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#Der leidige Wasserstoff

„Der leidige Wasserstoff“

Mike Sarafin, Missions-Chef der Nasa für das Artemis-Programm, sollte Recht behalten, als er in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch bei der Ankündigung des nächsten Startversuches der SLS-Mondrakete die Erwartungen etwas dämpfte: „Es gibt keine Garantie, dass wir am Samstag abheben, aber wir werden es versuchen.“ Tatsächlich musste an diesem Samstag gegen 17.17 Uhr deutscher Zeit auch der zweite Versuch abgesagt werden, die erste unbemannte Mondmission Artemis I auf den Weg zu schicken. Diesmal zu einem noch früheren Zeitpunkt während des Countdowns als noch am vergangenen Montag. Das zweistündige Startfenster hätte sich um 20.17 Uhr geöffnet, zum Zeitpunkt der Absage war der Sauerstofftank der ersten Stufe bereits vollständig gefüllt, der Wasserstofftank allerdings erst zu 11 Prozent.

Sibylle Anderl

Redakteurin im Feuilleton, zuständig für das Ressort „Natur und Wissenschaft“.

Beim ersten Versuch war man schon weiter gekommen: Der Stopp war da nach einer Reihe von technischen Schwierigkeiten und daraus resultierenden Verzögerungen erst erfolgt, als es nach der vollständigen Betankung der ersten Antriebsstufe so schien, als seien nicht alle vier RS-25 Triebwerke auf die vorgeschriebene Temperatur heruntergekühlt worden. Zusätzlich war ein Problem mit einem Ventil am Wasserstofftank aufgefallen, das die Zweifel an der erfolgreichen Kühlung noch stützte. Nach einer gründlichen Auswertung der Daten des ersten Startversuches hatte sich aber gezeigt, dass wohl nicht die Kühlung defekt gewesen war sondern ein Temperatursensor nicht funktioniert hatte. Einem neuen Startversuch wenige Tage später hatte damit nichts im Wege gestanden.

Am heutigen Samstag nun trat bereits früh beim Befüllen der ersten Stufe mit flüssigem Wasserstoff eine undichte Stelle auf, als die Wasserstoff-Betankung der ersten Stufe vom langsamen auf den schnellen Modus umgestellt wurde. Ein ähnliches Problem hatte es bereits auch am Montag gegeben, allerdings war die undichte Stelle da sehr viel kleiner und das Problem konnte auf Anhieb gelöst werden. Das neue Leck erschien beim zweiten Startversuch nun an einer anderen Stelle. Nach drei erfolglosen Versuchen, die undichte Stelle auf verschiedene Arten zu schließen, erfolgte schließlich die Absage des Startversuches durch Charlie Blackwell-Thompsony, die für den Start verantwortliche Nasa-Direktorin.

Ein dritter Versuch nächste Woche hat keinen Sinn

Das Betanken der Rakete hatte bereits bei den vier Versuchen der Generalprobe, der sogenannten „Wet Dress Rehearsal“, im April und Juni für Probleme gesorgt. Auch da waren wiederholt Lecks bei der Wasserstoff-Befüllung aufgetreten.

„Wir starten, wenn alles bereit ist, nicht früher“, kommentierte Nasa-Chef Bill Nelson nach dem Start den Abbruch, und zwar mit den fast identischen Worten wie auch schon am Montag. Auch da hatte er bereits auf seine eigenen Erfahrung als Astronaut verwiesen, als er 1986 mit der 24. Mission des „Space Shuttle“ ins All geflogen war. Damals war der Start viermal verschoben worden, der tatsächliche Start sei dann aber ein Bilderbuchstart gewesen, so Nelson. Es sei nun mal das Ziel der Artemis-I-Mission, das System umfassend zu testen, bevor es Menschen zum Mond bringen sollte. Wer einmal in einer Rakete gesessen habe, wisse, dass man wirklich froh sei, wenn das Startteam garantieren könne, dass kein Risiko eingegangen wird. „Das ist Teil des Raumfahrt-Geschäfts“.

Das Missionsmanagement zog sich daraufhin zu einem Treffen zurück, um das weitere Vorgehen zu diskutieren. Um 22.30 Uhr traten Bill Nelson, Mike Sarafin und Nasa-Vizedirektor Jim Free vor die Presse und verkündeten, dass die ursprünglich als Ausweichtermine genannten Startfenster am kommenden Montag und Dienstag nicht infrage kommen werden. Frühestens Anfang oder Mitte Oktober, abhängig von den bis Anfang kommender Woche zu erarbeitenden Analyseergebnissen des Teams, werde der nächste Startversuch möglich sein, so Sarafin. Allerdings müsse für einen Termin Anfang Oktober der Terminkonflikt mit dem dann ebenfalls geplanten Start der „ISS Crew 5“ geklärt werden.

Das Team habe nach dem  Abbruch am Samstag drei mögliche Optionen diskutiert: Die entsprechende Zuleitung noch einmal neu anzuschließen in der Hoffnung, dass das Leck auf diese Weise von sich aus geschlossen würde – diese Option sei angesichts der Größe des Lecks schnell verworfen worden. Alternativ, das sei die vom Team bevorzugte Lösung, die  Entfernung und den Austausch der Verbrauchsteile der Trägerrakete, entweder auf dem Startplatz oder im Montagegebäude. In das „Vehicle Assemble Building“ müsse die Rakete vor einem neuen Startversuch sehr wahrscheinlich ohnehin bewegt werden.

Sarafin berichtete außerdem, dass es heute bei der Befüllung des Tanks kurzzeitig zu einer Überschreitung des vorgeschriebenen Drucks um das Zwei- bis Dreifache gekommen sei. Ob dies eine mögliche Ursache für das Leck gewesen sein könnte, müsse nun geklärt werden. Die Presse-Nachfrage, ob die SLS-Rakete vielleicht statt eines neuen Startversuchs nicht noch eine zusätzliche Generalprobe gebrauchen könnte, verneinte Sarafin. Den gesamten Ablauf noch einem zu probieren sei nicht nötig. Jim Free ergänzte, dass dieses Problem noch aus Zeiten des Space Shuttles bekannt sein sollte. Im Jahr 1990 hätten die Ingenieure den gesamten Sommer damit verbracht, nach Wasserstoff-Lecks zu suchen.

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