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Der Herr der Ringe

Der französische Bildhauer Bernar Venet war schon der Herr der Ringe, als der literarische Mehrteiler bei uns noch kaum populär war. 1941 im französischen Château-Arnoux-Saint-Auban geboren, pflanzte Venet die ersten seiner Mehrfach-Ringe bereits in den sechziger Jahren in oft unwirtliche Stadtlandschaften ein. Die Dauerbeschäftigung unserer Phantasie jedoch teilen Venets Plastiken mit Tolkiens Büchern.

Stefan Trinks

Denn Venet gibt dem harten Metall die unwahrscheinlichste Form; das Eisen baut sich nicht tektonisch fest nach oben auf, vielmehr schwingt es, oft in vielen Ringen hintereinander, immer der Schwerkraft spottend. Schaut man bei einer typischen Plastik Venets in die „Röhre“ aus gestaffelten Kreisen, vermeint man fast, manifestierten Schallkreisen bei der Fortpflanzung im Raum zuzusehen. Gingen schon Gustave Eiffel und andere architektonische Stahlbildhauer im neunzehnten Jahrhundert mit diesem Material in ihren Türmen und Brücken an die Grenzen des gerade noch Baubaren, befreit Venet seine Eisenskulpturen vollends von Zweck und Funktion und setzt sie in öffentlichen Räumen frei.

Mit den naturidentischen Aromen von Rost: Bernar Venets neun „Points“ aus Eisenguss 2013 in Kronberg.


Mit den naturidentischen Aromen von Rost: Bernar Venets neun „Points“ aus Eisenguss 2013 in Kronberg.
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Bild: courtesy Stiftung Blickachsen

Natur aus Cortenstahl

Sein Lieblingsmaterial Eisen kehrt, aus der Natur genommen, durch gewollte Oxidationsprozesse zu ihr zurück. Über die „Points“ genannten abgesägten Baumstümpfe aus rostbraunrotem Gusseisen, bei denen gegen allzu große Natur-Simulatio auf der oben glatten Fläche der Strünke das Wort „Point“ eingeprägt ist, könnte man im ungünstigsten Fall stolpern; sie setzen in Parks und auf vielen städtischen Platzanlagen Europas Kontrapunkte einer merkwürdigen Vermählung von Natur – der schrundigen Borke der Baumstümpfe – und der reinen Geometrie der oben perfekt kreisrunden „Schnittfläche“.

Ein Faible für Mathematisch-Geometrisches findet sich oft in Venets lapidaren Werktiteln, so etwa bei „229,5° x 4“ in der Kunsthalle Darmstadt mit vier kurz vor zweihundertdreißig Grad endenden Ringen, die eng hintereinander gestellt wahlweise komplizierte astronomische Astrolabe mit Planetenbahnen oder eine sich versetzt öffnende Blüte in die Darmstädter Museumsräume einpflanzen.

Überhaupt scheint es, als seien Venets Skulpturen in Deutschland häufiger, jedenfalls föderal breiter vertreten als in Frankreich. Vor dem Theater in Duisburg empfängt sein „5 Arcs x 5“ die Besucher und bereitet sie wie eine zu groß geratene und verbogene Stimmgabel auf die Vorstellung vor, wie auch die Studenten der Frankfurter Goethe-Universität von Venet-Ringen auf die Vorlesungen eingestimmt werden. Die „Points“ von 2013 im hessischen Kronberg, die Eisen-Ringe in Baden-Baden, vor dem Würth-Museum Erstein im Elsass und der Berlin vom französischen Staat zur 750-Jahr-Feier 1987 geschenkte „Arc de 124,5°“, eine Neuinterpretation der antiken Triumphbögen von fünfzehn Tonnen Gewicht, sind ebenfalls sofort erkennbare Markenzeichen.

Die Skulptur „218,5° Arc x 13“ von Bernar Venet im Kurpark Bad Homburg, die Teil der Ausstellung Blickachsen 7 war.


Die Skulptur „218,5° Arc x 13“ von Bernar Venet im Kurpark Bad Homburg, die Teil der Ausstellung Blickachsen 7 war.
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Bild: Krause, Astis

Dass er öffentliche Bühnen raumgreifend wie prägend zu bespielen weiß, verdankt sich wohl seiner ersten Tätigkeit, noch vor der künstlerischen Ausbildung im engeren Sinn: In Nizza studierte er ab 1958 an der städtischen Schule für Gestaltende Kunst und arbeitete danach bis 1963 als Bühnenbildner an der dortigen Oper. Heute wird der Herr der eisernen Kalligraphie-Arabesken im Raum und der augentäuschenden Baumteller achtzig Jahre alt.

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