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#Der Minister für Integration

Der Minister für Integration

Es gibt Fußballprofis, die definieren ihren Wert für eine Mannschaft nicht nur über ihre Leistungen auf dem Platz. Timothy Chandler ist so einer. Nach Einsatzminuten nimmt der 31 Jahre alte Außenbahnspieler eine Nebenrolle ein – 253 Einsatzminuten in 14 Pflichtspielen (davon zwei im DFB-Pokal) sind nicht viel. Nur einmal berief ihn Trainer Adi Hütter in die Startelf. Aber der Sohn eines Amerikaners und einer Hessin gehört dennoch zu den wichtigsten Mitgliedern im derzeitigen Eintracht-Kader. Er ist der Minister für Integration, eine Mischung aus Stimmungskanone, moralisches Gewissen, er ist die Identifikationsfigur mit regionalen Wurzeln.

Peter Heß

Der Junge aus der Wetterau (Altenstadt) durchlief alle Jugendmannschaften und verließ die Eintracht nur Richtung Nürnberg, weil er sich bei den Profis zunächst nicht durchsetzen konnte. In Franken entwickelte er sich dann zum gestandenen Bundesligaspieler, und so kehrte er nach vier Jahren liebend gerne in seine Heimat zurück und fand dort sein Glück – ganz wie er erwartet hatte. Nicht, dass er seit seiner Rückkehr 2014 sportlich immer auf der Sonnenseite gestanden hätte. Viele Verletzungen brachten ihn wieder und wieder aus dem Rhythmus, wodurch er sich bis auf zwei längere Phasen als Stammspieler häufig auf der Ersatzbank wiederfand. Aber das war und ist ihm einerlei. „Für mich hat es immer nur die Eintracht gegeben.“

Starke Verbundenheit?

Und so befindet er sich jetzt in Gesprächen mit der Sportlichen Führung – nicht weil er wegen seiner geringen Einsatzzeiten weg möchte, sondern weil er seinen bis 2022 währenden Kontrakt verlängern will. „Wenn es nach mir geht, beende ich meine aktive Fußballkarriere in Frankfurt.“ Und sehr gerne würde er danach noch in irgendeiner anderen, noch zu definierenden Funktion bei seinem Herzensklub bleiben. So viel Verbundenheit erscheint mittlerweile seltsam im Profigeschäft.

Während seine Vorgesetzten trotz großen Erfolges und bestehender Verträge den Verein verlassen, will der Ergänzungsspieler nie wieder weg. „Ich bin halt hier groß geworden. Andere suchen Abenteuer woanders, ich nicht“, sagt Chandler, ohne dass er dies als Kritik an Sportvorstand Fredi Bobic oder Trainer Adi Hütter verstanden wissen will. Gerade in diesen Zeiten ist der Eintracht-Führung die Bedeutung von Identifikationsfiguren bewusst geworden. Chandlers Vorstellungen treffen bei ihnen auf Wohlwollen. „Mal schauen, vielleicht gibt es ja noch vor Saisonende etwas zu vermelden“, äußerte sich Chandler optimistisch bezüglich eines neuen Vertrags.

Die Eintracht weiß, was sie an ihm hat, und so ist es kein Zufall, dass die Kommunikationsabteilung am Dienstag ausgerechnet den Profi mit dem sonnigen Gemüt und der unverbrüchlichen Zuneigung zum Klub ins Rennen zu schicken, um in einem schwierigen Moment gegenüber den Medien gute Stimmung zu verbreiten. Nach zwei Niederlagen in den vergangenen drei Bundesligapartien beträgt der Vorsprung vor Borussia Dortmund nur noch einen Punkt, die fast schon sicher geglaubte Teilnahme an der Champions League ist drei Spieltage vor Saisonende wieder in Gefahr geraten. Und das Unangenehmste ist, dass die Erklärung für die Formschwäche auf der Hand zu liegen scheint: Hütters Abschied.

Fröhlicher Grundton

Mit seinem fröhlich-freundlichen Grundton ist Chandler aus Eintracht-Sicht genau der Richtige, unangenehme Dinge geradezurücken, ohne direkt Widerspruch auszulösen. 24 bis 36 Stunden sei das Thema Hütter schon vorherrschend gewesen, gab Chandler zu. „Vorher hatten wir Gerüchte gehört, aber sie nicht geglaubt. Dann kam die Nachricht – oh, es stimmt doch. Wir hätten gerne mit Adi Hütter weitergearbeitet, weil wir mit ihm Erfolg hatten, aber als er es uns erklärt hatte, haben wir es schnell verstanden. Die Jungs haben es gut aufgenommen. Fußball ist halt so.“

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Mittlerweile sei die Sache Trainerwechsel durch. „Unsere Leistungen zuletzt haben nichts mit Hütters Abschied zu tun.“ Sondern? „Wir haben unser Spiel nicht auf den Platz gebracht, die anderen Mannschaften sind auch gut. Wenn wir unter normalen Umständen in Gladbach und Leverkusen verloren hätten, wäre dies als normal empfunden worden. Ihr seid verwöhnt“, sagte Chandler, direkt an die Reporter gewandt, mit einem Grinsen. Und was muss die Mannschaft besser machen? „Wir müssen wieder die komplette Aggressivität reinbringen und unsere spielerische Qualität. Wir werden alles aufarbeiten, Mainz analysieren und drei Punkte holen.“ Der Chef-Optimist hat gesprochen.

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