#Der Papst und der Großajatollah hinter verschlossenen Türen
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„Der Papst und der Großajatollah hinter verschlossenen Türen“
Der zweite Tag der Reise von Papst Franziskus im Irak war an Symbolkraft kaum zu überbieten. Über dem Süden des Landes wölbte sich ein stahlblauer Himmel. Die Luft war klar und kühl, der Wind mitunter frisch, aber doch nicht so stark, dass er den Sand der Wüste, die sich von hier nach Westen hin bis weit nach Saudi-Arabien hinein erstreckt, ins Tal von Euphrat und Tigris getragen hätte.
Matthias Rüb
Politischer Korrespondent für Italien, den Vatikan, Albanien und Malta mit Sitz in Rom.
Am frühen Morgen kam es in der heiligen Stadt Nadschaf zur vielleicht wichtigsten Begegnung dieser 33. Auslandsreise von Papst Franziskus. Um sieben Uhr Ortszeit stattete Franziskus dem schiitischen Großajatollah Ali al Sistani einen Besuch ab, der offiziell als private Höflichkeitsvisite bezeichnet wurde.
Nach Angaben des vatikanischen Presseamtes dauerte die Begegnung hinter verschlossenen Türen rund 45 Minuten. Neben Franziskus nahm auch der Patriarch der chaldäisch-katholischen Kirche, Kardinal Louis Raphael I. Sako, an dem Treffen mit Sistani teil: Sako ist der „Architekt“ des historischen ersten Besuches eines Papstes im Irak , insbesondere der Begegnung von Franziskus mit Sistani. Franziskus hob in dem Gespräch mit dem 90 Jahre alten Ajatollah nach Angaben des vatikanischen Presseamtes „die Bedeutung der Zusammenarbeit und der Freundschaft zwischen den Religionsgemeinschaften hervor“.
„Stimme zur Verteidigung der Schwächsten und der Verfolgten“
Der Papst dankte Sistani dafür, dass dieser „angesichts der Gewalt und der großen Schwierigkeiten der vergangenen Jahre seine Stimme zur Verteidigung der Schwächsten und der Verfolgten erhoben und die Heiligkeit des menschlichen Lebens und die Wichtigkeit der Einheit des irakischen Volkes betont“ habe. Beim Abschied versicherte Franziskus, dass er in seinem Gebet „zu Gott, dem Schöpfer aller Menschen, um eine Zukunft in Frieden und Geschwisterlichkeit für das geschätzte Land des Iraks, für den Nahen Osten und die ganze Welt“ bitten werde. Von Sistanis Büro wurde mitgeteilt, der Großajatollah habe dem Papst seinen Dank für dessen Besuch in Nadschaf ausgesprochen.
Der Ajatollah habe mit dem Papst über Unterdrückung, Armut und Verfolgung vieler Völker im Nahen Osten gesprochen und dabei auch die Lage der Palästinenser erwähnt. Der auch politisch eminent einflussreiche geistliche Führer der irakischen Schiiten habe versichert, er werde sich auch künftig persönlich dafür einsetzen, „dass die christlichen Bürger wie alle Iraker in Frieden und Sicherheit leben können, mit all ihren verfassungsmäßigen Rechten“. Eine gemeinsame Erklärung unterzeichneten die beiden erwartungsgemäß nicht.
Bild: F.A.Z.-Karte: sie./lev.
Im Februar 2019 hatte Franziskus bei seinem Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten – dem ersten eines Papstes auf der Arabischen Halbinsel – in Abu Dhabi gemeinsam mit dem ägyptischen Großimam und wichtigen Religionsführer des sunnitischen Islams, Ahmed al Tayyeb, ein Dokument unterschrieben. Es trägt den Titel „Die Brüderlichkeit aller Menschen. Für ein friedliches Zusammenleben in der Welt“. Dass es in Nadschaf kein schriftliches „Zeugnis“ der Zusammenkunft von Franziskus mit Sistani gab, schmälert deren Bedeutung keineswegs. Das vom Vatikan und vom Büro Sistanis verbreitete Bild des graubärtigen Großajatollahs im schwarzen Gewand und des Papstes in seinem weißen Ornat, die sich schräg gegenüber sitzen und offenkundig respektvoll anblicken, sagt mehr als viele Worte.
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