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#Das Warten auf einen kompletten Profi

Das Warten auf einen kompletten Profi

Deutschland hat viele starke Radrennfahrer hervorgebracht, keine Frage. Aber komplette Profis, welche bei Tour de France, Giro d’Italia oder Vuelta aussichtsreich um den Sieg in der Gesamtwertung kämpfen, also um die Meriten, die in der Erinnerung lange überdauern, sind selten. Rudi Altig trug in den sechziger Jahren immer wieder einige Tage lang das Gelbe Trikot. Doch es war immer klar, dass „Sacré Rudi“ mit seiner Statur zu schwer für die Hatz über die Berge war. Didi Thurau befeuerte in den siebziger Jahren bei seinen Sternstunden mal die Phantasie auf einen deutschen Grand-Tour-Sieger. Jan Ullrich gelang dies zwanzig Jahre später mit seinem Tour-Triumph 1997 als erster Deutscher, ehe er tief fiel. Andreas Klödens Podiumsplätze bei der Tour fielen in die dunkelste Radsport-Epoche.

Zwei Dekaden später hat die Republik wieder einen, der ankündigen kann, bei den großen Landesrundfahrten aufs Podium fahren zu wollen, ohne als Phantast zu gelten: Emanuel Buchmann. Nur nimmt über die Radsportszene hinaus hierzulande kaum jemand so richtig Notiz davon. Buchmanns prominente deutsche Vor-Fahrer in dieser Hinsicht waren dagegen jeder für sich (Ausnahme Klöden) ein Faszinosum für die Massen. Als Radler und als Typen – trotz ihrer Doping-Verfehlungen. Buchmann badet nicht in Zuneigung, sondern erntet „nur“ Respekt dafür, den härtesten Weg, den der Radsport zu bieten hat, Rundfahrer zu werden, bis nahezu an die Spitze gegangen zu sein.

Auf leisen Reifen: Emanuel Buchmann


Auf leisen Reifen: Emanuel Buchmann
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Bild: Imago

Buchmann ist das Gegenteil eines Entertainers im Sattel. Von seinem Fahrstil her, der eher defensiv denn funkensprühend angelegt ist. Und von seinem Charakter her, der weder schmissige Sprüche noch tiefere Einblicke nach außen kehrt. So ist „Emu“, wie er allerorten genannt wird, halt: unterwegs auf leisen Reifen. Und es spricht für seine Sattelfestigkeit, dass er daran auch nach seiner imposanten Leistung bei der Tour de France 2019, die er auf Rang vier abschloss, nichts geändert hat. Buchmann lenkt, lässt sich aber nicht ablenken.

An diesem Samstag beginnt in Turin die 104. Ausgabe des Giro d’Italia. Der Zielort, die Piazza del Duomo in Mailand, liegt nur 125 Kilometer entfernt, für die Profis liegen indes 3480 Kilometer und enorme 47.000 Höhenmeter dazwischen. Buchmann startet mit dem Ziel, die Rundfahrt auf dem Podium zu beenden. Weil die Strecke „superschwer ist“, sagt der 28-Jährige dieser Zeitung. „Das kommt mir entgegen.“ Hohe Berge und lange Anstiege sind das bevorzugte Terrain des Oberschwaben.

In seiner Wahlheimat Innsbruck ist sein Trainingsrevier umstellt von diesen. Die diesjährige Tour de France hat davon dagegen nur wenige Kletterpartien zu bieten, so dass Buchmann wie einige andere Berufsbergfahrer in diesem Jahr die Italien-Rundfahrt als Saisonhöhepunkt gewählt hat. „Die Konkurrenz ist groß, aber ich bin auch nicht schlecht“, sagt er in typischer Buchmann-Manier. Dass der Giro mit einem Zeitfahren beginnt und auf der letzten Etappe endet, hat Buchmann nicht bewogen, diese Disziplin im Training zu intensivieren. „Der Giro wird in den Bergen entschieden – gerade in der dritten Rennwoche kann sich noch viel ändern. Beim Zeitfahren am letzten Tag zählt dann eh nur noch, wer die größten Kraftreserven hat“, sagt er.

Kann Buchmann im Kampf um das Rosa Trikot des Führenden in einem gut, aber nicht herausragend besetzten Fahrerfeld eine führende Rolle einnehmen? „Die Farbe würde mir schon gut stehen“, sagt er schmunzelnd. Nun ist sein letztes Topergebnis fast zwei Jahre her, ebenjener vierte Platz bei der Tour. In die Frankreich-Rundfahrt 2020 ging er mit frischen Sturzverletzungen. Es wurden drei schmerzliche Wochen weit abseits der eigenen und der Ansprüche seines Teams Bora-hansgrohe. „Wenn man sich monatelang nur darauf vorbereitet, in der besten Form ist, die ich jemals hatte, und dann schuldlos stürzt, ist das sehr bitter“, sagt Buchmann. Er kehrte 2020 nicht mehr zurück. „Ich habe mich von der Tour nicht mehr richtig erholt, bin nicht mehr fit geworden“, erzählt er. „Hauptsächlich physisch, aber auch mental war es mal an der Zeit, Tempo herauszunehmen.“

Nun konnte man aus seinen wenigen Renntagen in diesem Jahr – Rang zwölf bei der UAE Tour und Platz 13 bei der Baskenland-Rundfahrt – nicht ableiten, dass Buchmann beim Giro alles in Grund und Boden fahren wird. Doch weiß man inzwischen, dass er sich in seiner Profikarriere bislang kontinuierlich verbessert hat. Nimmt man noch die Tatsache hinzu, dass Buchmann ein fanatischer (Trainings-)Arbeiter ist, spricht nicht viel dagegen, dass er beim Giro nun in der Tour-Form von 2019 an der Startlinie stehen wird. Das sieht man auch bei Bora-hansgrohe so, das Buchmann seit 2015 beschäftigt und in dieser Woche dessen Vertrag bis Ende 2024 verlängerte. Mit dem Auftrag, auf den sich beide Seiten verständigt haben: Podiumsplatz bei der Tour de France. Vielleicht klappt es zuvor ja schon beim Giro.

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