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#„Der Feind des Rasens ist der Regen“

„Der Feind des Rasens ist der Regen“

Herr Engelmann, Sie sind studierter Agrartechniker und staatlich geprüfter Greenkeeper. Ihr Unternehmen ­kümmert sich um die Anlage und ­Pflege von Golfplätzen, auch um ­Fußballfelder. Welche Rolle spielen Tennis-Rasenplätze für Sie?

Sie spielen eine große Rolle für uns, weil wir direkter Partner von Wimbledon sind. Es ist natürlich eine Ehre, dass die Engländer uns als ihren Partner auf dem Kontinent auserkoren haben. Das ist eine Aufgabe, die wir entsprechend würdigen.

Ist es auch eine besondere Heraus­forderung?

Grundsätzlich ist Rasen immer eine Herausforderung. Ob im Golf, Tennis, oder Fußball. Die Ansprüche sind zwar anders, aber der Grundsatz ist immer der gleiche: dass der Rasen für die Bedürfnisse der Spieler produziert wird.

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Nun sollte das Rasenturnier in Bad Homburg schon im vergangenen Juni stattfinden, wurde wegen Corona aber verschoben. Was hat dies für Ihre Arbeit bedeutet? Für die sechs Plätze, die an diesem Sonntag vor ihrer ­Premiere stehen?

Für uns hat das im Großen und Ganzen wenig Unterschied gemacht. Mit einem Jahr mehr ist das für uns in der Vorbereitung sicherlich ein Stück leichter geworden. Rasen ist immer ein lebendiges System, und je länger er Zeit hat, sich zu etablieren, desto besser ist es.

Ist doch mal eine gute Nachricht: Dem Rasen hat das Coronavirus gut getan.

(lacht) Ja, so lange es kein Rasenvirus ist, ist alles gut.

Wie haben Sie die Plätze durch den Winter gebracht, durch die Kälte?

Kälte ist für Rasen immer ein Problem. Aber er legt sich, banal gesagt, im Winter schlafen, und dann wird er im Frühjahr auch wieder munter. Ein Problem war, dass die wärmeren Temperaturen erst relativ spät kamen und der Rasen erst spät angefangen zu wachsen. Die Vegetation war vier bis fünf Wochen später dran, als es normal gewesen wäre, was für den Termin in Bad Homburg aber nicht ganz so relevant ist.

Das Turnier findet unter der Lizenz des legendären Rasenturniers von Wimbledon statt. Wie war die Zusammenarbeit mit den Engländern, welche Vorgaben haben Sie bekommen?

Die Vorgaben sind aus der Erfahrung heraus gemacht. Der Rasen von Wimbledon wird von Neil Stubley, dem Head Groundsman des Turniers, seit Jahrzehnten betreut. Seine Erfahrungen sind in einer Art Leistungsbeschreibung aufgezeichnet, nach denen richten wir uns. Auch in Corona-Zeiten haben wir uns via neuer Medien alle zwei Wochen in einem einstündigen Termin mit Stubley und seinem Team abgesprochen.

Vorbild Wimbledon: Greenkeeper Christian Engelmann


Vorbild Wimbledon: Greenkeeper Christian Engelmann
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Bild: Wolfgang Eilmes

Was ist Stubley für ein Typ?

Er ist so was wie der Kardinal des Heiligen Rasens, auf jeden Fall ist er ein sehr netter, zuvorkommender Mensch, der sich seit Jahrzehnten mit der Materie Rasen und Tennis befasst.

Die Rasensorte, die in Wimbledon und nun auch auf den sechs Plätzen in Bad Homburg verwendet wird, heißt „Lolium perenne“, zu deutsch Weidelgras. Was ist das besondere daran?

Der Vorteil des Weidelgrases besteht darin, dass es relativ schnell wächst und auch relativ schnell regeneriert.

Inwieweit unterscheidet sich ein idealer Fußball- oder Golfrasen davon?

Natürlich sind die Ansprüche anders. Fußball wird ja inzwischen in Europa häufig in einer Zeit gespielt, der für einen idealen Rasen nicht passt. Jetzt, wo der Rasen voll da ist, spielt abseits der Europameisterschaft kein Mensch Fußball, weil Spielpause ist, das macht es schwierig. Aber ansonsten ist der Unterschied zu Tennisrasen marginal. Im Golf sind es im Großen und Ganzen die Puttflächen, die anders sind, weil die Rasensorte dort eine andere ist.

Wie sind die Vorgaben für Bad ­Homburg, was die Rasenpflege ­während des Turniers betrifft?

Das ist genau festgelegt: Das Gras hat eine Höhe von acht Millimetern zu haben und wird während des Turniers täglich um zwei Millimeter gekürzt.

Wimbledon legt auch Wert auf ­Schattierungen durch Rasenmäherstreifen, die 91 Zentimeter breit sein sollen. Auch etwas, was sie in Bad Homburg beachten müssen?

Das werden wir so machen. Sieht ja auch ganz nett aus. Die 91 Zentimeter sind allerdings kein vorgeschriebenes Maß.

Es muss ziemlich weh tun, wenn jetzt Tennisspielerinnen über ihren Rasen pflügen. An den Grundlinien werden nicht viele Halme übrig bleiben. Wie kann man darauf eigentlich noch vernünftig Tennis spielen?

Es gibt eine Vorschrift, mit welcher Bodenhärte wir ins Turnier gehen müssen. Sie wird mit einem Gerät gemessen. Dafür wird ein Gewicht, das mit einem Messgerät verbunden ist, aus einer Höhe von 0,3 Metern fallen gelassen. Ist der Boden zu hart oder zu weich, korrigieren wir das mit der Bewässerung auf den Wert, der von Wimbledon vorgeschrieben ist.

Das heißt, nicht nur der Rasen, sondern auch der Boden ist wichtig für einen Platz, der viele Tage bespielt werden soll?

Genau, er hat fast noch die größere Bedeutung, weil es am Ende nur noch darum geht, wie viel der Boden verzeiht und wie eben er ist bis zum Schluss. Die Ebenheit kann man bei extremem Spielbetrieb nur über die Härte des Bodens halten.

Welchen personellen Aufwand ­betreiben Sie rund um das Turnier?

Bei der Anlage der Plätze waren das zehn Leute. Jetzt zur Pflege sind es zwei Greenkeeper und zwei Helfer.

Sind Sie eigentlich auch mit Nagelscheren unterwegs, wie man sich das so vorstellt, wenn man an Wimbledon denkt?

Mit Nagelscheren nicht. Aber tatsächlich werden die für die Beregnung nötigen Bereiche mit der Schere ausgeschnitten.

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Wo lauern die Feinde eines perfekten Rasens?

Der Feind des Rasens, der Feind des Turniers, ist der Regen. Jeder Regen zwingt uns, das Spiel zu unterbrechen und die Plätze abzudecken. Das minimiert unsere Zeit, den Rasen zu pflegen, zum Bespiel, wenn über Nacht abgedeckt werden muss. Und wenn nicht hundertprozentig ausgeschlossen werden kann, dass es regnet, wird abgedeckt, weil zu viel Wasser den Platz auf längere Zeit unbespielbar machen kann.

Wie ist Ihr Fazit vor dem Start des Turniers? Zufrieden mit dem Rasen?

Die Rückmeldungen der Spielerinnen, die ihre ersten Schläge gemacht haben, sind positiv. Ich schaue deshalb sehr optimistisch in Richtung der nächsten Tage.

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