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#Der Analytiker und das Sonnenkind

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Der Analytiker und das Sonnenkind

Dominic Cummings war Boris Johnsons früherer Chefberater, und wer seinen Auftritt am Mittwoch beobachtet hat, konnte nicht anders als staunen. Sieben Stunden wurde er von Abgeordneten des Gesundheits- und Wissenschaftsausschusses zur Pandemiebekämpfung in Downing Street befragt, streckenweise gnadenlos, und nie verriet er ein Zeichen von Unsicherheit. In sich ruhend räkelte er sich im Stuhl und teilte mit einer Beiläufigkeit aus, die den Betroffenen das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte.

Ein Teil seiner Unerschütterlichkeit lässt sich damit erklären, dass er nichts zu verlieren hat. Cummings ist draußen, und wie er selbst anmerkte, gibt es bei den Tories wenig Wohlwollen für eine Rückkehr ins Regierungsviertel. Der Rest ist erarbeitete Selbstsicherheit. Sie wurzelt in der Gewissheit, sein Weltbild durchdacht zu haben und deshalb das Richtige zu wollen und auch getan zu haben. Hier liegt einer der maßgeblichen Unterschiede zu Boris Johnson, seinem ehemaligen Chef, Verbündeten und Vertrauten.

Im Feuer der Brexit-Kampagne

Um den Bruch dieser faszinierenden Verbindung zu verstehen, die das Land wie kaum eine zweite fesselt, lohnt ein Blick zurück. Das Bündnis wurde im Feuer der Brexit-Kampagne geschmiedet, die der nerdige Cummings leitete und der joviale Johnson repräsentierte. Johnson war über Umwege ins Austrittslager gelangt. Er war nie ein Anhänger der EU gewesen, aber hatte sich auch nie für einen Austritt verkämpft. Eher zählte er sich zu den Liberalen in der Konservativen Partei, zu den Freihändlern, den Multilateralisten. Weltoffenheit und Migrationsfreundlichkeit waren seine Markenzeichen als Londoner Bürgermeister gewesen, die Olympischen Spiele seine herrlichste Bühne. Johnson wurde Brexiteer, weil er darin keinen größeren Schaden für das Land sah, aber einen gewaltigen Nutzen für die Karriere.

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Bei Cummings war es umgekehrt. Persönliche Ambitionen wurden von politischen überragt. Aus seinen zahlreichen Blogs lässt sich herauslesen, dass er den Austritt aus der EU als Akt der kreativen Zerstörung betrachtete, mit dem sich sein Land langfristig neu ordnen ließ. Cummings verfolgte, anders als Johnson, einen strategischen Plan. Der umfassend Gebildete, der sich für Geopolitik und Geschichte ebenso interessiert wie für Quantenphysik, ist schon vor geraumer Zeit zu der Überzeugung gelangt, dass der Westen, also auch Großbritannien, seinen Vorsprung in der Welt nicht nur verliert, sondern achtlos verspielt. Er will diesen Prozess aufhalten, wenn nicht umkehren und bezieht Inspiration von Autokraten unterschiedlichster Provenienz, von Otto von Bismarck bis zum „eindrucksvollen“ chinesischen Präsidenten Xi Jinping. Cummings ist fasziniert von Staatslenkern, die den Moment für ihr Land erkennen, und glaubt, dass es heute westlichen Politikern an Durchsetzungskraft und dem westlichen System an Effizienz fehlt.

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