Nachrichten

#Der Härtetest im Altenheim

Der Härtetest im Altenheim

Mehr als eine Woche nach der zweiten Impfung mit der mRNA-Vakzine von Biontech/Pfizer werden in einem Alten- und Pflegeheim im Landkreis Osnabrück vierzehn alte Menschen positiv auf die sogenannte „britische“ Variante B.1.1.7. getestet. Zumindest was die Impfung angeht, gibt es nach dieser Nachricht vom Wochenende wenig Grund zur Sorge. Denn nur, wer geglaubt hat, die Impfung schütze grundsätzlich auch vor Ansteckung, wird von einem Impfversagen sprechen. Das hat aber niemand behauptet. Nicht der Impfstoffhersteller, nicht die Zulassungsbehörden, nicht der Bundesgesundheitsminister. Zuletzt hat der Deutsche Ethikrat noch einmal auf die Evidenzlage hingewiesen. Die ist unbefriedigend, aber klar: Die mRNA-Impfung schützt sehr gut vor einer Erkrankung an Covid-19. Ob und inwieweit sie auch eine Ansteckung und Übertragung des Virus verhindern kann, liegt dagegen weiter im Dunkeln.

Joachim Müller-Jung

Joachim Müller-Jung

Redakteur im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

Die Infektionskette in dem Altenheim erhärtet demnach den Verdacht, dass zumindest alte Menschen sich trotz Impfung weiter infizieren und möglicherweise auch das Virus weiter verbreiten können. Sorge bereitet nach dem Vorfall im Heim am ehesten, dass die Schutzmaßnahmen nach den Impfungen womöglich nur noch ungenügend eingehalten wurden. 

Unsicher an dem Fall im Altenheim ist, inwieweit die Virus-Variante B.1.1.7. die Ansteckungsgefahr der frisch Geimpften erhöht hat. Da die Ansteckungsrate („attack rate“) der Variante deutlich über dem konventioneller Sars-Cov-2-Viren liegt – was in mehreren Ländern ausreichend dokumentiert ist –, könnte die rasche Verbreitung des mutierten Virus im Heim tatsächlich auch auf diese besonderen Eigenschaften der „britischen“ Variante zurückzuführen sein.

Studien über Ansteckung von Geimpften laufen derzeit

Würden Geimpfte kein Virus mehr verbreiten, spricht man von einer sterilen Immunität durch die Impfung. Mit der aber rechnet kaum noch ein Experte. Vielmehr hatte man bisher nur eine vage Hoffnung, dass geimpfte Menschen, die nach zwei Injektionen über entsprechend große Mengen an Antikörpern und Immunzellen im Körper verfügen, auch im Nasen-Rachenraum ausreichend geschützt sind – so gut wenigstens, dass sie nach einer Ansteckung zumindest deutlich weniger Virus verbreiten und damit bei der Eindämmung der Pandemie helfen können. Separate Studien, die das detailliert prüfen sollen, laufen derzeit. Gut möglich, dass alte Menschen mit ihrem abgeschwächten Immunsystem da auch eine andere Rolle spielen als jüngere Geimpfte.

Viel entscheidender aber als die Nachricht von den Ansteckungen sind die Berichte über den Gesundheitszustand der Altenheimbewohner. Denn die zeigen, sofern sich daran in den nächsten Tagen nichts ändert, dass der Impfstoff seine eigentliche Aufgabe, für die er zugelassen und geprüft wurde, erfüllt: Keiner der vierzehn Hochaltrigen ist ernsthaft erkrankt. Von milden bis symptomlosen Verläufen ist bisher die Rede. Das war nach Studienlage durchaus zu erwarten: Fünf Wochen nach der ersten von insgesamt zwei Impfdosen ist die volle immunologische Wirkung hergestellt. Das hatten jedenfalls die Studiendaten des Biontech/Pfizer-Impfstoffs gezeigt. Von da an  haben sich im Blut so viele neutralisierende Antikörper und auch so viele T-Immunzellen gegen das Virus gebildet, dass sich der Erreger im Körper nicht vermehren und keine Lungenentzündungen hervorrufen kann – und auch die lebensgefährlichen Entgleisungen des Immunsystems sollten verhindert werden. Zu 95 Prozent sollen Erkrankungen verhindert werden. Die klinischen Erfahrungen mit allen bisher zugelassenen Impfstoffen legen nahe, dass tatsächlich sogar 100 Prozent der geimpften Menschen vor einer schweren Erkrankung oder gar dem Tod geschützt sind – auch sehr alte Menschen. 

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!