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#Das CERN wirft Microsoft raus – und was folgt daraus? – rupture de caténaire

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Das CERN wirft Microsoft raus – und was folgt daraus? – rupture de caténaire

Vor einiger Zeit habe ich berichtet, dass das CERN sämtliche Microsoftprodukte über Bord werfen will. Hintergrund war der Verlust des Status als “akademische Institution” und der Impuls zu der Aktion folglich ein monetärer. Es wurden auch noch weitere Beweggründe geliefert

  • Deliver the same service to every category of CERN personnel
  • Avoid vendor lock-in to decrease risk and dependency
  • Keep hands on the data
  • Address the common use-cases

Nun, ich bin allein mich zu fragen ob die öffentliche Hand ganz allgemein einen verantwortlichen Umgang mit Steuergeldern zeigt, wenn sie in einem Sektor ausschließlich auf einen Dienstleister setzt. Die Auswirkungen des sog. vendor lock-in sind ja vielgestaltig:

  • Quasimonopole führen zu erhöhten Ausgaben
  • Anwender gewöhnen sich an das Angebot und glauben zu haben, was sie brauchen, selbst wenn Alternativen gleichwertig sind, sie zu größerer Produktivität befähigen können, mehr Sicherheit bieten etc.
  • speziell im Softwarebereich kommt noch ein guter Schwung Folklore hinzu
  • und mit den aktuellen Moden im Softwarebereich, gehen u. U. auch viele Daten und Metadaten in dritte Hände.

Glauben und Folklore können sich äußern in Sätzen wie “MS-Officeprodukte sind Quasiindustriestandard”, was immer einen wahren Kern enthält, aber eben außer acht lässt, dass Änderungen der Software doch immer wieder Anpassungen in der Dokumentenstruktur erfordern oder alternative Produkte gleichwertige Funktionalität bieten.

Gerade die Serie gehackter Systeme im öffentlichen Bereich (städtische IT, Krankenhäuser, Universitäten) zeigt, dass der Einsatz proprietärer Software alleine keine Sicherheit bietet. Es braucht auch Mitarbeiter, die beständig an Sicherheitskonzepten und der praktischen Umsetzung arbeiten. Das ist bei freier Software nicht anders, entkräftet aber das pauschale Argument, dass der Einsatz freier Software durch die erhöhten Personalkosten zu teuer wird: Da muss man rechnen, nicht wiederkäuen was Obermäuler vorkauten.

Zurück zum MAlt-Projekt des CERN

Das Microsoft Alternatives project (MAlt) hat eine schöne Statusseite. Mittlerweile ist für alle Felder erkennbar, welche Produkte gewählt wurden und der Status ist so weit fortgeschritten, dass eine Beurteilung des Erfolgs möglich wurde. Wie ich erwartet habe, haben Mail, geteilte Kalender (beides Teile klassischer Groupwarefunktionalität) und die Accountverwaltung am längsten gebraucht.

Gerade die Accountverwaltung wird viele Verantwortliche abschrecken. Selbst wenn wer wechselwillig ist fragt sich: Ist die Nutzerbasis erst einmal sehr groß, wie käme man vom AD weg? Gibt es überhaupt die Möglichkeit zu Alternativen zu migrieren und den Datenbestand mitzunehmen?

Diese gibt es, doch das Preismodell der MS-Lizenzen schreckt ab: Unabhängig von maßgeschneiderten Angeboten und Nachlässen gilt: Wer die essentiellen Features haben möchte die größere Organisationen benötigen muss in tief in die Tasche greifen. Die Opportunitätskosten des Wechsels sind immens – nicht zu vergessen ist der Planungsaufwand – da wird leicht weiterhin gutes Geld dem schlechten hinterher geworfen.

Beim CERN nun gibt es alles, was das Wissenschaftlerherz begehrt: mehrere CMSse, alles rund um Office- und Groupwaresoftware, Chatsysteme, Telefonsoftware, … und sogar ein eigenes Filesystem für Heimverzeichnisse (natürlich gibt es auch das Filesystem zu wissenschaftlichen Zwecken – hier geht es aber ausschließlich um die Nutzerbasis). Nicht zu vergessen eine Lösung für das Usermanagement. Das CERN ist so groß, dass das Größenargument (“Unsere Organisation ist zu groß zur Umstellung.”) für die meisten Organisationen nicht mehr sticht (Großstädte und Universitäten haben zugegebenermaßen mehr Nutzer und heterogenere Nutzergruppen). Dennoch ist der Weg zu mehr Wettbewerb zu Gunsten der öffentlichen Hand weit. Das MAlt-Projekt erregt bei Weitem nicht genug Aufmerksamkeit um merklich am dicken Brett der Beharrungskräfte zu bohren.

Schade – ein Grund mehr hiermit noch einmal zu berichten.

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