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#„Das ist heute die stille Pandemie“

„„Das ist heute die stille Pandemie““

Frankreich ist kein Land der familiengeführten Mittelständler. Ein dichtes Netzwerk aus Tüftlern und Ingenieuren wie in Ostwestfalen oder auf der Schwäbischen Alb sucht man in weiten Teilen des Landes vergeblich. Hier und da wird man aber fündig. Etwa in Lyon, Heimat des im Jahr des Élysée-Vertrags gegründeten In-vitro-Diagnostikunternehmens Biomé­rieux. Es ist spezialisiert auf die Untersuchung von Viren, Bakterien, Pilzen und Parasiten, stattet Kliniken und Labore mit Tests aus und befindet sich somit, wie Alexandre Mérieux es ausdrückt, „an der Schnittstelle zwischen Biologen, Ärzten und Patienten“.

Der gebürtige Lyoner, Jahrgang 1974, ist Sohn des Gründers Alain Mérieux, dessen Urgroßvater Marcel Mérieux als Biochemiker erst bei Carl Fresenius in Deutschland Station machte und dann in Frankreich als Schüler von Louis Pasteur Berühmtheit durch die Entwicklung eines Tetanus-Impfstoffs erwarb. Dem Unternehmen steht Alexandre Mérieux seit etwas mehr als fünf Jahren vor. Es waren aufregende Jahre, denn die Corona-Pandemie gab Biomérieux einen kräftigen Bekanntheitsschub.

Zupass kam ihm, schon vorher etwas von Infektionskrankheiten verstanden zu haben. Sie machen, neben anderen Diagnostika wie der Analyse von Lebensmitteln oder Kosmetika, einen Großteil des Geschäfts seines Unternehmens aus, sagt Mérieux beim Gespräch in seinem eher spärlich, einem Labor nicht allzu unähnlich eingerichteten Pariser Büro. In der Diagnose von Diabetes und Krebs ist Biomérieux hingegen nicht tätig.

Falsche Anwendung und Überkonsum

Corona ließ bei den Lyonern die Kasse klingeln, die Umsatzrendite wurde ordentlich zweistellig, und an der Börse legte der Aktienkurs bis zum Sommer 2020 um mehr als 70 Prozent zu. Doch mit abflauender Pandemie werden im Diagnostikgeschäft die Karten neu gemischt. Mérieux richtet sein Augenmerk nun verstärkt auf Antibiotikaresistenzen, also die Unwirksamkeit von Arzneimitteln – etwas, was auch die Weltgesundheitsorganisation umtreibt. „Antibiotikaresistenz ist heute die stille Pandemie“, sagt er. Sie entstehe vor allem, weil die Behandlungen nicht ausreichend auf die Krankheit abgestimmt seien.

„Oft bekommt man Antibiotika, obwohl man sie nicht braucht“, erklärt Mérieux. Diese falsche Anwendung und der Überkonsum erzeugten immer mehr Resistenzen, zugleich investierten die Pharmaunternehmen nur wenig in neue Generationen von Antibiotika. „Wir brauchen also einerseits eine fundierte Diagnostik, andererseits müssen die Bedingungen geschaffen werden, damit die Pharmaindustrie die Forschung und Entwicklung neuer Antibiotika vorantreibt“, lautet sein Credo. Ärzte benötigten schnelle und zuverlässige Diagnostiklösungen, um virale oder bakterielle Infektionen zu erkennen.

Er würde dies wohl kaum sagen, wenn er sein Unternehmen nicht genau in diesem Segment gut positioniert sehen würde. Mérieux, der in Lyon Biologie studiert und einen Abschluss an der Wirtschaftshochschule HEC Montréal drangehängt hat, ist auf dem Diagnostikmarkt kein Neuling. Schon bevor er seinen Vater an der Spitze des Familienbetriebs ablöste, war er bei Biomérieux tätig. Im Grunde verbrachte er sein ganzes Berufsleben dort und in der von seinem Großvater 1897 als Labor gegründeten heutigen Familienholding Institut Mérieux, erst in den Vereinigten Staaten, dann in Frankreich. Dem Verständnis dafür, wie rasch sich das Geschäft ändern kann, war das nicht abträglich.

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