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#Der dem Papst widerspricht

Der dem Papst widerspricht

Kaiser oder Luther? Privilegien oder Ächtung? Katholisch oder evangelisch? So lässt sich die komplizierte Lage Frankfurts zu Beginn der Reformation knapp darstellen. 500 Jahre nach Luthers Übernachtung in Frankfurt am 14. April 1521 kann man nur spekulieren, wie Frankfurt heute aussähe, hätten sich in der damaligen Umbruchszeit die Stadtoberen nicht einigermaßen erfolgreich durch die gefährlichen Untiefen laviert. Hätte zum Beispiel der streng katholische Kaiser Karl V. der mit der Reformation liebäugelnden Stadt das Privilegium, Messen abzuhalten, entzogen, wäre womöglich das gerade einmal 50 Kilometer entfernte katholische Mainz zur führenden Handels- und Verkehrsmetropole aufgestiegen. Man spräche dann heute nicht von der „Mainmetrople“, sondern von der Provinzstadt Frankfurt.

Die Gegenspieler jener Tage, Kaiser Karl V. und Martin Luther, kannten Frankfurt aus eigener Anschauung. Knapp zwei Jahre vor der erwähnten Stippvisite Luthers in Frankfurt auf seinem Weg zum Reichstag in Worms war Karl V., in dessen Reich von Österreich über Burgund bis Spanien und dessen überseeischen Besitzungen nach eigenen Worten „die Sonne nie unterging“, im Frankfurter Dom St.Bartholomäus von den Kurfürsten zum römisch-deutschen König gewählt worden – dank der Zahlung riesiger Bestechungsgelder. Ein Jahr später folgte die Kaiserkrönung in Bologna durch den Papst.

Die in der „Goldenen Bulle“, dem 1356 verfassten Grundgesetz des Heiligen Römischen Reiches, festgelegte Regelung, dass ein neuer König in der Frankfurter Bartholomäuskirche gewählt werden müsse, auch der spätere Usus, den neuen Herrscher im Frankfurter Dom zu krönen, haben Frankfurt zu einer Art Hauptstadt des Alten Reiches gemacht. Um diesen besonderen Rang zu behalten und zu sichern, musste Frankfurt während der Reformationszeit immer irgendwie ein Einverständnis mit Karl V. und seinen Nachfolgern finden. Die Stadt befand sich permanent in einer Zwickmühle: Sie wollte kaisertreu, aber auch evangelisch sein.

Seine Sorgen für einen Abend in Frankfurt vergessen

Allzu viel ist nicht bekannt über den Aufenthalt Luthers in Frankfurt während seiner Reise von Wittenberg nach Worms. Man weiß, dass er im Gasthaus „Zum Strauß“ an der Buchgasse nahe dem Rathaus Römer nächtigte. Das Gebäude gibt es nicht mehr, an die Herberge erinnert aber ein Wandbild am früheren Sitz der Bethmannbank an der Bethmannstraße, das einen prächtigen Vogel Strauß zeigt, der an das einstige Gasthaus erinnerte. Luther hat geahnt, dass ihm in Worms, wo er seine Schriften und Lehren vor dem Kaiser und den Mächtigen des Reiches rechtfertigen sollte, schwere Stunden bevorstanden. Ein Vorzeichen des drohenden Unheils war die ein Monat vorher ergangene Anordnung des Kaisers, alle Schriften Luthers einzuziehen, da diese durch eine päpstliche Bulle verboten worden seien. Dabei waren diese Schriften rasend gefragt: Auf der Frankfurter Buchmesse von 1520 soll allein ein hiesiger Händler 1400 Exemplare abgesetzt haben.

Hart umkämpft: Die Entwicklung Frankfurts ist eng mit der Reformation verknüpft. Gut drei Jahrzehnte nach Luthers Besuch standen die protestantischen Truppen des Kurfürsten Moritz von Sachsen vor den Toren, wie hier auf dem Belagerungsplan von 1552 dargestellt. Die Stadt war zwar selbst protestantisch, jedoch kaisertreu.


Hart umkämpft: Die Entwicklung Frankfurts ist eng mit der Reformation verknüpft. Gut drei Jahrzehnte nach Luthers Besuch standen die protestantischen Truppen des Kurfürsten Moritz von Sachsen vor den Toren, wie hier auf dem Belagerungsplan von 1552 dargestellt. Die Stadt war zwar selbst protestantisch, jedoch kaisertreu.
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Bild: Conrad Faber von Creuznach

Dennoch scheint Luther im Gasthaus Strauß seine Sorgen für einen Abend verdrängt und sich bei Musik und Wein guter Gesellschaft erfreut zu haben. Der Mönch, der er damals noch war, soll sogar selbst zur Laute gegriffen haben – „wie ein gewisser Orpheus, aber geschoren und in der (Mönchs-)Kapuze und deshalb nur umso wunderbarer anzusehen“.

Wie es wirklich um den Gemütszustand Luthers stand, ist einem Brief zu entnehmen, den er aus Frankfurt an Georg Spalatin, dem schon in Worms weilenden Berater und Beichtvater des sächsischen Kurfürsten Friedrich des Weisen, schickte. Er berichtet darin von einer körperlichen Schwäche, unter der er auf dem ganzen Weg von Eisenach nach Frankfurt gelitten habe. Trotzdem wolle er nach Worms kommen, „allen Pforten der Hölle und Fürsten der Luft zu Trotz“. Er wolle den Satan nicht aufblähen, sondern wolle ihn vielmehr erschrecken und verachten.

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