Nachrichten

#Der heimliche Bitcoin-König

Der heimliche Bitcoin-König

Er hatte die Risiken im Blick, kalkulierte sie durch und ging sie schließlich ein – binnen eines halben Jahres zahlten sie sich aus. Mit dem sprunghaften Anstieg des Bitcoin-Kurses auf zeitweise mehr als 50.000 Dollar hat Michael Saylor in diesen Tagen den Marktwert seines Software-Unternehmens Microstrategy fast versechsfacht.

Stephan Finsterbusch

Das Papier notiert an der New Yorker Technologiebörse Nasdaq derzeit mit rund tausend Dollar. Vor wenigen Monaten kostete ein Anteilsschein noch 170 Dollar. Investoren scheinen derzeit weniger auf die aktuellen Angaben zu Absatz, Umsatz und Gewinn zu achten, sie schauen vielmehr in die Kasse des Hauses. 

Kein Wunder, denn dort liegt ein digitaler Schatz: 70.000 Bitcoin. Der Gründer, CEO und Chairman von Microstrategy hatte Mitte des vergangenen Jahres auf einer Telefonkonferenz zu den damals aktuellen Quartalszahlen bekannt gegeben, die Barmittel seines Hauses nicht mehr wie bisher in Dollar und Schatzwechsel anzulegen, sondern in Bitcoin, Gold und sogenannten alternativen Anlageklassen.

Anleger trauten ihren Ohren nicht, viele Analysten waren mehr als verwundert. Bitcoin? Eine Schwarzmarktwährung? Kaum einer schien Saylor wirklich ernst zu nehmen. Der aber hielt Wort.

Schlagabtausch mit Elon Musk

Er sah die lockere Geldpolitik der Notenbanken eher skeptisch, kritisierte die Politik der niedrigen Zinsen. Auch hielt er die von der amerikanischen Regierung eingeschlagene Politik zur Bekämpfung der Corona-Krise zumindest für fragwürdig.

Die dem Bitcoin zugrunde liegende Technologie der Blockchain beschrieb Saylor als zukunftsweisend. Mit Zockergeld und Schwarzmarktwährung habe das nichts zu tun. So machte er sich mit seiner Unternehmung, die mit einem Jahresumsatz von kaum einer halben Milliarde Dollar zu den Winzlingen in der amerikanischen Technologieszene gehört, auf einen Weg, den so noch niemand beschritten hatte. Er sollte für viel Aufmerksamkeit sorgen.

Michael Saylor


Michael Saylor
:


Bild: Microstrategy

Im Laufe des Herbstes verpasste Saylor dem Cash-Management seines Hauses die versprochene neue Linie. Er nahm bis auf ein paar wenige Millionen Dollar die Barmittel aus der Kasse, begab auf den Anleihemärkten eine Wandelschuldverschreibung und kaufte in mehreren Tranchen über mehrere Wochen alles in allem ungefähr 70.000 Bitcoin. Der durchschnittliche Stückpreis betrug nach Angaben des Unternehmens 15.000 Dollar.

Dann wartete er. Die Kurse schossen in die Höhe – erst der des Bitcoin, und dann auch der von Microstrategy.

Kurz vor Weihnachten suchte Saylor schließlich die verbale Offensive. Er lieferte sich mit Elon Musk, dem Chef des Autoherstellers Tesla, des Raumfahrtunternehmens SpaceX, der Solarzellenfirma Solar City oder dem Hirnforschungsunternehmen Neuralink, einen wortreichen und vielbeachteten Schlagabtausch auf dem sozialen Netzwerk Twitter.

Saylor und Musk kennen sich außerordentlich gut. Beide sind Unternehmer, beide stammen aus einer Generation, und beide haben einen Faible für die Raumfahrt. Ihr Twitter-Austausch sorgte für Furore, drehte er sich doch vor allem um Saylors Wette auf die große Zukunft des Bitcoin.

Saylor empfahl Musk, es ihm gleichzutun und zumindest einen Teil der Barmittelbestände seines milliardenschweren Firmen-Imperiums in Bitcoin zu stecken. Musk brauchte ein paar Wochen, diesen Vorschlag zu durchdenken. Dann nahm er ihn auf. Er stieg in die digitale Währung ein. Der Wert des Bitcoin stieg weiter. Michael Saylor hielt sich zurück, blieb im Hintergrund und sah sich in seinem Tun bestätigt.

Hochfliegende Pläne

Denn parallel zum weiteren Aufstieg der Digitalwährung hatte die Aktie von Microstrategy bis dahin nicht gesehene Preise erzielt. Der Kurs an der Börse verdoppelte und verdreifachte sich. Mit rund 70 Prozent der Anteile ist Saylor nach wie vor der größte Aktionär der von ihm gegründeten Firma. Er hatte die Unternehmung vor mehr als dreißig Jahren mit einem Partner und Studienfreund aus der Taufe gehoben.

Heute bestimmt Saylor als Vorsitzender des Vorstandes und als Chairman des Verwaltungsrates faktisch im Alleingang den Kurs, die Strategie, die Taktik und die Risikofreude des Hauses. Und die ist hoch. Denn was schnell steigt, kann auch schnell wieder fallen, zumal der Wert des Bitcoin sehr schwankend ist. 

Seit Mitte der achtziger Jahre im Geschäft hat Saylor schon einige Schwankungen in der Welt der digitalen Technologie mitgemacht. Vom PC bis zum Cloud-Computing hat er so gut wie alle Entwicklungen aus nächster Nähe gesehen und erlebt: Vom PC zum Laptop, vom Laptop zum Smartphone und zur Datenwolke.

Dass er seine Software-Firma zu einer Art Zockerbude oder zu einem hochspekulativen Crypto-Fonds umbauen will, weist er von sich. Microstrategy soll im Kern bei seinen Leisten bleiben: Software und Dienste rund um die Datenanalyse. Dem jüngsten Höhenflug an der Börse gibt diese Ansage keinen Abbruch.

In seiner Jugend hatte Saylor eigentlich Kampfflieger der Air Force werden wollen. Er musste die Ausbildung aufgrund gesundheitlicher Probleme allerdings abbrechen. So ging er mit einem Stipendium der Luftwaffe ans MIT in Boston, studierte Luft- und Raumfahrt und startete seine Karriere in der Computer-Abteilung des Chemiekonzerns Dupont.

Dort entwarf er Programme für die Analyse großer Datenmengen. Er gründete 1989 mit einem Studienfreund Microstrategy und brachte die Firma 1998 an die Börse, ohne die Kontrolle wirklich aus der Hand zu geben. Heute ist sie mit einem Marktwert von 6,5 Milliarden Dollar so wertvoll wie nie zuvor; mehr als die Hälfte des Wertes allerdings entfällt allein auf die mit Bitcoin prall gefüllte Unternehmenskasse.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!