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#Das “Forum” 2013 – [sic] — Wissenschaftskommunikation

Das “Forum” 2013 – [sic] — Wissenschaftskommunikation

Die Bilanz des diesjährigen Forums Wissenschaftskommunikation (Mo-Mi in Karlsruhe) könnte kaum ambivalenter ausfallen, und leider muss ich dem erfahrenen Kollegen Reiner Korbmann in fast allen Punkten zustimmen. Gerade weil das „Forum“ der einzige relevante Fachkongress im deutschsprachigen Raum ist (nach Wegfall der SciComm, Schrumpfung des TUBS-Symposiums und der eigentlich nur noch ausschließlich für WissJour relevanten WissensWerten), vielleicht mit Ausnahme der BHK-Jahrestagung, die allerdings logischerweise auf die Hochschul-Welt beschränkt bleibt — das “Forum” ist also eine absolute Pflichtveranstaltung geworden, muss aber gerade deshalb endlich mehr sein als ein Klassentreffen. Es brauchte eigentlich schon letztes Jahr einen konzeptionellen Relaunch!

Jeder über die Jahre konferenzgeschädigte Leidensgenosse weiß: Nieten zieht man auf jeder Tagung, und es gibt auch immer echte Lichtblicke (die Sessions von Henning und Beatrice zum Beispiel, die bezeichnenderweise auch beide die bei weitem dialogischsten waren) – was dabei aber meist halbwegs stimmt, ist das Verhältnis von nützlichen und nutzlosen Beiträgen, und das ist diesmal zweifelsohne aus dem Ruder gelaufen.

 

Hier drei Appelle:

