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#Das Riesenloch in der Federal Reserve

„Das Riesenloch in der Federal Reserve“

Im Schatten der Debatte über Inflation, Leitzinsen und Staatsschulden verschwindet eine historisch seltene Entwicklung aus dem Blick. Erstmals seit 1915 wird die amerikanische Zentralbank Federal Reserve in diesem Jahr einen Verlust erleiden. Das Minus beträgt Schätzungen zufolge 80 Milliarden Dollar oder mehr. Nicht berücksichtigt dabei sind gewaltige Buchverluste: Die während der Quantitative-Easing-Phase aufgebauten Anleihen im Fed-Portfolio haben mit den steigenden Zinsen an Wert verloren. Auf rund eine Billion Dollar werden die nicht realisierten Verluste geschätzt.

Die operativen Verluste allein übersteigen das Eigenkapital der Notenbank. Das würde für private Finanzinstitute die Insolvenz bedeuten. Die Federal Reserve ist aber nicht auf Gewinn aus. Sie bucht die kumulierten Verluste unter dem Posten „deferred asset“, was grob mit „aufgeschobener Vermögensanspruch“ übersetzt wird.

Die Fähigkeit, effektive Geldpolitik zu machen, wird durch die Verluste nicht beeinträchtigt. Zu diesem Schluss kommen die Notenbankexperten Donald Kohn und William English in einem Beitrag für die Denkfabrik Brookings. Diese von den meisten Experten geteilte Einschätzung verleitet zur falschen Idee, dass mit dem Verlustposten keine materiellen Folgen verbunden sind.

Überweisungen erst wieder in fünf Jahren

Die Widerlegung dieser Vorstellung findet sich beispielsweise in der Prognose des Bundeshaushalts, die die unabhängigen Rechnungsprüfer des Congressional Budget Office (CBO) jüngst vorlegten. Darin heißt es: „Federal Reserve Überweisungen bleiben nahe Null von 2023 bis 2027.“ Der angegebene Grund: Die Ausgaben für die kurzfristigen Zinsen übersteigen die Zinseinnahmen aus den Anleihen. Erst in fünf Jahren kann die Regierung wieder mit Überweisungen von ihrer Notenbank rechnen.

Dem Bundeshaushalt gehen dadurch gewaltige Summen verloren. Jay Powell, Chef der Federal Reserve, wies in der Kongressanhörung am Mittwoch darauf hin, dass seit 2010 rund 1,2 Billionen Dollar an die Regierung überwiesen worden seien. Das wären mehr als genug, um die Großprojekte der Biden-Regierung zu finanzieren. Für die Ertüchtigung der Infrastruktur, der Halbleiter-Industrie und für die Umstrukturierung der Wirtschaft zu einer emissionsarmen Produktion hat der Kongress immerhin rund 825 Milliarden Dollar bewilligt.

Die gewaltigen Gewinne ebenso wie die Verluste der Federal Reserve hängen eng mit dem Quantitative-Easing-Programm zusammen, das die Fed im März 2020 in Reaktion auf die Pandemie einleitete. Das Anleihe-Portfolio wuchs von knapp 4 Billionen Dollar auf 8,5 Billionen im März 2022. Die von der Fed kassierten Anleihe-Zinsen überstiegen die Zinsen, die sie für Reserven und Ausleihungen von Geldmärkten zahlte. Die Bundesregierung konnte sich deshalb noch 2021 über die Rekordeinnahmen von 109 Milliarden Dollar freuen und voriges Jahr über 107 Milliarden Dollar. Das entspricht immerhin grob einem Viertel der Einnahmen aus der Gewinnsteuer für Unternehmen.

Das rapide Abrutschen in die Verlustzone ist das Ergebnis strafferer Geldpolitik und die kurzfristige Finanzierung der Anleihen. Mit der Leitzinserhöhung gehen höhere Finanzierungskosten für die Notenbank einher, während die Zinserträge aus dem Anleiheportfolio mickrig und konstant bleiben. Angesichts der „leverage ratio“ von 200 zu 1 verwandelten die hohen Kurzfristzinsen die früheren Gewinne in hohe Verluste.

Es sind, so formuliert es Kritiker Paul Kupiec, Verluste, die dem Steuerzahler auf Jahre hinaus schaden. Sie verhinderten beispielsweise Steuersenkungen. Der Ökonom stellt in einem Aufsatz für die Federalist Society die rhetorische Frage, wie lange Kongressabgeordnete die spürbaren Verluste dulden würden.

Allerdings argumentieren Stimmen, die der Fed gewogener sind, dass der Gesamteffekt von Quantitative Easing positiv bleibt, er habe die Geldpolitik vor einem kostspieligeren Abrutschen in eine tiefe Wirtschaftskrise bewahrt.

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