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#Der mit den Händen denkt

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„Der mit den Händen denkt“

Stellen wir uns vor, Leute vom Bau kämen in die Ausstellung „Building“ von Oscar Tuazon, zu übersetzen mit Gebäude ebenso wie Bauen – Leute, die tagtäglich zimmern, schrauben, schweißen, eben Gebäude bauen. Was würden sie wohl sagen zu den Skulpturen aus schweren Holzbalken, die der kalifornische Bildhauer eingangs platziert? Solide montiert, könnten sie feststellen, wenn auch hier und da, wo die Kanthölzer aneinanderstoßen, nicht mit der letzten Präzision gearbeitet wurde; dafür geschickt mit Beton nachgeholfen, um einen zu kurz geratenen Pfeiler zu verlängern. Da musste jemand improvisieren, zumal es sich bei den verwendeten Balken offensichtlich um Altmaterial handelt, das da recycelt wurde. So geht Do-it-yourself, könnte das Fazit ausfallen. Wenn’s wirklich gut werden muss, könnte das alles auch etwas akkurater ausgeführt werden.

Sicherlich würde auch die Frage aufkommen, wofür das Gerüst gut sein soll, durch das man die Ausstellung wie durch ein Tor betritt. Das ist Kunst, Skulptur im Nachgang von Minimal und Post-Minimal-Art, würde wiederum die Antwort von Besuchern lauten, die sich ein bisschen mit Gegenwartskunst auskennen und in einem Museum nichts anderes erwarten. Sie werden sich ihrerseits fragen: Woran erkennt man, dass sie von heute stammt und nicht etwa aus den Sechziger- oder Siebzigerjahren? Was zeichnet Tuazons Skulptur als zeitgenössisch aus? Das ist auf den ersten Blick gar nicht so leicht zu beantworten, doch mit dieser Frage steht man schon mitten im Œuvre des 1975 in Seattle geborenen Künstlers, dem das Kunstmuseum Winterthur eine „Mid-Career-Show“ widmet – eine Halbzeitbilanz seines bisherigen Schaffens, das seit gut fünfzehn Jahren auf dem Radar des internationalen Kunstbetriebs verortet ist.

Ähnelt nur auf den ersten Blick dem Schornstein im Hintergrund: Tuazons „Burn the Formwork (Fire Building)“ von 2017


Ähnelt nur auf den ersten Blick dem Schornstein im Hintergrund: Tuazons „Burn the Formwork (Fire Building)“ von 2017
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Bild: Oscar Tuazon

„Ich denke mit den Händen“, sagt Tuazon über sich selbst. Das ist zunächst einmal der prägende Eindruck der Ausstellung: die Begegnung mit ganz und gar analoger Kunst, entstanden mit zupackender Hand, aber ohne genialische Attitüde, mit einfachen Gebilden, die sich in der Wahrnehmung als vieldeutig erweisen, oder auch mit komplizierten Konstrukten, die durchschaut werden wollen wie ein auf die Seite gelegtes Treppenhaus aus verzinktem Stahlblech, Rigipsplatten, Holz und Glas. Das aussieht, als sei es aus einer Wohnung herausgeschnitten worden. Ehrliches Handwerk überall. Auch zentnerschwere abstrakte Bilder zählen zu diesem Œuvre, bei denen Tuazon Gips in Stahlrahmen gießt und mit unterschiedlichen Drucktechniken traktiert. Dann hängt da am Ende ein Foto mit einem abgewrackten Kuppelbau à la Buckminster Fuller – das Holzhaus in Indianola, Bundesstaat Mississippi, hat der Künstler wieder flott gemacht, es bezeugt sein Interesse an origineller Baukunst, die irgendwo in der Prärie von privater Hand für den Selbstgebrauch entsteht.

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