  1. Professionalisierung von Eventmanagement und Programmgestaltung
    Alle Kolleginnen bei WiD sind sicherlich mit Herzblut bei der Organisation, aber (wie auch von R.K. kritisiert) war der desaströse Kongressauftakt vor allem eine Folge fehlenden Briefings (für wen die Keynoter da überhaupt sprachen) und mangelnder inhaltlicher Abstimmung (wenn ich zum Beispiel eine Keynote halte, stimme ich meine grundlegende Linie oder sogar die Slides vorher immer mit den Ausrichtern ab; bei Fachtagungen muss ja bekanntlich oft sogar das fertige Paper vorher vorliegen). Vermutlich aber beginnt das Problem noch viel früher, nämlich bei der Programmgestaltung, die bislang mehr ein „Einsammeln“ von zufälligerweise fristgerecht eingereichten Vorschlägen ist. Viele spannende Themen, Projekte und Sprecher müsste man eben aktiv akquirieren. Auch für die Moderation gibt es auch im Wissenschaftsbereich genügend talentierte Kolleg(inn)en (wie u.a. Jens Schröder von GEO eindrucksvoll demonstrierte), so dass man nicht WiD-Kolleg(inn) auf die Bühne zwingen muss, denen man anmerkt, dass ihre Stärken eher hinter der Bühne liegen. Wie gesagt: Ab einer gewissen Größenordnung und Relevanz der Veranstaltung reicht das einfach nicht mehr.
  2. Dialogischere Formate
    Sicherlich ist es bei mehr als 400 Teilnehmern eine Herausforderung, Workshop-Charakter sicherzustellen, aber die Antwort kann ja nicht sein, dass man sogar in den Parallel-Sessions die Pseudo-Best-Practice-Beispiele aneinanderreiht, um dann noch 10 Minuten Pseudo-Dialog nachzuschieben.
    Erstaunlicherweise habe ich vor einem Jahr fast dasselbe schon mal hier geschrieben:
    “Warum diesmal [2012] sogar noch weniger partizipative Formate Verwendung fanden als letztes Jahr in Köln, ist mir schleierhaft. Um ein Haar wäre sogar die Abschlussdiskussion ohne Diskussion mit den Teilnehmern zu Ende gegangen.”
    Auch dies hat sich wiederholt: Um ein Haar wäre aus dem Abschluss eine Verabschiedung geworden. Ein weiteres Jahr später würde ich also dringend dazu raten, die Formate endlich einmal zu diversifizieren:20% inhaltlich und rhetorisch exzellente Plenarvorträge, die dann aber auch wirklich einen Überblicks-Charakter haben sollten, weil sie ja eben jeden angehen.
    40% thematisch fokussierte Parallelsessions (3-4 parallel, um die Gruppengröße zu begrenzen), in denen die reine Ex-cathedra-Zeit grundsätzlich auf 4×10 Minuten beschränkt wird; vorbereitende Fragen der Moderatoren (wie es etwa Beatrice für ihre Mittwochs-Session gemacht hatte) sollten eine Selbstverständlichkeit sein
    20% handwerkliche, nutzwertige Kurzworkshops, aus denen die Praktiker tatsächlich mit Hand-on-Wissen, Checklisten, konzeptionellen Blaupausen etc. wieder rauskommen
    20% evidenzbasierter Beiträge zu Forschungsergebnissen der Wissenschaftskommunikation, denn was das „Forum“ bislang weitestgehend ignoriert hat (mit Ausnahme zum Beispiel von Dietrams Beitrag in 2012), ist, dass unser Thema längst nicht mehr nur ein Berufszweig ist, sondern eine Forschungsdisziplin, die regelmäßig drei internationale Journals füllt und seit kurzem sogar eine eigene AG in der Fachgesellschaft beschäftigt. Eine ganze Reihe von Aussagen auf der Karlsruher Bühne widersprachen schlichtweg allem, was uns Wissenschaftssoziologie, Sozialpsychologie, PR-Forschung, Publizistik etc. über unsere Profession sagen, und das darf nicht noch einmal passieren (Beispiele gerne direkt, aber nicht an dieser Stellen, weil es ja nicht darum geht, Einzelpersonen bloßzustellen). Verglichen mit Fachtagungen von PCST (2014 in Brasilien) oder DGPuK (2014 in Zürich) müsste das „Forum“ natürlich mehr leisten, nämlich eine Brücke zur Praxis schlagen, also die Ergebnisse aufbereiten und transferieren. Um einen Vergleich zu bemühen: Zwar liest kein Hobbytrainer aus dem Fußballverein sportmedizinische Fachliteratur, die Profitrainer aber schon, denn schließlich geht es um Leistungssport. Ein Dejà-vu übrigens vom #FWK12, wo dieselbe Idee schon einmal diskutiert wurde. Die US-Kollegen machen uns das inzwischen mit „The Science of Science Communication“ vor, dabei müssten wir uns hierzulande (mit DFG-Forschungsschwerpunkt, mehreren dezidierten Instututen, Fachgesellschaften u.a.m) beileibe nicht verstecken!
  3. Mehr Nachhaltigkeit und Effizienz
    Technisch haben wir heute alle Möglichkeiten, die Sessions teilnehmerspezifisch vorzubereiten (Abfragen, Abstimmungen), interaktiv zu gestalten (Sammlung von Hinweisen und Links live in Delicious, Twitterwall, automatische Produktion täglicher Zusammenfassungen via paper.li oder storify) und letztlich auch zu dokumentieren (und zwar nicht etwa als Broschüre, sondern crossmedial mit Videostatements u.a.m., wie in diesem Jahr bereits zaghaft und ansatzweise versucht). Gerade in unserem Bereich, in dem so viele von uns tagtäglich in der akademischen Lehre unterwegs sind, sollten doch Didaktik und E-Learning keine Fremdwörter mehr sein!
    Auch über eine gemeinsame Erklärung (wie wir sie beispielsweise 2012 auf der ScienceComm oder 2013 auf der PLACES-Tagung hatten), ein Appell o.ä. sollte erwogen werden, wenn schon einmal die gesamte Community an einem Ort zusammen kommt.

 

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