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#DDR ohne Sozialismus?

DDR ohne Sozialismus?

Der Sammelband „Nach Auschwitz: Schwieriges Erbe DDR“ (Wochenschau Verlag, 2018) nimmt sich viel vor. Die Herausgeber Anetta Kahane, Patrice Poutrous, Enrico Heitzer und Martin Jander kündigen ihn als Paradigmenwechsel in der DDR-Geschichtsschreibung an. Der SED-Staat soll nicht mehr als marxistisch-kommunistisches Projekt, sondern als Opfer und Erbe des NS-Regimes gedeutet werden. An dieser Umdeutung äußerte der Historiker Hubertus Knabe in der Zeitschrift „Geschichte für heute“ (Wochenschau Verlag) erhebliche Zweifel. Seine Rezension war jedoch ausgerechnet um jene Schlusspassage gekürzt, in der Knabe die biographische Verstrickung der Herausgeber in die DDR-Geschichte beschreibt, etwa die langjährige Stasi-Mitarbeit von Anetta Kahane, heute Direktorin der Antonio-Amadeu-Stiftung, oder die Polemik von Martin Jander gegen DDR-Opferverbände. „Für die These, politische Einstellungen seien auf die Vorgeschichte der Akteure zurückzuführen“, resümiert Knabe, gäben die Herausgeber „selbst ein Beispiel“.

Thomas Thiel

Die sachliche Richtigkeit der Passage wird von der Redaktion der Zeitschrift nicht bestritten. Warum wurde sie dann ohne Rücksprache mit Knabe und dem Betreuer der Rezension, dem Bielefelder Historiker Uwe Walter, gestrichen? Gegenüber der F.A.Z. beruft sich die Redaktion auf den Schutz von Persönlichkeitsrechten, erklärt aber nicht, warum allgemein zugängliche Informationen, die in einem sachlichen Bezug zum besprochenen Gegenstand stehen, darunter fallen sollen. Hat der Rezensent nicht die Aufgabe, Leser über die mehr oder weniger direkte Involvierung der Herausgeber in jenen diktatorischen Staatsapparat zu informieren, den sie einer Neudeutung unterziehen wollen? Die Redaktion erwartet offenbar, das sich der Rezensent gegenüber diesen Tatsachen dumm stellt.

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