf drängende Fragen:

Joachim Müller-Jung

Joachim Müller-Jung

Redakteur im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

Ist der Impfstoff von Astra-Zeneca gefährlicher als andere Covid-19-Impfstoffe?

Erstmal nicht – nicht jedenfalls für alle Impflinge. Das Risikoprofil des Impfstoffs ist entscheidend. Und dieses Risiko ist nicht in Stein gemeißelt. Jedenfalls hat der Covid-19-Impfstoff AZD1222 des britisch-schwedischen Herstellers in puncto Sicherheit die Zulassungshürden der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA genauso gemeistert wie die m-RNA-Impfstoffe. Anwendungsbeschränkungen für Schwangere etwa oder Menschen mit Autoimmunkrankheiten oder auch für Kinder gab es von vorneherein für alle, weil bis zur Zulassung keine klinischen Daten vorgelegen haben. Schwere Nebenwirkungen wurden auch mit der Astra-Zeneca-Vakzine bei einigen zehntausend Impflingen in kontrollierten Phase-2/3-Studien keine festgestellt. Leichte bis moderate Beschwerden nach der Injektion, die ein oder zwei Tage andauern können, waren nicht grundsätzlich verschieden, bei älteren Menschen mit AZD1222-Impfung verlaufen sie im Mittel sogar etwas milder. Auffällig – wenn auch immunologisch unverdächtig – war, dass die Immunantwort schon nach der ersten Dosis erstaunlich ausgeprägt war. Ein gutes Zeichen für die Wirksamkeit.

Entscheidend aber, und das zeigt jetzt die „Karriere“ von AZD1222 unter Realweltbedingungen, ist die Phase 4, wenn der Wirkstoff vielen Millionen Menschen mit ihren sehr verschiedenen genetischen wie gesundheitlichen Voraussetzungen verabreicht wird. Diese sogenannte Nachzulassungsbeobachtung, an der nicht nur die Ärzte, sondern auch die Impflinge (z.B. via App) teilnehmen können, soll sehr seltene mögliche Nebenwirkungen ermitteln. Schon Mitte März, vor dem ersten vorübergehenden Impfstopp für AZD1222 hatten sich Hinweise in der zuständigen „Pharmakovigilanz“-Stelle am Paul-Ehrlich-Institut verdichtet, dass atypische Hirnvenenthrombosen einige Tage nach der Injektion möglich sind – und sogar vereinzelt zum Tod führten. Inzwischen sind, Stand Mitte der Woche, 31 Verdachtsfälle dieser Sinusvenenthrombosen nach der AZD1222-Impfung bekannt geworden, mehrheitlich jüngere Frauen unter 63 Jahren. Neun Bundesbürger sind gestorben. In einer europäischen Datenbank (EudraVigilanz) sind 59 Verdachtsfälle und 14 Todesfälle nach AZD1222-Impfung registriert – allesamt bei Menschen deutlich unter dem Rentenalter, manchmal auch bei jungen Erwachsenen. Ein größeres Gesundheitsrisiko tragen beim Astra-Zeneca-Impfstoff also fürs Erste nur diese Personen (weswegen die Ständige Impfkommission die Empfehlungen entsprechend eingeschränkt hat für unter 60-Jährige).

Wieso wird das Risiko unterschiedlich bewertet von den Behörden?

Damit wird sich die EMA in den nächsten Tagen befassen müssen. Die Risikoabschätzung ist am Ende auch eine impfpolitische Entscheidung. Was die bisherigen Daten in dem offensichtlich sehr gut funktionierenden deutschen Pharmakovigilanz-Monitoring angeht, geben die Experten wie der Berliner Internist Robert Klamroth, stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH), eine Häufigkeit (Verdachtsfälle pro Impfungen in der Risikogruppe) von 1:50.000 an. Zum Vergleich: Das Risiko eines tödlichen Covid-19-Verlaufs nach einer Sars-CoV-2-Infektion liegt für 50-jährige im Schnitt nach Studienlage grob bei 1:1000, für 25-Jährige bei 1:10.000. Allerdings sind die zugrunde liegenden statistischen Werte wie die Covid-19-Infektionssterblichkeitsrate mit Unsicherheiten behaftet und von vielen regionalen Faktoren abhängig, beispielsweise auch von der auch von der medizinischen Versorgung.

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