#Der FC Basel und der „Tag der Abrechnung“
Inhaltsverzeichnis
„Der FC Basel und der „Tag der Abrechnung““
Es ist der sportliche Tiefpunkt der jüngeren Vereinsgeschichte. Am 17. Februar verlor der einstige Schweizer Fußball-Serienmeister FC Basel im Achtelfinale des Schweizer Pokals mit 2:6 gegen den Zweitligaklub FC Winterthur. Doch wer meinte, noch mehr Unruhe in Basel sei nicht möglich, wird dieser Tage eines Besseren belehrt.
Vertrauen Sie auf unsere fundierte Corona-Berichterstattung und sichern Sie sich mit F+ 30 Tage freien Zugriff auf FAZ.NET.
Am Montag wurde bekannt, dass der Verein den Mannschaftskapitän Valentin Stocker suspendiert. Man habe nach vorne „kein Konzept“, hatte dieser in einem Fernsehinterview in der Halbzeitpause des Winterthur-Spiels gesagt. Es war eine Kritik an Trainer Ciriaco Sforza, dessen Mannschaft auch in der Meisterschaft dem Abstiegsplatz näher ist als dem Tabellenführer BSC Young Boys aus Bern.
Die Klubführung beurlaubte daraufhin den Mannschaftskapitän, dessen Vertrag noch im Sommer bis Mitte 2023 verlängert wurde – und nicht etwa den Trainer. Sforza sagte: „Valentin soll in die Ferien und den Kopf auslüften.“ An die frische Luft begaben sich am Montagabend rund tausend Anhänger des FC Basel. Trotz Pandemie zogen sie durch die Basler Innenstadt. Auf dem Balkon des Stadtcasinos, wo der FC Basel von 2010 bis 2017 acht Meistertitel in Serie mit den Fans feierte, hing ein Transparent mit der Aufschrift „Captain vo uns“.
Auf der Kundgebung erklang auch der Schlachtruf „Vale hau si um“. Was den Fanliebling einst anspornen sollte, den Gegnern auf dem Platz weh zu tun, richtet sich nun gegen die eigene Klubführung. Zielscheibe des Volkszorns ist vor allem Klubbesitzer Bernhard Burgener, der sich noch bei seiner Übernahme des Vereins im Sommer 2017 als Lokalpatriot inszenierte.
Trainer Sforza ist überfordert
Ohne Frage ist der bald 32 Jahre alte Stocker nicht mehr jener Spieler, der von 2010 bis 2012 mit dem FC Basel auch in der Champions League für Furore sorgte und etwa Manchester United aus dem Wettbewerb kegelte. Nachdem Stocker im Januar 2018 nach dreieinhalb Jahren in Berlin nach Basel zurückkehrte, wurde schnell klar, dass der Offensivspieler den FC Basel nicht allein zu altem Glanz zurückführen kann. Stocker hat vor allem an Tempo eingebüßt. Mit drei Toren und fünf Vorlagen in 14 Spielen der laufenden Meisterschaft fällt der frühere Schweizer Nationalspieler aber auch nicht ab.
Die ganze Welt spricht über das Coronavirus. Alle Nachrichten und Analysen über die Ausbreitung und Bekämpfung der Pandemie täglich in Ihrem E-Mail-Postfach.
Eine eher schwache Figur gibt hingegen Trainer Sforza ab. Beobachter schätzen ihn als schlichtweg überfordert ein. Sforza selbst bestätigte am Dienstag Berichte, wonach er in der Halbzeit eines Meisterschaftsspiels, in dem der FC Basel 2:0 führte, bloß gesagt hat: „Wenn ihr gewinnt, habt ihr zwei Tage frei.“ Das Spiel endete 2:2. Warum halten die Bosse an einem Trainer fest, der 2021 nur zwei von zehn Pflichtspielen gewinnen konnte?
Klubbesitzer Burgener und CEO Roland Heri wird nachgesagt, dass sie keine starken Persönlichkeiten neben sich dulden. Der „Basler Zeitung“ zufolge haben sie Alexander Frei im Sommer nicht als Cheftrainer angestellt, nachdem der frühere Torjäger von Borussia Dortmund Änderungen in den Führungsstrukturen verlangt haben soll. Sforza hingegen sagt Sätze wie: „Ich bin sehr stolz auf meinen Präsidenten.“ Nicht nur der Umgang mit Valentin Stocker treibt die Anhänger des FC Basel auf die Barrikaden. Am Montagabend äußerten die Fans auch ihren Unmut über Gerüchte, wonach Burgener den Verein teilweise oder ganz an die Londoner Finanzgruppe Centricus verkaufen will.
Angst vor Investoren
Mit ausländischen Investoren hat der Schweizer Profifußball bisher keine guten Erfahrungen gemacht. Das abschreckende Beispiel ist Neuchâtel Xamax; 2012, ein halbes Jahr nach der Übernahme durch den Tschetschenen Bulat Tschagajew, ging der Verein pleite. Ein anderer Fall ist der als „Plastikklub“ geschmähte Erstligaklub Lausanne Sport, der dem britischen Chemiekonzern Ineos gehört.
Dass die Ängste in Basel kein Hirngespinst sind, machen Recherchen der „Handelszeitung“ und des Online-Portals „Bajour“ deutlich. Demnach will eine gewisse „Basel Dream & Visions AG“ beim FC Basel einsteigen. Hinter der Briefkastenfirma vermuten die Rechercheure ein Joint Venture von Burgener und Centricus. Noch hoffen die Fans aber auf David Degen. Der frühere Basel- und Mönchengladbach-Profi ist mit zehn Prozent am FC Basel beteiligt und hat offenbar ein Vorkaufsrecht für weitere Anteile. Laut der Zeitung „BZ Basel“ hat Degen nun rund drei Wochen Zeit, einen zweistelligen Millionenbetrag aufzutreiben.
Inmitten der Wirren, die an einen Wirtschaftskrimi erinnern, wird auch weiter Fußball gespielt. Am Mittwochabend traf der FC Basel auf den souveränen Tabellenführer aus Bern. Basel erkämpfte sich ein 1:1. Nach Abpfiff bestimmte wieder Klubbesitzer Burgener die Schlagzeilen. Es komme der „Tag der Abrechnung“, auf den er sich freue, sagte der Filmunternehmer dem Schweizer Fernsehen. Es sollte eine Drohung an die Journalisten sein, die ihre „Quellen prüfen“ sollen. Was er mit dem FC Basel, der an diesem Samstag (20.30 Uhr) bei Servette Genf antritt, vorhat, sagte er aber nicht. Nur eins ist klar: Auch nach diesem Auftritt kehrt am Rheinknie keine Ruhe ein.
Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.
Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.
Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.