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#Der Harpunier hat Haut aus Bier

Der Harpunier hat Haut aus Bier

In der Mitte ist ein Delfin. Darunter steht auf Dänisch: „Ich denke, ich möchte nur einer von denen sein, die von Waldrändern kommen und hinter den Feldern die Stadt und den Fjord sehen und Stimmen hören.“ Der Satz auf dem Grabstein des Schriftstellers Peter Seeberg (1925 bis 1999) auf der Insel Röm klingt wie ein Motivationsschreiben für seinen 1978 veröffentlichten Roman „Ved Havet“, auf Deutsch 1981 als: „Am Meer“. Darin hört man gleich ein ganzes Arsenal von Stimmen, allerdings ausschließlich solche, die es aus der Stadt heraus, am Fjord entlang ans offene Wasser gezogen hat. Der Roman begleitet Singles, Paare, Familien und „einige Alte“ durch einen Tag am Meer, ein und denselben Tag, strukturiert durch Uhrzeit-Angaben, unter denen jeweils Impressionen der verschiedenen Menschen aufscheinen, manchmal gleichzeitig oder fast gleichzeitig.

Natürlich wittert man als Leser in einer derartigen Darstellung Sinn und Zusammenhang, spürt vielleicht gar etwas von Alfred Döblins Resonanztheorie in solcher Gleichzeitigkeit der Leben, wie Döblin sie in der modernen Großstadt beschrieben hat – und doch ist es bei Peter Seeberg oft nur eine Gleichzeitigkeit des Banalen, des Sinn- und Bedeutungslosen. „Und die große Wolke wird länger und länger, einige werden bestimmt aufbrechen, andere werden sich entschließen zu essen. Sie wird mindestens eine Viertelstunde brauchen, um vorüberzuziehen.“ Oder: „Sie gehen gemeinsam die Zeltstraße hinunter, der Mann faltet die Zeitung sehr sorgfältig zusammen, und Josef sieht ihnen nach, während sie miteinander redend davongehen.“ Eine Szene wie die folgende wirkt da schon fast trubelig: „Helene gähnt. Man kann schnell genug davon haben. Vielleicht ist sie hungrig. Und keiner kennt sie.“

Das Meer kommen lassen

Die treibende Kraft – nein, falsch –, vielmehr das schwarze Loch, das den Strandmenschen und manchmal sogar dem Erzähler alle Kraft abzieht, ist das Meer. Das Höchste, was einige der Figuren da noch zustande bringen, sind belanglose Wettergespräche.

Das Meer am Morgen: Adriaküste in Kroatien


Das Meer am Morgen: Adriaküste in Kroatien
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Bild: Picture-Alliance

„Passiert denn nichts? Passiert nichts, aber davon ganz viel? Und was passiert, wenn nichts passiert?“ Dies nun fragt sich der Erzähler eines heutigen Buches, das demselben Strukturprinzip folgt wie jenes Seebergs. Es heißt „Das Meer am 31. August“ (erschienen im Berenberg Verlag). Der Verfasser Jürgen Hosemann, Lektor bei einem anderen Verlag und Spezialist für Reiseliteratur, beschreibt darin einen Tag am Meer, ein und denselben Tag, von viertel nach fünf am Morgen, als es noch dunkel ist, bis zur nächsten Dunkelheit. Das Meer ist hier ein südliches, in Grado an der Adria, aber ansonsten ähnelt sich vieles. „Wird die Sonne uns heute finden? Den Tag kommen lassen. Das Meer kommen lassen. Alles sehen. Alles ist gleich wichtig.“

Ein Ort der Selbstbegegnung

Es ist eine philosophische Übung, und eine literarische dazu. In Gleichgültigkeit zu beschreiben bedeutet das Gegenteil von allem Dramatisieren. „8Uhr 42. Ein Elektrokarren der Policia Municipale.“ – „10 Uhr 25. Das Schiff im Westen ist weg.“ – „12 Uhr: Vom Strand kommt eine Lautsprecherdurchsage.“ – „14 Uhr 50. Sogar der Wind ist eingeschlafen.“ – „15 Uhr 23. Warum?“ – „15Uhr 35. Nichts.“

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