Wissenschaft

#Der Monsanto-Wahnsinn

Gerücht 4: Terminator-Technologie

Die Terminator-Samen – wer bekommt bei einem solchen Namen nicht aufgeregtes Bauchkribbeln? Immer wieder wird behauptet, Monsanto habe Pflanzen gentechnisch so manipuliert, dass sie sterile Samen produzieren, die nicht erneut ausgesät werden können. Technisch wäre das durchaus möglich, ob es moralisch problematisch wäre, kann man diskutieren – schließlich ist es aus Lizenzgründen ja schon jetzt nicht erlaubt, die Samen ohne Lizenzgebühren anzubauen. Durch die sogenannte Terminator-Technologie wäre es dann eben nicht mehr bloß verboten, sondern sogar unmöglich. Tatsache ist aber: Terminator-Saatgut ist niemals in den Handel gekommen, es wird auf der ganzen Welt nicht verwendet.

Gerücht 5: Wir werden alle sterben

Der Hass auf Monsanto kommt oft aus einem allgemeinen Unbehagen in Bezug auf alles, was mit Gentechnik zu tun hat. Oft wird dann sehr emotional argumentiert: Wir dürfen nicht Gott spielen, wir dürfen unsere Pflanzen nicht verändern, wir sollen uns doch an das Natürliche halten. Wer weiß, welche bisher unerkannten Gefahren in der Gentechnik stecken! Wir werden alle sterben!

Ja, wir werden alle sterben, das ist wahr. Irgendwann. Aber nicht an der Gentechnik.

Gentechnik gibt es mittlerweile seit vielen Jahren, gesundheitliche Schäden dadurch sind bis heute keine bekannt. Das wäre auch seltsam, denn im Grunde ist Gentechnik nichts fundamental anderes als das, was wir ohnehin schon seit langer Zeit machen: Wir Menschen verändern die Pflanzensorten, die wir nutzen wollen. Am einfachsten gelingt das durch Selektion. Wir warten, bis eine Mutation ganz zufällig auf natürliche Weise eintritt und vermehren diese mutierte Pflanze dann. Genau so haben wir alle unsere Nutzpflanzen genetisch radikal verändert: Vom Apfel bis zum Mais, vom Pfirsich bis zur Melone – alle unsere Kulturpflanzen sind die genetisch mutierten Nachfahren von Wildformen, die mit unseren heutigen Sorten nicht mehr viel zu tun haben. Die Pflanzen, die wir essen, hat der Mensch gemacht. Wenn diese Art von zufälliger Genmanipulation unproblematisch ist, warum ist gezielte, künstliche Genmanipulation dann böse?

Man darf Pflanzen radioaktiv bestrahlen oder mutagenen Chemikalien aussetzen, um die Mutationsrate zu erhöhen. Damit wird die Chance größer, dass sich unter den mutierten Nachfahren dieser Pflanzen irgendeine findet, die bessere Eigenschaften hat als ihrer Vorfahren. Diese Pflanze darf man dann vermehren und im Bioladen verkaufen. Welche Gene sich dabei zufällig verändert haben, weiß kein Mensch – im Gegensatz zur kontrollierten Genmanipulation im Labor, bei der man ganz genau weiß, was man tut. Wir messen hier mit unterschiedlichem Maß, und das ist auf jeden Fall irrational.

Aber ist Gentechnik denn nötig? Wir sind doch früher auch ohne Gentechnik ausgekommen – warum sollten wir sie dann jetzt unbedingt brauchen? Das ist ein sinnvolles Argument, doch wenn man bedenkt, dass die Weltbevölkerung wächst, dann wird man sich ertragreiche Sorten wünschen, mit einer möglichst geringen Gefahr schwerer Ernteausfälle, die Hungersnöte verursachen könnten. Wenn wir sehen, wie viel Fläche wir in Europa für die Landwirtschaft brauchen, dann müssen wir diskutieren, ob es nicht ökologisch sinnvoller wäre, mit gentechnisch optimierten Hochleistungssorten zu arbeiten, um dadurch vielleicht einen Teil der Nutzfläche der Natur zurückgeben zu können. Wenn wir sehen, dass es viele Menschen mit Allergien und Nahrungsmittelunverträglichkeit gibt, dann werden wir uns die Frage stellen, ob man nicht mit Hilfe der Gentechnik die Allergene ausschalten kann – wäre das nicht ein echter Fortschritt?

Natürlich soll man vorsichtig sein – sicherheitshalber. Wir wollen strenge Vorschriften und sorgfältige Kontrollen haben. Aber so lange es nicht zumindest plausible Gefahrenszenarien gibt, gemäß denen Genmanipulation gefährlich sein kann, ist es schwer, für ein konsequentes Gentechnik-Verbot zu argumentieren, ohne dabei in pseudoreligiöse antiwissenschaftliche Schwurbelei zu verfallen.

Fazit: Monsanto – gut oder böse?

Monsanto ist kein Wohltätigkeitsverein. Monsanto hat Produkte hergestellt, die besser niemals produziert worden wären – zum Beispiel war Monsanto einer der wichtigsten Agent Orange-Produzenten für den Vietnam-Krieg. Monsanto wird keinen Friedensnobelpreis gewinnen, und das ist auch gut so. Aber hat Monsanto den überschäumenden Hass verdient, der dieser Firma heute entgegenschlägt? Ist Monsanto zu Recht zum Symbol für fehlgeleiteten Fortschritt, Umweltzerstörung und großkapitalistische Landwirtschaftsindustrie geworden? Nein, sicher nicht.

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