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#Denn sie wissen, was sie abreißen wollen

Denn sie wissen, was sie abreißen wollen

Es ist filmreif, was sich in Kaiserslautern zuträgt. Ein Gebäudeensemble aus dem frühen 20. Jahrhundert, die sogenannte Sanitätskolonne in der südlichen Innenstadt, sollte dieser Tage abgerissen werden, um Platz für Neubauten zu machen. Die Bagger hatten sogar schon einen Anbau niedergelegt, da wurde ihnen Einhalt geboten. Maßgebliche Kommunalpolitiker hatten in buchstäblich letzter Sekunde begriffen, was dort zermalmt werden soll: ein wichtiger Bau von Hermann Hussong.

Matthias Alexander

Hussong hat für die Stadtgestalt Kaiserslauterns eine Bedeutung, die nur mit derjenigen von Martin Wagner für Berlin und Fritz Schumacher für Hamburg vergleichbar ist. Der Name des Mannes, der von 1909 bis 1933 als Architekt und Stadtplaner in der Bauverwaltung war, ist jedem halbwegs gebildeten Lautrer Bürger bis heute ein Begriff. Diese anhaltende Wertschätzung des einstigen Oberbaudirektors hat auch damit zu tun, dass es sich bei vielen seiner stadtbildprägenden Entwürfe um Wohnbauten handelt. Der Rundbau, das Bunte Viertel und die Wohnanlage Fischerstraße gehören zu den überregional bedeutenden Bauwerken der zwanziger Jahre, bis heute sind die dortigen Wohnungen begehrt.

Stellt sich nur die Frage, warum das Kolonnengebäude, in dem sich ursprünglich eine Rettungswache und Wohnungen befanden, nicht auf der Denkmalliste steht. Im Jahr 1996 hätte es dort eigentlich aufgenommen werden müssen, doch offenbar haben es die verantwortlichen Mitarbeiter der Denkmalbehörden damals nicht als Hussong-Bau erkannt – und das, obwohl Pläne im Stadtarchiv die Unterschrift des Architekten tragen. Dieses Versagen ist unverzeihlich, denn nicht nur wegen seines Entwerfers, auch aus sich heraus ist das Ensemble denkmalwürdig. Zum einen ist da der ursprüngliche Bau von 1912, errichtet im Heimatstil, angereichert um einige Jugendstilelemente. Er wurde von Hussong selbst mehrfach ergänzt, besonders markant 1927 durch eine Feuerwehrwache mit kleinem Turm im Duktus der Neuen Sachlichkeit, in dem Schläuche aufgehängt wurden. Dass es sich um einen Hussong-Bau handelt, hätte auf den ersten Blick auffallen können, nicht nur wegen der Halbkreisfenster in der Attika des Turms, die ein wiederkehrendes Stilelement des Architekten waren.

Die fortwährende Ignoranz der Denkmalpfleger

Als der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes vor einigen Jahren beschloss, das weitläufige Areal am Fuß des Betzenbergs gemeinsam mit Investoren komplett neu und sehr dicht zu bebauen, war die fortwährende Ignoranz der Denkmalpfleger hilfreich. Ein Bebauungsplan wurde ohne große Debatten aufgestellt, die Fraktionen im Stadtrat hatten schließlich keine Ahnung, was dort weichen sollte. Die Erteilung von Bau- und Abrissgenehmigung war dann Formsache.

Das Kolonnengebäude wäre heute nur noch Schutt, hätte nicht der Architekturhistoriker Matthias Schirren von der TU Kaiserslautern Witterung aufgenommen. Er konnte mit seinen Recherchen trotz Hinhaltetaktik der Stadt ziemlich schnell klären, wer der Urheber des Baus war. Mehr noch, Schirren drängt sich der Eindruck auf, dass auch die Führung des DRK schon 2015 genau wusste, was sie zu beseitigen gedachte, es aber für sich behielt, um das Projekt nicht zu gefährden. Besonders pikant dabei: Klaus Weichel, der Präsident des örtlichen Roten Kreuzes, ist Oberbürgermeister der Stadt und somit Chef der Verwaltung. Es steht sogar der Verdacht im Raum, Weichel könnte die ihm unterstellte Untere Denkmalbehörde angehalten haben, in Sachen Hussong-Bau stillzuhalten.

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