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#Den Weg zur Finanzmetropole gebahnt

Den Weg zur Finanzmetropole gebahnt

Frankfurt verdankt seinen Aufstieg zur Finanz- und Industriemetropole, aber auch zu einer Hochburg der demokratischen Bewegung und zur Kulturstadt in nicht geringem Maße seinen jüdischen Bürgern. Mayer Amschel Rothschild und seine Söhne zum Beispiel haben im 19. Jahrhundert das zeitweise größte und mächtigste Bankhaus der Welt geschaffen und damit Frankfurt den Weg zur Börsen- und Bankenstadt gebahnt. Auch der industrielle Erfolg der Mainmetropole ist eng verknüpft mit Frankfurter Unternehmern jüdischer Herkunft. Für Demokratie, bürgerliche Freiheiten und Grundrechte stritten jüdische Bürger, sie trieben den Wohnungsbau voran und gründeten das Institut für Sozialforschung mit seiner „Kritischen Theorie“.

Das Bankhaus Rothschild war übrigens nicht das einzige bedeutende jüdische Geldhaus in Frankfurt. Die Bank der Gebrüder Sulzbach oder jene von Jakob S.H. Stern stehen für die Tüchtigkeit jüdischer Privatbankiers, die maßgeblich zum Erfolg des Finanzplatzes Frankfurt beitrugen. Das weitverzweigte Haus Rothschild ist folgerichtig heute wieder mit zwei Filialen im Frankfurter Bankenwesen engagiert. Auch mit dem Jüdischen Museum fühlen sich die Rothschilds verbunden: So haben Baron David und Baron Eric de Rothschild die Realisierung von Ariel Schlesingers Baumskulptur ermöglicht, die jetzt den Hof des Museums schmückt.

Dem großen jüdischen Demokraten Leopold Sonnemann, der mit der „Frankfurter Zeitung“ das Vorgängerblatt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung begründet hat, verdankt Frankfurt nicht zuletzt zwei Wahrzeichen, den Palmengarten und die Alte Oper. Man kann die Bedeutung des Tausendsassas Sonnemann für die Entwicklung des modernen Frankfurts gar nicht überschätzen. Er, der ursprünglich Bankier war, betätigte sich als früher Tourismus-Förderer, Elektrifizierer, Brückenbauer (Eiserner Steg) und Stifter. Als Polytechniker trat er für den wirtschaftlichen Fortschritt ein, als Politiker für den demokratischen Aufbruch. Religion betrachtete der Jude Sonnemann als Privatangelegenheit, der Mitbegründer der Deutsche Volkspartei fühlte sich vor allem als Frankfurter Patriot und deutscher Demokrat.

Zu Stabilität und Aufschwung geführt

In Sonnemanns reformerischer Tradition steht ein anderer großer Frankfurter Jude, Ludwig Landmann, der während der Weimarer Republik einer der bekanntesten Oberbürgermeister Deutschlands war. Für das moderne Städtebauprogramm „Neues Frankfurt“ trug Landmann als erster Mann im Rathaus Römer politisch die Verantwortung. Er hat dem Siedlungsdezernenten Ernst May überhaupt erst ermöglicht, in großem Stil jene Wohnquartiere zu bauen, die man heute als May-Siedlungen kennt.

Landmann hat die Stadt nach den chaotischen Verhältnissen nach dem Ersten Weltkrieg mit Inflation, Kapp-Putsch und sogar einer zeitweisen Besetzung Frankfurts durch die Franzosen wieder zu Stabilität und wirtschaftlichem Aufschwung geführt. Ohne Landmanns Innovationen in der Verkehrspolitik besäße Frankfurt heute keinen Weltflughafen. Auch legte dieser Oberbürgermeister, der von den Nazis ins Exil getrieben wurde und dort elendig starb, die Grundlagen für den Messestandort.

Die Liste von Juden, die Frankfurt vorangebracht haben, lässt sich lange fortführen. Da ist etwa die berühmte Farbenfabrik Cassella, 1880 gegründet von den Brüdern Fritz, Leo und Adolf Gans. Das Unternehmen im Stadtteil Fechenheim wurde zu einem Weltkonzern. Es war Leo Gans, der 1925 entscheidend zur Vereinigung seines Unternehmens mit den Farbwerken Hoechst, Kalle aus Wiesbaden, BASF, Bayer und Agfa zum IG-Farben-Konzern beitrug.

Frankfurt hat sich damals selbst verstümmelt

Mit Arthur und Carl von Weinberg wurden zwei Söhne von Ludwig Gans’ Schwester Pauline Teilhaber von Cassella und später die Firmenchefs, die auf vielen Feldern mäzenatisch tätig waren. Wiewohl sie der evangelischen Kirche angehörten, wurden sie nach 1933 ob ihrer jüdischen Wurzeln verfolgt. Carl konnte sich nach Italien retten, nachdem er seine Villa und seine Kunstsammlung völlig unter Wert an die Stadt hatte verkaufen müssen. Sein Bruder Arthur hingegen wurde ins KZ Theresienstadt verschleppt und starb dort an den Folgen einer Operation.

Ohne die jüdischen Unternehmer hätte sich Frankfurt nicht in so kurzer Zeit zu einer derart erfolgreichen Industriemetropole entwickelt. Eine bedeutende Rolle spielten Juden auch in der Frankfurter Kaufhausbranche. Auf der Einkaufsstraße Zeil war vor dem Krieg das Kaufhaus Wronker der größte Konsumtempel. Als die Nazis an die Macht kamen, mussten die jüdischen Besitzer emigrieren.

Doch sie entkamen denn Nazi-Häschern nicht. Hermann Wronker und seine Frau Ida wurden nach der französischen Niederlage ins Internierungslager Gurs in Südfrankreich und später nach Auschwitz verbracht, wo sie im Herbst 1942 ermordet wurden. Wie ihnen ist es vielen jüdischen Bürgern gegangen, die bis dahin tatkräftig im wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Leben Frankfurts mitgewirkt hatten. Sie wurden während der Nazi-Diktatur enteignet, vertrieben und viele auch ermordet. Frankfurt hat sich damals selbst verstümmelt und einen wichtigen Teil seiner Bürgerschaft verloren.

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