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#Der Großangriff beginnt

Der Großangriff beginnt

Nun sollten Ziele der Streitkräfte in Kiew angegriffen werden, von denen aus „Informationsattacken gegen Russland“ verübt würden, kündigte Russlands Militär am Dienstagnachmittag an. „Ukrainische Bürger, die von ukrainischen Nationalisten zu Provokationen gegen Russland herangezogen werden“ und Anwohner sollten ihre Häuser verlassen, hieß es dazu. In der Hauptstadt wurde bald darauf der Fernsehturm schwer getroffen. Ukrainische Quellen berichteten von fünf Toten.

Thomas Gutschker

Politischer Korrespondent für die Europäische Union, die Nato und die Benelux-Länder mit Sitz in Brüssel.

Auch in anderen Städten beschießt Russlands Militär laut ukrainischen Angaben Wohnviertel. Aus Charkiw kamen am Dienstag auch Meldungen, Russland habe ein Krankenhaus beschossen. All das soll nach den offiziellen Moskauer Angaben „ausgeschlossen“ sein, man greife nur „militärische Objekte“ an. Doch erinnern die „weichen Ziele“ russischer Angriffe ebenso an frühere Kriegseinsätze wie der Einsatz von Vakuumbomben und Streumunition.

Sogar die russische Bevölkerung, die tagelang auf eine weitgehend unblutige „Befreiung“ vor allem des Donbass vorbereitet wurde, wird jetzt auf Härten eingestimmt. Immer mehr russische Regionalspitzen teilen mit, dass jemand aus ihrem Gebiet gefallen ist. Einer aus der Region Krasnodar, zwei aus Tschetschenien, heißt es dann etwa. Es ist kein Vergleich zu den vermuteten Zahlen – aber doch ein Bruch mit der reinen Verschleierungspraxis der ersten Tage. Das Verteidigungsministerium veröffentlichte am Montagabend auch erstmals Bilder eines angeblich eigenen, erfolgreichen Hubschrauberangriffs – vermutlich, weil bisher ausschließlich die Ukrainer Bilder etwa von Drohnenschlägen verbreiteten und damit im „Informationskrieg“ einen Motivationsvorteil gegenüber Moskau hatten. Solche Bilder verbreiten sich, immer weiter ausgreifenden Zensurversuchen zum Trotz, auch in Russland.

Für dessen Militärführung dürfte es nach den Misserfolgen und Verlusten der ersten Tage jetzt darum gehen, möglichst schnell voranzukommen. Dabei ist der Kampf am Boden besonders schwierig, gerade mit Blick auf die Ukraine. In Tschetschenien, wo Putin von 1999 an einen brutalen und extrem opferreichen Krieg führte, der seine Popularität erst begründete, lebt ein aufmüpfiges, muslimisches Bergvolk, dem viele Russen mindestens misstrauisch gegenüberstanden. Somit waren „Fremde“ die Gegner. Ebenso in Syrien, wo man zudem die „Säuberungen“ am Boden größtenteils Assads Truppen und von Iran gelenkten Milizionären überließ.

Mit gesenktem Kopf gegenüber den Ukrainern

Jetzt dagegen müssen im Nachbarland Russen gegen Ukrainer vorgehen, die doch „Brüder“, nach Putins Worten sogar „ein Volk“ sein sollen. Ukrainische Videos aus den ersten Tagen des Krieges zeigten Russen, denen es schwerfällt, ihre Eroberungsaufgaben zu erfüllen: Ein junger Uniformierter sitzt gesenkten Kopfes vor Ukrainern, die ihn auf Russisch fluchend auffordern, nach Russland zurückzukehren; Panzer machen einen Bogen um wütende Zivilisten; eine Menge mit blau-gelben Fahnen umringt russische Soldaten.

Über Hemmungen hinweghelfen soll das zu Kriegsbeginn von Putin und nun auch vom Militär ausgegebene Ziel einer „Entnazifizierung“. Man kämpft demnach weniger gegen Soldaten als vielmehr (ohne begriffliche Trennschärfe) gegen „Nazis“, „Neonazis“, „Faschisten“, „Nationalisten“. Schon von Ende 2013 an, mit Beginn der proeuropäischen Proteste auf dem Kiewer Majdan, war Moskau bestrebt, nationalistische Gruppen in den Reihen der Gegner als führend darzustellen. Nun dient die Fiktion einer „Nazi“-Ukraine dazu, die Gegner zu dämonisieren. Das soll nicht nur Rückhalt in der eigenen Bevölkerung schaffen, sondern, anknüpfend an den Zweiten Weltkrieg und den Kampf gegen die NS-Eroberer, auch die eigenen Soldaten, Nationalgardisten und Sonderpolizisten motivieren, sie glauben machen, dass sie gegen das absolute Böse kämpften. Schon jetzt werden den Ukrainern respektive ukrainischen „Nationalisten“ Gräuel und ein „Genozid“ im Donbass vorgeworfen; die miteinander wetteifernde Generalstaatsanwaltschaft und das Ermittlungskomitee erheben solche Vorwürfe, die bei näherer Betrachtung fadenscheinig wirken.

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