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#Dem Arbeitsmarkt droht ein Dämpfer

Dem Arbeitsmarkt droht ein Dämpfer

Das neue Jahr beginnt in vielerlei Hinsicht allzu vertraut: Deutschland steckt noch immer mitten in der Pandemie, die nächste Welle ist schon im Anmarsch, und auch ein Blick auf aktuelle Arbeitsmarktdaten fällt zunächst ernüchternd aus. Wie das Statistische Bundesamt am Montag auf Grundlage einer ersten Hochrechnung mitteilte, waren im Jahr 2021 durchschnittlich rund 44,9 Millionen Menschen in Deutschland erwerbstätig, nur 7000 mehr als im ersten Corona-Jahr 2020, in dem der 14 Jahre anhaltende Aufschwung zu einem jähen Ende kam. Die prozentuale Veränderung: 0,0 Prozent.

Die Durchschnittswerte verdecken allerdings, wie kräftig sich der Arbeitsmarkt seit dem Ende des langen Lockdowns im Mai erholt hat. So waren im Februar 2021 noch fast 740.000 Menschen weniger erwerbstätig als ein Jahr zuvor, im letzten Monat vor Beginn der Corona-Krise in Deutschland. Bis zum Oktober waren es nur noch knapp 370.000 weniger – der Rückstand hat sich also im Laufe des Jahres halbiert. Das liegt vor allem daran, dass die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung stark zugelegt hat, insbesondere im Gesundheits- und Erziehungswesen. Im Herbst kletterte sie erstmals über die 34-Millionen-Marke.

Wie geht es 2022 weiter?

Ähnlich gut wie die Erwerbstätigkeit, nur mit umgekehrten Vorzeichen, entwickelte sich im vergangenen Jahr die Arbeitslosigkeit. Im Januar waren noch rund 2,9 Millionen Menschen arbeitslos, gut eine halbe Million mehr als im Vergleichsmonat 2019. Bis zum November sank die Zahl der Arbeitslosen auf rund 2,317 Millionen, das waren nur noch rund 138.000 mehr als im entsprechenden Monat vor der Krise. Bis zum Beginn der vierten Welle war der Arbeitsmarkt also auf dem besten Weg, die Pandemie weitgehend hinter sich zu lassen.

Und wo stehen wir Anfang 2022? Wie sich die aktuellen Corona-Einschränkungen, die Ausbreitung der Omikron-Variante und die weiterhin großen Lieferengpässe in der Industrie auswirken, muss sich erst noch zeigen. Viele Forschungsinstitute haben ihre Wachstumsprognosen für dieses Jahr deutlich gesenkt und rechnen auch für den Arbeitsmarkt mit einem Dämpfer sowie neuen Beschäftigungseinbußen. Vor allem kontaktintensive Wirtschaftszweige wie die Gastronomie werde es „richtig hart erwischen“, sagt Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung in Nürnberg. Das Münchener Ifo-Institut erwartet auf Grundlage seiner monatlichen Umfrage unter rund 9000 Unternehmen, dass es im Gastgewerbe, in der Veranstaltungswirtschaft und im Tourismus noch einmal zu Entlassungen kommen wird.

Mit einem breiten Einbruch am Arbeitsmarkt rechnet Forscher Weber aber nicht. „Viele Betriebe haben durch zwei Lockdowns gelernt, mit der Pandemie umzugehen.“ Auch die Bundesbank prognostizierte Mitte Dezember, dass die Erholung des Arbeitsmarktes nur vorübergehend unterbrochen wird und „die Ausschläge erheblich geringer ausfallen als im letzten Winter“. Damals waren wegen der Corona-Einschränkungen mehr als drei Millionen Menschen in Kurzarbeit. Gleichwohl werde die Kurzarbeit wieder zunehmen, der Beschäftigungsanstieg pausieren und die Arbeitslosigkeit zunächst nicht weiter sinken, schreibt die Bundesbank. Erste genaue Zahlen zur Arbeitsmarktentwicklung in der vierten Welle liefern die Arbeitslosendaten für Dezember, die die Bundesagentur für Arbeit an diesem Dienstag vorlegen wird.

Viele strukturelle Herausforderungen

Auch wenn sich die weitere Arbeitsmarkterholung also verzögern dürfte, rechnen alle führenden Forschungsinstitute damit, dass die Erwerbstätigkeit in diesem Jahr das Vorkrisenniveau übertreffen wird. Denn die Nachfrage der Unternehmen nach neuen Mitarbeitern ist groß, die Zahl der offenen Stellen deutlich gestiegen. Damit dürften in diesem Jahr die strukturellen Herausforderungen am Arbeitsmarkt wieder stärker in den Vordergrund treten: der demographische Wandel, durch den das Erwerbspersonenpotential allein 2021 um rund 370.000 Arbeitskräfte gesunken sein dürfte; der Fachkräftemangel, der in den technischen Berufen schon jetzt wieder größer ist als vor der Pandemie; und die digitale und ökologische Transformation der Wirtschaft, durch die neue Arbeitsplätze entstehen und alte wegfallen.

Viel hängt davon ab, wie gut diese Umbrüche bewältigt werden. Die neue Ampelregierung hat sich daher vorgenommen, die Weiterbildung von Beschäftigten noch stärker zu fördern. Aber auch die Unternehmen werden zunehmend aktiv – sogar Personaldienstleister wie Adecco aus der Schweiz, die Arbeitskräfte als Zeitarbeiter oder zur Festanstellung an andere Unternehmen vermitteln. Adecco will bis 2030 fünf Millionen Menschen weiterbilden und hat in Deutschland gerade zwei Pilotprogramme aufgelegt, in denen Lkw-Fahrer und Elektriker für Betriebstechnik ausgebildet werden. Weil Adecco-Mitarbeiter so als Zeitarbeitskräfte besser verdienen, profitiert auch das Unternehmen. „Während es für uns früher vor allem darum ging, die passenden Kandidaten zu finden, gehört es nun verstärkt zu unseren Aufgaben, die richtigen Kandidaten selbst hervorzubringen“, sagt Peter Blersch, Geschäftsführer von Adecco Deutschland. Aus- und Weiterbildung seien hier „von entscheidender Bedeutung“.

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