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#Der sechste Schütze

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Der sechste Schütze

Was Scheitern bedeutet, weiß Gareth Southgate seit dem 26. Juni 1996. Im Halbfinale der Heim-Europameisterschaft geht es im Wembley-Stadion gegen Deutschland ins Elfmeterschießen. Die englischen Trainer Terry Venables und Bryan Robson machen sich auf die Suche nach Schützen. Nachdem sich einige erfahrene Profis weggeduckt haben, kommen sie auf Southgate zu, 25 Jahre, neuntes Länderspiel: „Wenn es einen sechsten gibt, würdest du ihn schießen?“

Das sei für ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel gekommen, schrieb Southgate später darüber. An jenem Abend sagt er trotzdem Ja. Kurz darauf kommt Robson zurück, um ihn noch etwas zu fragen: „Hast du eigentlich schon mal einen geschossen?“ Der Rest ist bekannt. Die ersten fünf Schützen beider Teams treffen mit traumwandlerischer Sicherheit, dann läuft Southgate an, schießt schwach, Andreas Köpke pariert. Weil danach Andreas Möller trifft, ist das englische Sommermärchen vorbei.

„Dreißig Jahre des Schmerzes“

Das Halbfinal-Aus vor fast genau einem Vierteljahrhundert hat sich tief in die englische Fußballpsyche eingegraben. Es hat die schon vorher angelegte Erzählung vom Scheitern als selbsterfüllender Prophezeiung fortgeschrieben und verfestigt: Aus den „dreißig Jahren des Schmerzes“, die 1996 in der wunderbaren Fußballhymne „Three Lions (Football’s Coming Home)“ besungen worden sind, wurden mehr als fünfzig.

Und wer 2016 ein paar Pfund darauf gesetzt hätte, dass sich das ausgerechnet unter jenem blassen Gareth Southgate ändern würde, der gerade interimistisch den Posten des Nationaltrainers übernommen hatte – den hätten selbst die Engländer eher für spinnert als für schrullig erklärt.

Das ist ziemlich viel Vorgeschichte, aber es hilft zu verstehen, welche emotionale Wucht der Weg des englischen Teams entfaltet, der am Mittwochabend zum ersten Mal seit 1966 wieder in das Finale eines großen Turniers geführt hat (Sonntag, 21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-EM sowie im ZDF und bei MagentaTV). Und warum es so besonders ist, dass Southgate, am 3. September 1970 in Watford in der Grafschaft Hertfordshire geboren, als derjenige in die Geschichte eingehen dürfte, der die Fußballnation von ihrem Fluch befreit hat – schon allein, weil diesmal sogar Deutschland bezwungen wurde.

Southgate, der als Spieler unglamourös bei Crystal Palace, Aston Villa und dem FC Middlesbrough kickte, ist in der komfortablen Lage, einen Luxuskader zu trainieren. Wenn man etwas kritisieren möchte, dann, dass daraus oft ein eher puritanischer Fußball entsteht.

Sein unbestrittenes Verdienst aber ist es, das zum Drama neigende englische Nationalteam wieder auf festen rationalen Boden gestellt und für einen exzellenten Spirit gesorgt zu haben. Southgate ist dabei nicht nur ein Meister der „Soft Skills“, sondern auch ein Mann mit Manieren – im Gesamtbild des englischen Fußballs also fast schon ein Exzentriker.

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