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#Das große Zocken

Das große Zocken

Daniel Henzgen hat keinen leichten Stand. „In der politischen Diskussion werde ich oft angeschaut, als würde ich Hundebabys frühstücken“, sagt er. Das macht Henzgen vermutlich nicht. Aber er vertritt als einer der Geschäftsführer von Löwen Entertainment die Interessen des größten Spielhallenbetreibers im Land, der zugleich einer der größten deutschen Spielautomatenhersteller ist. „Ich finde es eine Unverschämtheit und Hochnäsigkeit einer pseudo-intellektuellen Mittelschicht, die Besucher von Spielhallen pauschal als Gescheiterte gesellschaftlich abzuqualifizieren“, schimpft Henzgen. Er zeichnet ein ganz anderes, fast schon idyllisches Bild. „Es ist der vielleicht letzte verbliebene Ort, wo sich Leute ohne soziale Schichtung bewegen können. Hier kann keiner mit einem 500-Euro-Schein den dicken Max markieren wie in der Spielbank. Hier sind alle gleich.“ Zehn Euro sind der maximale Einsatz. „Wir sehen hier ein Abbild der Gesellschaft, Partygänger vor dem Disco-Besuch ebenso wie Bewohnerinnen aus dem Altersheim, die den Geldeinwurf als Eintrittsgeld für die Teilhabe am Leben betrachten.“

Daniel Mohr

Redakteur in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Rund 8000 Spielhallen gibt es derzeit in Deutschland. Gut 220 000 Spielautomaten stehen dort und in Gaststätten. Sechs Milliarden Euro betrug der Bruttospielertrag für die Anbieter mit staatlicher Lizenz vor Ausbruch der Corona-Seuche im Jahr. Das ist der Betrag, den die Spieler im Lauf des Jahres mehr in die Automaten eingeworfen haben, als sie wieder herausbekamen. Rechnet man das auf die fünf Millionen regelmäßigen Spielhallenbesucher um, kommt man auf 1000 Euro je Person im Jahr; 200 Euro sind es für jeden der weiteren fünf Millionen Leute, die nach Angaben aus der Branche unregelmäßig spielen. Das ist viel Geld. Aber es gibt auch noch teurere Hobbys.

Daniel Henzgen, Geschäftsführer des Spielgräteherstellers Löwen Entertainment, in der Produktionshalle des Unternehmens in Bingen am Rhein.


Daniel Henzgen, Geschäftsführer des Spielgräteherstellers Löwen Entertainment, in der Produktionshalle des Unternehmens in Bingen am Rhein.
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Bild: Frank Röth [FAZ-Recht:1]

Denn als solches will die Branche das Glücksspiel verstanden wissen. Sie sieht sich als Anbieter von Unterhaltungselektronik, deren Nutzung Spaß macht, ein angenehmer Zeitvertreib ist – ergänzt um den Reiz, womöglich auch noch Geld zu gewinnen. Rein mathematisch wird das auf lange Sicht nicht passieren. Henzgen findet daher den Begriff Glück auch eher unpassend und spricht vom „regelgebundenen Zufall“. Maximal 400 Euro können an einem Automaten in einer Stunde gewonnen werden. Der Verlust je Stunde ist auf 60 Euro begrenzt. Im langfristigen Durchschnitt darf der Verlust nicht mehr als 20 Euro je Stunde betragen.

Alle paar Jahre neue Regeln von der Politik

Das ist gesetzlich haargenau geregelt, die Automaten sind entsprechend programmiert. Also vielleicht am besten mitzählen, was der vorherige Spieler schon so gewonnen und verloren hat, bevor man an das Gerät geht. Auch Pausenzeiten sind genau geregelt, die Sperrung süchtiger Spieler und Jugendlicher sowieso. Von einer „regulierungsinduzierten Produktentwicklung“ ist die Rede, wenn alle paar Jahre die Geräte umgerüstet werden müssen, weil die Politik sich neue Regeln überlegt hat. „Die finanziellen Risiken sind überschaubar“, findet Daniel Henzgen, der bei einer Führung durch die Werkshallen in Bingen am Rhein die Freischaltkarte erläutert, die jeder Spieler in Gaststätte oder Spielhalle bekommt und mit der er sich freischalten und Geräte sperren kann.

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