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#„Der Angriff wird als großartiges Patrioten-Treffen verklärt“

„Der Angriff wird als großartiges Patrioten-Treffen verklärt“

Mrs. Merlan, Trump, Twitter, „QAnon“: Wen muss man für die Szenen am Kapitol verantwortlich machen?

Ach, am Ende war es doch ein Pulverfass, das nur darauf gewartet hat, zu explodieren. Trump hat es sicherlich befeuert, aber wenn man sich ein bisschen umgehört hat, war klar, dass sich im Vorfeld eine ganze Reihe von Akteuren darum bemüht hat, von der Veranstaltung zu profitieren. Es ist natürlich verlockend, das komplett Trump in die Schuhe zu schieben, aber ganz so einfach ist es nicht.

Wenige Tage vor der Veranstaltung und dem anschließenden Sturm auf das Kapitol hat Trump in einem Telefonat mit dem Innenminister von Georgia, Brad Raffensperger, dennoch Verschwörungstheorien über Wahlmanipulationen geäußert, die auch in „Q“-Kreisen ihren Anfang nahmen.

Natürlich, er befeuert diese konspirativen Ideen. Und nicht nur das, er scheint sie auch zu glauben. Dinge, die er auf Sendern wie „One America News“ aufschnappt, die Falschinformationen sind, und die er dann weiterverbreitet.

Denken Sie wirklich, dass der Präsident diese Dinge glaubt und für wahr hält?

Ich kann natürlich nicht wissen, was er glaubt und was nicht. Ich kann nicht in ihn hineinsehen. Aber darum geht es auch nicht. Ich kann nur sehen, was er sagt und welchen Effekt das auf die Menschen hat, die dafür empfänglich sind – ganz egal, ob er das aus Überzeugung sagt oder nur, um Spendengelder einzutreiben. Die Auswirkungen bleiben die gleichen.

Die Journalistin und Buchautorin Anna Merlan wurde in Mexiko City geboren und lebt heute in Los Angeles. In ihrer Arbeit setzt sie sich mit Subkulturen auseinander und beschäftigt sich unter anderem mit Verschwörungstheorien.


Die Journalistin und Buchautorin Anna Merlan wurde in Mexiko City geboren und lebt heute in Los Angeles. In ihrer Arbeit setzt sie sich mit Subkulturen auseinander und beschäftigt sich unter anderem mit Verschwörungstheorien.
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Bild: Tod Seelie

Haben denn Verschwörungstheorien wie „QAnon“ überhaupt so etwas wie eine kritische Masse erreicht?

Ohne Frage hat „QAnon“ als Bewegung eine explosive Kraft. Die Zahl an Flaggen und T-Shirts mit dem Logo war ja nicht zu übersehen. Beunruhigend ist daran, dass es immer weniger um eine einzelne Person geht, die als Retter auftritt. Die Grundideologie bewegt sich immer mehr in Richtung einer Anlaufstelle für weiße Befindlichkeiten. Anfangs war das alles eingegrenzt in der Vorstellung, dass Donald Trump einen guten Job macht; dass er in Washington aufräumt und man einfach zuhause bleibt und abwartet. Jetzt wird einem das Gefühl vermittelt, dass zugucken nicht mehr ausreicht.

Soll heißen: Man muss raus und den Kampf selbst aufnehmen, die direkte Teilnahme wird immer wichtiger?

Genau. Dass die Bewegung ein gewisses Gewaltpotential hat, war immer klar. Diese Sorge gibt es schon lange. 2018 hat ein hochbewaffneter Mann in Nevada eine Brücke am Hoover Damm blockiert, um auf eine „QAnon“-Verschwörungstheorie aufmerksam zu machen. Ähnlich im Frühjahr in Kalifornien, wo ein Mann absichtlich einen Zug entgleisen ließ, um eine angebliche Coronavirus-Verschwörung aufzudecken. Am Kapitol war die schiere Zahl an Menschen besorgniserregend, die tatsächlich bereit war, dort einzudringen. Obwohl man sagen muss, dass es nicht nur „QAnon“-Gläubige waren, sondern auch Extremisten und Milizen-Anhänger.

Hat sich die Empfänglichkeit für solche Verschwörungstheorien in den vergangenen vier Jahren unter Trump signifikant geändert? Oder hat sie jetzt im Zuge der Pandemie rasant zugenommen, weil alle im Lockdown sind und online die falschen Abzweige nehmen?

Verschwörungstheorien sind schon lange ein fester Bestandteil der amerikanischen Politik. Bloß ist der Abstand zwischen dem äußersten Rand und dem Mainstream heute viel, viel kleiner als damals. Ob jetzt mehr Menschen dafür empfänglich sind, kann ich gar nicht sagen – das Potential, Schaden anzurichten, ist durch diesen verminderten Abstand allerdings größer geworden. Und was Covid anbelangt: Nach der Pandemie wird das alles nicht plötzlich verschwinden. Die, die in der Bewegung fest verankert sind, haben Covid ohnehin nicht ernst genommen und ihre Leben kaum umgestellt. Außerdem ist „QAnon“ nicht wegen der Pandemie so bekannt geworden, sondern weil sich die politische Situation für Präsident Trump verschlechtert hatte. Ein Gegen-Narrativ musste geschaffen werden, das ihn gut dastehen lassen sollte.

In der „QAnon“-Welt wird Präsident Trump als eine Art Auserwählter gesehen, der die verblendete Nation ins Licht führt. Wie wird das Eindringen im Kapitol unter diesen „Gläubigen“ bewertet?

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