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#„Das nagt innerlich ziemlich an mir“

„„Das nagt innerlich ziemlich an mir““

Die Namen gleichen sich, der Kontrast indes könnte größer kaum sein. Für Eintracht Frankfurt geht es innerhalb von gerade drei Tagen vom Olympiastadion Helsinki ins Olympiastadion Berlin. Nach dem Auftritt am Mittwochabend auf der glitzernden Bühne des europäischen Supercups gegen Real Madrid folgt schon am Samstag (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky) der Bundesliga-Alltag beim Hertha BSC – oder anders ausgedrückt: Möchtegern-Big-City-Club statt realer Weltklub. Ähnlich harte Schnitte wird die Eintracht schon bald noch öfter erleben.

Tobias Rabe

Verantwortlicher Redakteur für Sport Online.

Ging es gestern noch um einen Pokal, den sich die Spanier nach dem 2:0-Sieg in den eh schon prallvollen Trophäenschrank stellen dürfen, stehen übermorgen drei Punkte auf dem Spiel, die allerdings wegweisender sind für die nahe Frankfurter Zukunft als das Ergebnis dieses Supercups. An die Schlagzahl muss sich die Eintracht gewöhnen, auch wenn Trainer Oliver Glasner schon jetzt ein wenig mit der nächsten Terminierung haderte. „Wir hätten uns eine andere Ansetzung gewünscht, weil wir die deutsche Bundesliga heute vertreten haben. Jetzt müssen wir am Samstag in Berlin ran bei über 30 Grad“, klagte er.

Es wird physisch wie psychisch ein anstrengender Spagat. Unter der Woche erklingt die Hymne der weltweit beachteten Champions League, am Wochenende warten Gegner mit oft weit weniger klangvollen Namen im knallharten nationalen Wettbewerb. Die Mischung macht die Lage gefährlich, zumal kaum Zeit bleibt zum Innehalten von Anfang September bis Mitte November. Wegen der Fußball-Weltmeisterschaft in Qatar im Winter geht fortan es Schlag auf Schlag. Sportvorstand Markus Krösche gab in Helsinki daher schon mal das neue Tempo vor: „Wir haken das jetzt sofort ab.“

Dabei wollten die meisten Frankfurter am späten Mittwochabend den Moment noch nicht loslassen, wie auch die mehr als 10.000 Eintracht-Fans, die nach Helsinki gereist waren und trotz der Niederlage im Stadion verweilten, als das Spiel längst vorbei war. Denn das Duell mit dem Champions-League-Sieger zu Beginn der neuen Saison war für den Europa-League-Gewinner ja auch die Belohnung für die famosen Erfolge auf der Reise der vergangenen Saison mit dem krönenden Abschluss von Sevilla. „Man sieht, wie stolz die Fans auf uns sind. Das ist ein tolles Gefühl“, sagte Torwart Kevin Trapp beim Blick auf die Tribüne bei DAZN.

Der Blick zuvor auf den Rasen brachte nicht nur ein Gefühl, sondern eine Erkenntnis, die Krösche aussprach: „Real war eine Nummer zu groß und ist nicht unser Maßstab.“ Immerhin gelang der Eintracht, anders als am Freitag zum Bundesliga-Auftakt beim 1:6 gegen den FC Bayern, diesmal der Einstieg in die Partie. Hatte es gegen die Münchner schon zur Halbzeit 0:5 gestanden, lagen die Frankfurter nun durch den Treffer des früheren Bayern-Spielers David Alaba (37. Minute) zwar auch zur Pause zurück, waren aber alles andere als chancenlos gewesen. Nur nutzten sie ihre Möglichkeiten nicht.

Ein gewohntes Bild: Real Madrid stemmt die nächste Trophäe in den Himmel.


Ein gewohntes Bild: Real Madrid stemmt die nächste Trophäe in den Himmel.
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Bild: AP

„Wir haben uns verbessert gezeigt gegenüber dem Bayern-Spiel“, sagte dann auch Trainer Glasner. „Wir haben sehr viel investiert, aber gegen Teams auf diesem Niveau musst du deine wenigen Möglichkeiten nutzen.“ Dabei dachte er vor allem an den Schuss von Daichi Kamada, der frei vor dem Tor an Schlussmann Thibaut Courtois scheiterte (14.). „Die Parade war eine entscheidende Situation. Eine 1:0-Führung hätte uns geholfen“, sagte Glasner. So nahmen die Dinge einen anderen Lauf. Karim Benzema entschied die Partie schließlich mit seinem Treffer in der zweiten Halbzeit (65.) zugunsten Reals.

Die Königlichen zeigten dabei das gehobene Niveau der Königsklasse, in der die Eintracht Anfang September ihre Premiere geben wird. Am 25. August findet die Auslosung statt. Auf den Goldstandard Real Madrid werden die Frankfurter, die aufgrund ihres Triumphs in der Europa League in die Champions League kamen, zunächst nicht treffen; beide Teams sind im Topf eins gesetzt. Auch der FC Bayern, Paris, Porto, Manchester City, AC Mailand und Amsterdam befinden sich dort. Klangvolle Namen und sportliche Schwergewichte wie Liverpool, Chelsea, Juventus oder der FC Barcelona sind aber möglich.

Während Krösche an Hertha dachte, konnte Glasner Helsinki an dem lauen finnischen Sommerabend so schnell nicht loslassen. „Wir haben gesehen, dass es für dieses Level und diesen Gegner noch nicht reicht“, sagte auch der Trainer zu später Stunde. „Das nagt innerlich ziemlich an mir. Ich tue mich schwer, so etwas zu akzeptieren. Wir müssen den Ehrgeiz entwickeln, um ein Stück näher zu kommen.“ Die Anerkennung des früheren Nationalspielers Toni Kroos haben sich die Frankfurter im Supercup jedenfalls erarbeitet: „Die Eintracht hat eine Mannschaft, die immer unangenehm sein kann.“

Damit aber die Lage in der Liga nicht nachhaltig unangenehm wird, gilt es nach dem kapitalen Fehlstart gegen den FC Bayern nun Punkte zu sammeln. Ehe es in Europa bald im Wochenrhythmus rundgeht, warten die Spiele in Berlin, gegen den 1. FC Köln, bei Werder Bremen und gegen Leipzig. Denn hakt es national, können die internationalen Aufgaben auch schnell zur Belastung werden. Dem ist sich Sportvorstand Krösche nur allzu bewusst. „Unser Maßstab ist Hertha BSC und die Bundesliga. Darauf muss unser Fokus liegen, daran müssen wir uns messen lassen. Nicht an Real Madrid“, sagte er.

Eintracht-Trainer Oliver Glasner weist Christopher Lenz den Weg.


Eintracht-Trainer Oliver Glasner weist Christopher Lenz den Weg.
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Bild: dpa

Filip Kostic wird das alles wohl aus Italien beobachten. Da sich sein Wechsel zu Juventus Turin anbahnt, war er in Helsinki gar nicht mehr im Frankfurter Kader. „Es ist noch nichts final, wir sind in Gesprächen. Die Zeichen stehen schon auf Abschied“, sagte Krösche. Glasner rechnet bis zum Ende der Transferphase in drei Wochen mit Ersatz: „Ich gehe davon aus, dass wir noch einen externen Zugang bekommen. Wir haben neben Christopher Lenz keinen Linksfuß für diese Position. Hier wird zeitnah etwas passieren.“ Auch damit der Frankfurter Spagat nicht mit einer schmerzhaften Bauchlandung endet.

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