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#„Das war alles ein bisschen surreal“

„Das war alles ein bisschen surreal“

Ein wenig Humor hatte Thomas Tuchel mitgebracht, als er nach nur einem Tag als Angestellter des FC Chelsea zur ersten Prüfung kam. Die Verpflichtung des Trainers wurde am Dienstag verkündet. Lediglich eine Übungseinheit mit dem Team stand vor dem Debüt am Mittwochabend in der Premier League beim Heimspiel gegen die Wolverhampton Wanderers auf dem Plan, dann musste sich der Deutsche auch schon für elf Startspieler entscheiden. „Wie soll ich nach einem Tag Training eine gerechte Auswahl treffen?“, fragte er rhetorisch vor dem Anpfiff. Seine Nominierung sei leider „total unfair“.

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Tobias Rabe

Tobias Rabe

Verantwortlicher Redakteur für Sport Online.

Dass seine Ideen sofort funktionieren würden, erwartete Tuchel nicht. „Wir werden sehen, ob ich überhaupt etwas vermitteln konnte“, sagte er mit einem Lächeln vor Beginn. Das, was die Seinen im leeren Stadion an der Stamford Bridge, die ab sofort Tuchels sportliche Heimat ist, zeigten, war aber durchaus sehenswert. Tore fielen allerdings nicht, am Ende stand im Dauerregen von London ein torloses Unentschieden. Die Deutschen Kai Havertz, als zentraler Mann hinter der Spitze Olivier Giroud, und Antonio Rüdiger in der Innenverteidigung standen in der Startelf, Stürmer Timo Werner nicht. Der Nationalstürmer wartete 90 Minuten als Ersatzspieler vergeblich auf einen Einsatz.

Chelsea startete furios und ließ Wolverhampton kaum an den Ball. Die „Blues“ praktizierten ein intensives Pressing. Große Gelegenheiten sprangen aber zunächst kaum heraus. Die beste Chance hatte Abwehrspieler Rüdiger mit einem Kopfball nach einer Flanke. In der zweiten Halbzeit wurde ein Schuss von Havertz so gerade noch abgeblockt von der aufopferungsvoll kämpfende Defensive der Wolves. Großes Glück hatte Chelsea in der 71. Minute, als Pedro Neto den Ball frei vor dem Tor nur auf die Oberkante der Latte lupfte. Ein Schuss von Chelseas Mateo Kovacic strich danach noch haarscharf am Tor vorbei. Und Havertz‘ Kopfball in letzter Sekunde wurde glücklich abgewehrt.

Tuchel gab schon vor der Partie Einblicke in seine Pläne. Er will mit seiner Elf offensiv auftreten. „Ich hoffe, dass wir angreifen und mutigen Fußball spielen, dass wir spielen, um Tore zu schießen und Chancen zu kreieren“, sagte der 47-Jährige, der zum Jahresende bei Paris Saint-Germain entlassen worden war. Auch dort setzte er schon wegen der Starstürmer um Neymar und Kylian Mbappé auf Offensive. Der Ansatz war nun auch bei Chelsea gleich bei der Premiere zu erkennen, auch wenn es keinen Lohn in Form von Toren gab. „Wir sehen hier viel Talent, eine gute Mischung an Erfahrung und Persönlichkeit, gute Spieler. Wir wollen ihnen Angriffsfußball beibringen und zu jeder Zeit des Spiels aktiv sein“, sagte er.

Tuchel hatte die Mannschaft erst am Dienstag übernommen, nachdem sich Chelsea am Montag von seinem Vorgänger, dem vor allem bei den Fans beliebten, aber sportlich nicht so erfolgreichen Frank Lampard, getrennt hatte. Danach ging es einigermaßen turbulent zu. „Sie können sich die letzten 48 oder 72 Stunden nicht vorstellen. Das war alles ein bisschen surreal“, sagte der ehemalige Bundesliga-Trainer von Mainz 05 und Borussia Dortmund über den schnellen Wechsel nach London. „Dass wir jetzt hier sind und mit Chelsea ein Spiel machen, ist großartig.“ Nach dem 0:0 stehen die „Blues“ allerdings nur auf Tabellenplatz acht.

Sehr viel Zeit, um Trainingseindrücke für eine bessere Bewertungsgrundlage bei der Aufstellung zu haben, bleibt Tuchel nicht. Das Programm ist dicht gedrängt. Schon am Sonntag kommt Burnley zu Chelsea, am Donnerstag danach geht es zu den Tottenham Hotspur. Danach bleiben gerade 41 Stunden bis zum Anpfiff der Partie bei Sheffield United. Tuchel lernt die Erbarmungslosigkeit der englischen Spielplangestaltung also gleich mit voller Härte kennen. Im FA-Cup und in der Champions League ist Chelsea auch noch dabei. In der Königsklasse wartet Atlético Madrid im Achtelfinale.

Spätestens in den Duellen mit dem spanischen Tabellenführer, der derzeit wohl die beste Defensive der Welt stellt, wird sich zeigen, ob Tuchels Ideen schnell greifen. In der Liga ist die Qualifikation für die Champions League eigentlich Pflicht. Schließlich investierte Klubeigner Roman Abramowitsch vor dieser Saison fast 250 Millionen Euro in den Kader. Dieses Geld soll sich bald in Form von sportlichem Ertrag amortisieren. Deswegen wurde Lampard entlassen. Tuchel, der einen Vertrag bis Mitte 2022 inklusive Option auf eine weitere Saison hat, soll es besser machen.

Das torlose Remis gegen Wolverhampton war ein holpriger Anfang, auch wenn der Trainer nach Schlusspfiff auf den Rasen lief, lächelte und aufmunternd in die Hände klatschte. Es gibt einiges zu tun in London. Tuchel sagte nach dem Spiel, er habe ein gutes Gefühl für die Zukunft bekommen. „Ich war sehr zufrieden mit der Leistung“, resümierte er beim Sender BBC. „Leider konnten wir kein Tor erzielen. Wenn wir weiter diese Leistung zeigen, werden die Ergebnisse kommen.“

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