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Der Mann am Mond

Für eine Dreiviertelstunde war er der einsamste Mensch der Welt. Als Neil Armstrong 1969 mit seinem „kleinen Schritt“ auf den Mond Geschichte schrieb und 20 Minuten später auch Buzz Aldrin aus der Landefähre auf die staubige Oberfläche sprang, war ihr Kollege Michael Collins im Funkschatten des Mondes. Der Pilot der Kommandokapsel Columbia drehte seine Warteschleifen im Orbit in etwa 100 Kilometer Höhe über dem Erdtrabanten.

Alfons Kaiser

Alfons Kaiser

Verantwortlicher Redakteur für das Ressort „Deutschland und die Welt“ und das Frankfurter Allgemeine Magazin.

Sibylle Anderl

600 Millionen Menschen verfolgten die Mondlandung auf der Erde, zwei Menschen erlebten sie auf dem Mond, aber Michael Collins bekam nichts davon mit, obwohl er ihnen so nahe war. Erst nach einer Dreiviertelstunde hatte er wieder Kontakt mit Houston. Immerhin: Er war ganz oben angelangt.

Die Frage nach der Einsamkeit hinter dem Mond, ohne Kontakt zur Erde oder zu seinen Kollegen, verfolgte Collins sein Leben lang. Unglücklich schien er damit nicht gewesen zu sein. Er habe weder unter Angst noch unter Einsamkeit gelitten, schrieb er in seiner Autobiographie, sondern vielmehr fast ein Hochgefühl empfunden, so es die Spannung der waghalsigen Apollo-11-Mission zuließ. Die Reaktionen auf den Tod von Michael Collins, der am Mittwoch im Alter von 90 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben ist, lassen hoffen, dass ihn diese Pionier-Erfahrungen zu einem glücklichen Menschen gemacht haben: „Er hat seine letzten Tage friedlich im Kreis seiner Familie verbracht“, teilten seine Angehörigen am Mittwoch mit. „Wir werden ihn schrecklich vermissen. Aber wir wissen auch, wie glücklich er sich gefühlt hat, das Leben zu leben, das er gelebt hat. Wir werden seinem Wunsch nachkommen, dieses Leben zu feiern und nicht zu trauern.“

Es war ein erfülltes Leben. Michael Collins, am 31. Oktober 1930 in Rom als Sohn des amerikanischen Militärattachés geboren, war schon früh von unendlichen Weiten begeistert, zumindest in Gestalt des Science-Fiction-Helden Buck Rogers. Seinen Kindheitstraum verwirklichte er mit einer geradlinigen Karriere: Er ging in Washington zur Schule, studierte an der Militärakademie in West Point, absolvierte eine Pilotenausbildung bei der United States Air Force, war als Düsenjäger-Pilot unter anderem in Frankreich stationiert und arbeitete als Testpilot auf der Edwards Air Force Base in Kalifornien.

Ein stiller Beobachter

Von dort war es nur ein kleiner Schritt ins All, schließlich hatte Präsident John F. Kennedy den Mond zum großen Ziel ausgerufen. 1963 wurde Collins Mitglied der dritten Astronautengruppe der Nasa, 1965 Ersatzpilot für Gemini 7, kam dort aber nicht zum Einsatz. Seinen ersten Raumflug absolvierte er 1966 als Pilot von Gemini 10. Als erster Astronaut absolvierte er zwei Außenbordeinsätze. Dann wurde er Teil des ehrgeizigen Apollo-Programms und Spezialist für das Kommandomodul. Den Einsatz in der Apollo 8, die als erste Mission den Mond umrundete, musste er wegen einer Operation absagen. Aber als Mitglied der Apollo-11-Crew war er dabei: Am 16. Juli 1969 startete die Saturn-V-Rakete vom Weltraumbahnhof in Florida zu der spektakulären Reise auf den Erdtrabanten. Es war der größte Sprung der Menschheit im 20. Jahrhundert.

Vielleicht war es ihm recht, dass er anschließend nicht wie Armstrong und Aldrin im Mittelpunkt der Öffentlichkeit stand. Ein stiller Beobachter blieb er auch auf Erden. Nach Apollo 11 verließ er nicht zuletzt seiner Familie zuliebe das Raumfahrtprogramm der Nasa, arbeitete zunächst im Außenministerium, leitete dann das National Air and Space Museum und machte sich schließlich selbständig. Seine Faszination für die Raumfahrt verlor er nie – auch wenn er in seinen letzten Jahrzehnten vor allem Fahrrad fuhr, lief, schwamm, angelte, kochte, las und „nach einer guten Flasche Cabernet für weniger als zehn Dollar“ suchte. Der Mann, der zusammengezählt mehr als elf Tage im All verbrachte, lebte gerne hienieden. Schon im All, so erzählte er einmal, sei der Anblick der Erde viel eindrucksvoller gewesen als der des Mondes.

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