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#Der Junge, der den Ball streichelt

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Der Junge, der den Ball streichelt

An einem Samstag im Januar, es ist kalt in München, sitzt Joachim Löw mit einer Wolldecke in der Fußballarena des FC Bayern und schaut sich das Bundesligaspiel gegen Hoffenheim an, als ein Junge mit dünnen Beinen eingewechselt wird. Er sieht, wie der Junge, der 17 Jahre alt ist, von seinen Mitspielern aus München sofort mit dem Ball angespielt wird. Er sieht, wie der Junge den Ball dann fast nie verliert. Er sieht, wie der Junge den Ball mit der Schuhseite führt und mit der Schuhsohle streichelt. Er sieht, wie der Junge den Ball mit den Füßen küsst.

Später, so steht es in der Bild-Zeitung, spricht Löw persönlich mit dem Jungen. Er will ihn davon überzeugen, in Zukunft für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen. Und wenn man von diesem Samstag im Januar nun zum dritten Vorrundenspiel der EM vorspult, kann man wohl sagen, dass der Ausflug im Winter den Bundestrainer vor der nächsten Blamage im Sommer bewahrt hat.

Es fehlt ein Tor, als Löw an diesem Mittwochabend in München Jamal Musiala, mittlerweile 18 Jahre alt, einwechselt. Ungarn führt 2:1. Die Livetabelle verrät: Deutschland ist Tabellenletzter – und damit ausgeschieden. In der 82. Minute rennt Musiala mit seinen dünnen Beinen auf den Rasen. In der 84. Minute schnappt er sich den Ball an der Grundlinie und drängt mit einem schnellen Schritt in den Strafraum. Vor ihm stehen nun drei Verteidiger aus Ungarn.

Selbstvertrauen? Confidence!

Er tanzt den ersten mit einer Körpertäuschung aus, schaut in die Mitte – und entdeckt die Lücke, die in diesem Spiel noch keiner seiner Mitspieler entdeckt hat. Fünf Sekunden später schießt Leon Goretzka den Ball ins Tor. „Ich hab mich voll gefreut“, sagt Musiala, als er nach seinen ersten EM-Minuten in den Katakomben der Arena vor einer Kamera sitzt und auf die Fragen der Reporter antwortet. Er erzählt, wie Löw ihm vor der Einwechslung noch gesagt habe, dass er sich mit dem Ball was trauen solle. Also hat er sich auch was getraut. „Ich bin reingekommen mit Confidence.“

Wenn Jamal Musiala spricht, hört man zwischen den vielen deutschen Wörtern ab und zu auch ein englisches. Er sagt zum Beispiel nicht Selbstvertrauen, sondern Confidence. Das liegt daran, dass er in Stuttgart geboren, mit seiner deutschen Mutter und seinem nigerianischen Vater 2010 aber nach England gezogen ist, wo die Scouts des FC Chelsea auf ihn aufmerksam wurden. Auf der Insel entwickelte er sich – im Verein, aber auch im Verband. Mit 13 Jahren spielte er für die Juniorennationalmannschaft. So ging das weiter. Dann aber wechselte er zum FC Bayern. Und dann sprach er mit Löw.

„Herr Löw hat meinen Spielstil sowie meine Stärken und Schwächen sehr gut und klar rausgearbeitet und analysiert“, sagte Musiala in einem Interview der Sportschau. Das war im Februar, als er sich gerade entschieden hatte, dass er für Deutschland und nicht für England spielen will. „Herr Löw hat mir bei diesem Treffen einen sehr klaren Weg für mich in der Nationalmannschaft aufgezeigt.“

Und so ist es ein schöner Zufall, dass dieser Weg schon in seinem ersten großen Turnier wieder nach England führt: ins große Wembley-Stadion. „Es wird ein cooles Spiel“, sagt Jamal Musiala, der anders als sein Trainer nichts zu verlieren hat. In den ersten beiden Vorrundenspielen hat Joachim Löw ihn nicht für den Kader nominiert. Es war eher eine Verzweiflungstat, als er ihn am Mittwoch einwechselte. Dabei sollte er doch wissen: An Jamal Musiala verzweifelt meistens nur, wer ihm den Ball klauen will.

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