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#Das Jahr der abgesagten IAA

Das Jahr der abgesagten IAA

Das Autojahr 1971 beginnt mit einem Schock: Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sagt überraschend die für September angesetzte IAA ab. Wirtschaftliche Gründe werden angeführt, die Ausstellung sei zu teuer mit Kosten von 50 bis 100 Millionen Mark. In der Rückschau ist das verwunderlich, wurde doch das Auto vor 50 Jahren von nichts und niemand in Frage gestellt. Auf zahlreichen Messen und Ausstellungen wurde ihm gehuldigt, wichtige, große und von jedem Hersteller besetzte Auto-Messen gab es in Europa zuhauf, in Brüssel, Rotterdam, Genf, Paris, London (später Birmingham) und Turin, schön übers Jahr verteilt, nur 1971 eben nicht in Frankfurt.

Boris Schmidt

Ein halbes Jahrhundert später, 2021, wird die IAA abermals nicht in Frankfurt stattfinden, sondern in München. Die Gründe sind hinlänglich bekannt. Der Messe fehlte plötzlich die politische Rückendeckung, und auch die Autohersteller mögen Messen nicht mehr so gern. Wie es mit den Autoshows weitergeht, ist generell offen. Relevanz haben oder hatten außer der IAA ohnehin nur noch Genf und Paris, für dieses Jahr ist der Genfer Salon schon abgesagt, Gerüchte sagen, ihn werde es nie mehr geben.

Dagegen war die Welt im März 1971 noch rosig. Zwar müssen sich die Deutschen seit dem 1. März an das neue, große Stopp-Schild gewöhnen, doch die Schweizer Frauen hatten am 7. Februar endlich das Wahlrecht bekommen, und die automobile Welt feierte sich wie gewohnt Mitte März am Genfer See. Drei neue Coupés von damals seien hervorgehoben: Der Alpine A 310 mit seiner Polyesterkarosserie hat Premiere, der erste Alpine (Berlinette) wird aber noch bis 1977 weitergebaut. Fiat bringt das große 130er-Coupé mit 3,2-Liter-Motor und den betörenden Linien von Pininfarina. Dazu zeigt Rolls-Royce den neuen Corniche, damals für 141.000 Mark zu haben. In der Exoten-Abteilung debütieren am Lac Leman der Ferrari GTC/4, der Maserati Bora und der Monteverdi 375.

Die Baureihe 107 wurde bis 1988 gebaut. Der SLC aber nur bis 1981. Im Bild ein SL von 1985.



Bilderstrecke



Rückblick
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Autos aus dem Jahr 1971

Am 3. Mai übernimmt Erich Honecker in der DDR die Macht von Walter Ulbricht, vier Tage später bekommen der Klassenfeind BRD und die Benelux-Staaten den Eurocheque, am 17. Mai findet der erste Frankfurt-Marathon statt.

Im Monat zuvor feiert die Mercedes-Benz Baureihe 107, vulgo der neue SL, Premiere, zunächst nur als 350 mit V8-Motor (erstmals) und 200 PS. Der V8 debütierte damals ebenfalls in der S-Klasse, die noch nicht so hieß. Der 280 SE 3.5 war schon in Genf zu sehen gewesen, der SL nicht. Dieser SL, der wie sein Vorgänger ein abnehmbares Coupé-Dach hat, wird phänomenale 18 Jahre ohne große Änderung produziert werden.

Nur kurze Gastspiele geben dagegen drei andere Auto-Neulinge aus dem Mai 1971: der BMW 1600 Touring, das BMW 2002 Cabriolet und der VW-Buggy. Letzterer basierte auf dem Käfer. Buggys auf dieser Basis waren in Amerika schon seit vielen Jahren beliebt, 1971 begann dann Karmann die schon seit 1969 als Bausätze in Deutschland erhältlichen Strandwagen zu vertreiben und zulassungsfähig komplett montiert anzubieten. Bis 1974 wurden insgesamt rund 1800 Einheiten verkauft, im Heck blubberten mit dem Segen des Tüv die 1200er- bis 1600er-Motoren des Käfer.

Seiner Zeit voraus waren die damaligen neuen Touring-Modelle (1600, 2000, später auch 1800) von BMW. Bloß zwei Türen und ein schräges Heck wollte damals noch kaum jemand haben, im Juli 1974 verschwanden sie wieder aus dem Programm. Im gleichen Jahr sollte dann der brandneue Golf das schräge Heck salonfähig machen. Touring heißen die Kombis bei BMW übrigens heute noch. Der erste Kombi-Touring kam aber erst 1987 in der 3er-Reihe. 16 Jahre zuvor war das BMW 2002 Cabriolet mit seinem steifen Bügel wahrlich keine Augenweide. Es folgte dem komplett offenen 1600-Cabriolet, das von 1967 bis 1971 im Angebot war. Gebaut wurden beide bei Baur in Stuttgart, vom 2002 Cabrio bis Juni 1975 knapp 2400 Stück.

Mönchengladbach zum zweiten Mal hintereinander Meister

Anfang Juni beherrschen zwei Ereignisse die Diskussionen in Deutschland. „Wir haben abgetrieben“ bekannten 374 Frauen, unter ihnen auch einige prominente wie Senta Berger und Romy Schneider, in einer großen Titelgeschichte des Magazins „Stern“. Noch waren Abtreibungen ohne medizinische Indikation verboten, Paragraph 218 StGB. Um diesen wurde in der Folge zwischen den politischen Lagern hart gerungen, seit 1976 gilt die Fristenregelung. Ein Abbruch ist de jure immer noch strafbar, es gelten aber einige Ausnahmen neben der Fristenregelung.

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