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Das andere Notting Hill

Bei dem Stichwort Notting Hill denken viele Menschen vermutlich am ehesten an eine Filmkomödie aus dem Jahr 1999, in der Julia Roberts eine berühmte Schauspielerin spielte, die sich in einen leicht verschrobenen Buchhändler namens William Thacker verliebt. Ein wenig zugespitzt könnte man sagen, dass Hugh Grant sich von diesem Welterfolg nie wieder erholt hat, er musste seither immerdar Williams spielen. Und London-Touristen stolpern seither durch Notting Hill und suchen nach putzigen Läden, aus denen sie schräge Souvenirs mit nach Hause bringen können.

Dass es mit dem Stadtteil nordwestlich des Hyde Parks in der Geschichte der britischen Metropole auch noch eine andere Bewandtnis als Luxus-Gentrifizierung und Prestige-Konsum hat, war niemals vollkommen vergessen. Nun aber hat der Filmemacher Steve McQueen einen Zyklus vorgelegt, der das Zeug hat, die Geschichte von Notting Hill im populären Gedächtnis vollkommen neu zu schreiben, und das heißt in diesem Fall auch: neu grundzulegen. „Small Axe“ erzählt von karibischen Einwanderern zwischen 1968 und den achtziger Jahren, also von einer Zeit, in der Rassismus in den britischen Institutionen tief verwurzelt war.

Die Anthologie von fünf Filmen lief von November bis Dezember in der BBC, stellt also auch so etwas wie einen Weihnachts-Mehrteiler dar, ist aber, nicht nur wegen des Stellenwerts von Steve McQueen – Regisseur von „Shame“ und „12 Years a Slave“ – auch ein Kinoereignis ersten und neuen Ranges. In Deutschland findet man es derzeit als Kauf-Streaming-Angebot auf Amazon Prime für den Preis einer Multiplex-Eintrittskarte.

Fünfteiliges Familienalbum

Steve McQueens Familie stammt aus Grenada und Trinidad, einige Details aus „Small Axe“ haben autobiographischen Bezug, zum Beispiel die Leseschwierigkeiten des Jungen Kingsley, um den es im fünften Film „Education“ geht. Eine im Abspann des dritten Films „Red, White and Blue“ versteckte Schwarzweiß-Fotografie aus der erzählten Zeit weist das ganze Projekt als eine Art Familienalbum aus, wobei mit Familie in diesem Fall eine Community gemeint ist. Ein Gemeinschaft, die sich durch geteilte Erfahrungen definiert, durch ausgeprägte Sprachfärbungen – und durch eine gemeinsame Musik.

Denn zu einem wesentlichen Teil ist „Small Axe“ auch eine Sammlung von großen Tracks aus Reggae, Dub und Rocksteady, von dem „Kunta Kint Dub“ von den Revolutionaries bis „Robin Hood“ von Cry Tuff & The Originals. Der zweite Film „Lover’s Rock“ erzählt überhaupt im Wesentlichen von nichts anderem als einer langen Party, und er gipfelt in einer phantastischen Szene, in der die Tanzenden den Klassiker „Silly Games“ von Janet Kay noch lange weitersingen, nachdem das Soundsystem schon verstummt ist.

Die fünf Teile werfen jeweils wechselseitig ein Licht aufeinander und greifen unterschiedliche Aspekte der anglokaribischen Erfahrung auf. Der erste und längste Film „Mangrove“ erzählt von einem Restaurant gleichen Namens, das mit seiner „spicy cuisine“ ausdrücklich ein Community-Treffpunkt in Notting Hill sein soll. Hier treffen sich auch Menschen wie der große schwarze Intellektuelle C.L.R. James, Verfasser eines Werks über die Revolution in Haiti („Die schwarzen Jakobiner“). Die Polizei geht massiv diskriminierend gegen das Restaurant vor, bis es zu einer Demonstration kommt, die zu einer Anklage wegen Ausschreitungen führt. Das Gerichtsverfahren nimmt die ganze zweite Stunde von „Mangrove“ ein und bildet einen veritablen „courtroom thriller“, mit der Pointe, dass ein progressiver weißer Anwalt die Leute aus Notting Hill zu einer kreativen Form von juridischer Selbstverteidigung inspiriert.

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