Nachrichten

#Der Bau einer neuen Sonne

„Der Bau einer neuen Sonne“

Es wird kühl in Cadarache, wenn man die verdorrte Mondlandschaft verlässt und ins Innere der Fabrikhalle tritt. 100 Meter lang und höher als der Arc de Triomphe, ist sie erfüllt vom Klirren der Bauteile. Arbeiter in Schutzkleidung rücken sie hin und her. In drei Tagesschichten wird von montags bis freitags geschraubt und geschweißt. Das Herzstück der Baustelle befindet sich hinter großen Planen. Hier entsteht jenes kugelförmige Gebilde, das „Internationaler Thermonuklearer Versuchsreaktor“ getauft wurde, kurz ITER.

Der Testreaktor soll einen Forschertraum wahr werden lassen. Es geht um nichts weniger als den Bau einer künstlichen Sonne. Erstmals will man im Kraftwerksmaßstab die Verschmelzung von Wasserstoff zu Helium demonstrieren und dabei mehr Energie erzeugen als hineingeben. Gelingt das Experiment, könnten baugleiche Reaktoren eines Tages gewaltige Strommengen produzieren – CO2-frei und rund um die Uhr. Es wäre die Lösung für die Energieprobleme der Menschheit. Wasserstoff steht auf der Erde unbegrenzt zur Verfügung. Ein Durchbrennen wie in Kernkraftwerken, in denen Atomkerne gespalten werden, ist unmöglich. Langlebige radioaktive Abfälle entstehen bei der Kernfusion keine.

Die Idee ist jahrzehntealt. Dass es bislang bei einem Forschertraum blieb, liegt an der Schwierigkeit des Vorhabens. Denn es müssen eben auch Bedingungen wie auf der Sonne herrschen. Eine Temperatur von mindestens 100 Millionen Grad ist im Reaktorinneren vonnöten, erst dann lösen sich die Elek­tronen von den Wasserstoffatomkernen, und es bildet sich ein Plasma. Zehntausend Tonnen schwere Magneten sollen bei ITER dafür sorgen, dass das Plasma im Schwebezustand bleibt und nicht mit der Wand in Berührung kommt, wo es sofort erkalten würde. Da muss jede Schraube millimetergenau sitzen.

Ein Kind des Kalten Krieges

Verzögerungen haben das ITER-Projekt von Beginn an begleitet. Die Grundsteinlegung reicht zurück in das Jahr 1985, als sich der US-Präsident Ronald Reagan und der sowjetische Generalsekretär Michail Gorbatschow auf ein gemeinsames Vorgehen bei der Kernfusion verständigt haben. Neben Amerika und Russland sind heute 33 weitere Mitgliedstaaten an Bord, darunter China, Indien und Japan. Auch die Baukosten, von denen die EU-Länder die Hälfte tragen, stiegen immer weiter – auf aktuell 22 Milliarden Euro.

Doch schenkt man Projektbeteiligten Glauben, erinnert heute nur noch wenig an die bleiernen Anfangsjahre, als man sich neben dem Geld auch erbittert um den Standort stritt und mit Cadarache schließlich auf das Gelände des französischen Kernforschungszentrums zog. Als Wendepunkt gilt das Jahr 2015. Saßen der Generaldirektion zuvor zwei eher glücklos agierende Japaner vor, übernahm damals mit Bernard Bigot ein erfahrener französischer Kernchemiker das Ruder – und stärkte als erste Amtshandlung seine Befugnisse, nachdem ITER zuvor immer wieder zwischen den Interessen der Mitgliedstaaten bürokratisch zerrieben wurde. Auch wenn technische Unwägbarkeiten blieben, brachte das Zug in das Vorhaben.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!