#„Das ist eine Mangelverwaltung“
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„„Das ist eine Mangelverwaltung““
Nach Karfreitag könnte es in Apotheken beim Einlösen von Rezepten zu unschönen Diskussionen kommen. Denn am 7. April läuft eine bundesweite Regelung mit dem sperrigen Namen SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung aus, die den Apotheken bis dahin die Abgabe von Arzneimitteln erleichtert. Sie war während der Coronapandemie eingeführt worden, um mehrfache Arzt- und Apothekenbesuche zu vermeiden. War ein verordnetes Medikament nicht in der gewünschten Packungsgröße oder Wirkstärke verfügbar, konnten die Apotheker de Patienten eine pragmatische Lösung anbieten, indem sie zum Beispiel aus größeren Schachteln einzelne Blister über den Tresen reichten.
Damit ist vom 8. April an Schluss. Von diesem Samstag an dürfe nur noch exakt das Medikament an den Patienten abgegeben werden, wie es in Menge und Stärke auf dem Rezept steht, sagt Ursula Funke, Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen, fest. Falls die passenden Tabletten nicht vorhanden sind, hilft auch kein Anruf in der Arztpraxis.
Der Patient muss dann wieder in die Sprechstunde gehen, um sich ein neues Rezept für ein anderes Präparat ausstellen zu lassen, das hoffentlich vorhanden ist, beschreibt Funke das Dilemma. So solle ein Ausweichen auf teurere Medikamente vermieden werden. Die Vereinbarung gelte für die Rabattarzneimittel, für die die Krankenkassen Verträge ausgehandelt hätten. Dabei hätte die Ausnahmeregel keine Mehrkosten für die Kassen verursacht, ist die Verbandssprecherin überzeugt: „Meine Kollegen sind mit diesen Lockerungen verantwortungsvoll umgegangen.“
„Wir wissen nicht, was morgen lieferbar ist“
Verschärft werde die derzeitige Lage durch Lieferengpässe bei Medikamenten, die schon seit Monaten bestünden, ohne dass sich eine Besserung abzeichne, so Funke. Antibiotika, Fiebermittel, Tabletten gegen Bluthochdruck, Insulinpräparate sind nur einige Beispiele, die sie ohne Zögern nennt. „Wir wissen nicht, was morgen und übermorgen lieferbar ist“, fasst Ursula Funke die Lage zusammen. „Das ist eine Mangelverwaltung“. Die Präsidentin der Landesapothekerkammer Hessen kennt die Nöte ihrer Kollegen aus erster Hand. „Jede Woche verbringen wir Stunden damit zu recherchieren, was es gibt und was überhaupt lieferbar ist“.
„Beschämend“ sei der Mangel an Medikamenten, sagt Hausarzt Gero Björn Denda. Selbst Penicillin fehle, um Scharlach zu behandeln, oder Antibiotika-Zäpfchen für Kleinkinder. „Wir leben doch in einem Industrieland“, empört sich der Mediziner aus Langen im hessischen Landkreis Offenbach. Nun werde den Ärzten mit der bevorstehenden Regelung ein zusätzlicher Verwaltungsaufwand aufgebürdet, dabei solle doch die Patientenversorgung im Mittelpunkt stehen.
Um den Mangel wenigstens ein wenig zu lindern, wird Nojan Nejatian in seiner Apotheke in Erzhausen (Kreis Darmstadt-Dieburg) nun wieder selbst Fiebersäfte für Kinder herstellen. „Schmerzmittel für Kinder als Saft oder Zäpfchen können wir selbst zubereiten“, sagt er. Bei Antibiotika seien ihm aber die Hände gebunden, da die Wirkstoffe am Markt fehlten.
Die Maßnahmen gegen die Lieferengpässe, die Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für Herbst in Aussicht stellt, kämen viel zu spät, sagt Ursula Funke, die zugleich stellvertretende Vizepräsidentin der Bundesapothekerkammer ist. Im Sommer werde absehbar eine Versorgungslücke entstehen.Sie fürchtet, dass es am Karsamstag Enttäuschungen geben wird, wenn ein Patient mit dem Rezept für ein nicht vorrätiges Medikament in ihrer Apotheke erscheinen wird. Der verschreibende Arzt sei dann nicht erreichbar, ein anderes Mittel dürfe sie nicht ausgeben.
„So bleibt der Patient über Ostern unterversorgt oder muss im Ernstfall in die Notaufnahme einer Klinik gehen“. Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände versucht, beim Gesundheitsministerium vor Auslaufen der Corona-Verordnungen eine Übergangsregelung zu erwirken. Sonst drohe ein Versorgungschaos nach Ostern, befürchtet der Branchenverband.
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