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#Der Krawallmoderator ist zurück

„Der Krawallmoderator ist zurück“

Piers Morgan ist wieder da. Vor einem Jahr zog der streitbare Moderator mitten in seiner Frühstückssendung beleidigt aus dem ITV-Studio ab, als der Wetteransager ihn nach dem Oprah-Winfrey-Interview mit Prinz Harry und Meghan Markle vor der Kamera wegen einer Schimpftirade gegen die Herzogin von Sussex angriff, die Morgan als „Prinzessin Pinocchio“ zu bezeichnen pflegt. Anschließend reichte Morgan seinen Rücktritt ein und stilisierte sich als Märtyrer der Redefreiheit. Nun kehrt er unter großem Getöse mit der selbsterklärten Mission zurück, die „Cancelkultur zu canceln, bevor sie unsere Kultur cancelt“.

Morgan ist für Murdoch eine Marke

Gina Thomas

Feuilletonkorrespondentin mit Sitz in London.

Nun steht Morgan wieder bei Rupert Murdoch in Lohn und Brot. Der Medienunternehmer hatte ihn 1994 zum Chefredakteur des Sensationsblatts „News of the World“ befördert. Morgan war damals 28 Jahre alt. Inzwischen ist er auf beiden Seiten des Atlantik eine Marke geworden, weshalb Murdoch ihn als Starmoderator für seinen am Montagabend lancierten Fernsehkanal TalkTV angeheuert hat. An vier Wochenabenden können Zuschauer des neuen, rund um die Uhr ausgestrahlten Senders eine Stunde lang in den Genuss von Morgans großspurig-polemischer Mo­deration kommen. Seine Sendung „Piers Morgan Uncensored“ wird auch von anderen Kanälen Murdochs, Fox Nation in den Vereinigten Staaten und Sky News Australia, übertragen. Die beiden haben ein dreijähriges Paket vereinbart, das ungeheuer­liche fünfzig Millionen Pfund Wert sein soll. Es schließt Tätigkeiten für fast alle Teile des Murdoch-Imperiums ein von einer Kolumne in der britischen Boulevard-Zeitung „Sun“, die von der „New York Post“ übernommen wird, über einen Buchvertrag bis hin zu Dokumentarsendungen über wahre Kriminalfälle.

TalkTV ist Murdochs etwas zögerlicher Wiedereinstieg ins britische Fernsehgeschäft. 2018 hatte er seine Anteile an dem knapp dreißig Jahre zuvor von ihm gegründeten Sender Sky verkauft. Zwischendurch hatte er Pläne für einen neuen Sender zurückgeschraubt. Der unsichere Auftakt von GB News im vergangenen Juni scheint ihn jedoch darin bestärkt zu haben, dass seinem Medienkonzern ein besser Eintritt in das meinungsmachende britische Fernsehgeschäft gelingen könne. Der Start kommt zu einem Zeitpunkt, da sich tek­tonische Platten in der britischen Rundfunklandschaft bewegen. Die BBC kämpft im 100. Jahr ihres Bestehen um ihr Überleben, und Channel 4 soll privatisiert werden. Derweil versuchen mehrere Betreiber mit einem populistischen Angebot im Hörfunk und im Fernsehen Kapital zu schlagen aus dem Verdruss über die Neigung der eta­blierten Veranstalter, sich dem Komment der politischen Korrektheit zu beugen.

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TalkTV scheint GBNews im Kampf ge­gen Wokeness geradezu überbieten zu wollen. Piers Morgan meldete sich denn auch aus der Auszeit zurück mit der an Nelson Mandela angelehnten Begrüßung, er habe einen langen Weg zur Redefreiheit zurückgelegt. Es folgte ein ungezügelter Wortschwall gegen den „ideologischen Imperialismus“, gegen die „Spaßpolizei“, „Internet-Ausgräber“ und die unerträgliche Selbstgerechtigkeit heuchlerischer Prominenter. Hier eine Spitze gegen den „politischen Ausflüchtemacher“ Boris Johnson, da ein Hieb gegen Prinz Harry und Meghan Markle. Seine Sendung werde eine Insel der Vernunft in einer verrückt gewordenen Welt sein, versprach Morgan und gelobte, den Unsinn Abend für Abend bloßzustellen. Er tönte, das er an Gerechtigkeit und Gleichheit für alle glaube, bevor er auf sein Gespräch mit Donald Trump zu sprechen kam, den er als die „explosivste Figur der politischen Geschichte“ einführte.

In doppelseitigen Anzeigen war das „ex­plosivste Interview des Jahres“ mit der Schlagzeile „Morgan v Trump“ nach der Art einen großen Boxkampfs angekündigt worden. In einer anderen Werbung trug Morgan sogar rote Boxhandschuhe und machte die Miene eines knurrenden Lö­wen. Fast wäre dieser Coup, den Morgan gelandet hatte, allerdings an Nigel Farage gescheitert. Der Vorreiter des Brexit erfüllt bei GBNews dieselbe Rolle des provozierenden Starmoderators, die Morgan jetzt bei TalkTV einnimmt. Farage, der Trump nahesteht, hatte diesem ein Dossier mit kritischen Kommentaren Morgans zugespielt, darunter die Bezeichnung des ehemaligen Präsidenten als „absoluter Narzisst“. Trump lenkte schließlich ein und sparrte mit orange-braunem Gesicht statt der vereinbarten zwanzig Minuten mehr als eine Stunde mit Morgan, bevor er, Berichten zufolge, den Saal im Krach verließ.

Das Gespräch wurde jedoch nicht an einem Stück gesendet, sondern von Morgan als eine Art von Cliffhanger stückchenweise präsentiert und kommentiert. Um zu erfahren, wie es ausging, mussten Zu­schauer den zweiten Teil am zweiten Sendetag abwarten. In der Zwischenzeit erfuhren sie, dass es unter Trump nie zum russischen Angriff gekommen wäre, weil er Putin gedroht habe, wie niemand ihm je gedroht habe; dass Trump sich in seinem vernichtenden Urteil über Angela Merkel und deren Abhängigkeit von russischer Energie bestätigt fühle; dass Boris Johnson ihm zu „grün“ geworden sei; dass Biden Amerika zur Hölle fahre. Das indirekte Si­gnal, dass Trump abermals kandidieren werde, diente TalkTV den Rest des Abends als Spitzenmeldung der im Halbstundentakt gebrachten Kurznachrichten im Boulevardstil. Sie bestanden größtenteils aus selbst generierten Schlagzeilen, die den ver­schiedenen Programmen entnommen wurden. Vor und nach Morgan wurden Zuschauer mit einer unablässigen Folge von Attacken auf „Schneeflocken“ in dieser Zuflucht der Redefreiheit traktiert. Statt Werbung kamen alle zehn Minuten von pe­netrant repetierender Musik begleitete Hinweise auf das restliche Programm, so dass einem am Ende der Kopf vor lauter Krach und Meinungskanonaden dröhnte.

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