#Der Geschmack der Quarantäne
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„Der Geschmack der Quarantäne“
Wie schmeckt New York? Nach Soulfood und BBQ, nach jiddischen Lox Bagels, nach Mango mit Chilisalz auf der Straße, nach viel zu heißen Pizzastücken, die man natürlich stilecht in der Mitte faltet und ohne Besteck herunterschlingt, nach Hotdogs und Tacos aus dem Wägelchen an der nächsten Kreuzung, nach Kaffee aus blauen Pappbechern, nach Drei-Sterne-Gourmetfaszination, nach viel zu viel Schnaps und nach den Kaugummis, die man kaut, um den Gestank im U-Bahn-Waggon zumindest ein wenig zu übertünchen.
Zumindest bis knapp vor einem Jahr war das so. Bis Covid-19 kam und die Stadt, die niemals schläft, in Pandemiestarre verfiel. Statt langen Nächten, die in Restaurants beginnen und in Bars spät abends enden: Stille, durchbrochen vom Heulen der Krankenwagensirenen. Und vom Surren, einem immer lauter werdenden Surren. Ein neues Geräusch – aber ein stetig zunehmendes. Dahinter stecken hunderte, tausende Elektrofahrräder, die in endloser Hatz die langen Avenuen Manhattans rauf- und runtersausen. Meist sitzen auf ihnen Männer jeglichen Alters, vor allem Latinos oder Schwarze. Und auf dem Gepäckträger balanciert mindestens ebenso oft eine wärmeisolierte Kiste.
Die Einwohner New Yorks sprechen vom „Exodus“: Nachbarinnen, Arbeitskollegen, Freundinnen, wer konnte, verließ die Stadt. Warum auch für ein WG-Zimmer 2000 Dollar bezahlen, wenn man dann doch nur im Homeoffice oder Digitalunterricht sitzt? „Mir fehlen 50.000 Dollar an Mieteinnahmen“, erzählt ein privater Vermieter. „Die Leute sind alle ausgezogen. Warum sollten sie auch hier bleiben?“ Dementsprechend sind auch die Mieten gefallen, haben sich mancherorts, wo der Markt besonders aufgeheizt war, sogar halbiert. Von denen, die noch übrig geblieben sind, minimieren die einen den Aufenthalt außerhalb der eigenen Wände – und die anderen, die kaufen eben für sie ein.
Sogar Einkäufe und Cocktails lässt man liefern
Denn die Hauptstadt von Take-Out und Essen-on-the-go lässt sich ihre Festmahle jetzt nach Hause liefern. Und zwar nicht nur Pizza und Sushi, sondern auch Einkäufe, Cocktails und alte Klassiker. Endlos viele Plattformen konkurrieren um die Gunst der Hungrigen: da wären zum Beispiel die Lieferplattformen Doordash, Caviar und vor allem UberEats. UberEats hatte in den vergangenen Monaten gewiss mehr Zuspruch für seine Essenslieferungen als für den Taxi-Service des Mutter-Unternehmens. Auf die Dienste von Uber können Restaurants kaum noch verzichten. Sogar ein alteingesessenes Traditionslokal wie die Pizzeria Patsy in East Harlem, die in der Stadt, in der alles mit Kreditkarte bezahlt wird, noch altmodisch auf Bargeld setzt, passt sich den Regeln der Lieferplattform an. Und bietet neben dem klassischen „Margherita Pie“ auf UberEats auch andere Varianten an, um mit der mannigfaltigen Konkurrenz und den effizienten „Dark Kitchen“ mithalten zu können. Daneben gibt es noch Nischenangebote wie Goldbelly, das die Spezialitäten von „Kult“-Lokalen und Imbissen wie Yonah Schimmel’s Kosher Knishes (immerhin die älteste „Knishery“ in den Vereinigten Staaten, zumindest nach eigener Angabe), Nathan’s Famous Hot Dogs oder Jing Fong, einem legendären Dim-Sum-Tempel aus Chinatown bundesweit an die Haustür liefert.
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