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#Der Weltklimagipfel in Glasgow muss ein Erfolg werden

Der Weltklimagipfel in Glasgow muss ein Erfolg werden

Vor einigen Jahren feierte der Sänger Tim Bendzko einen Erfolg mit dem Hit „Nur noch kurz die Welt retten“. Darin heißt es, „da draußen“ werde die Situation unterschätzt, die Zeit laufe davon, und es drohe eine große Katastrophe: „Zu warten wäre eine Schande für die ganze Weltbevölkerung.“ Der Song ist zwar ein Beziehungslied und macht sich über das Prokrastinieren lustig, also über das Erfinden bequemer Dringlichkeiten, um andere unliebsame Aufgaben aufzuschieben. Aber er taugt auch als Hymne für die Weltklimakonferenz, die Ende der Woche in Glasgow beginnt. Sie gilt vielen als letzte Chance, um die Erde vor dem Kollaps zu bewahren. Insofern kommt den fast 200 Teilnehmerstaaten tatsächlich die Aufgabe zu, mal kurz die Welt zu retten, genauer gesagt innerhalb von zwei Wochen.

Die Weltgemeinschaft hat beim Klimaschutz lange prokrastiniert, um die Herkulesaufgabe nicht anzugehen. Hinzu trat zuletzt auch noch die Corona-Pandemie, die dafür sorgte, dass die Verhandlungen um ein Jahr verschoben wurden und damit auch die Ankündigungen vieler Länder zur verschärften Treibhausgasminderung. Einige Länder werden diese Selbstverpflichtungen erst unmittelbar zur Konferenz vorlegen, wenn überhaupt.

Zehn Jahre bleiben

Zwölf Monate Verzug sind eine lange Zeit, wenn es stimmt, dass innerhalb von nur zehn Jahren nun die Voraussetzungen dafür geschaffen werden müssen, dass sich die Erderhitzung gegenüber der vorindustriellen Periode auf 1,5 Grad beschränkt. Mit den bisher vereinbarten Klimaprogrammen steuert der Planet auf 2,7 Grad zu und damit auf gruselige Folgen für die Natur und ihren menschlichen Anteil.

Also muss mehr geschehen, und dazu soll die COP26 genannte Veranstaltung in Schottland den entscheidenden Beitrag leisten. Wer nicht James Bond oder ein Marvel-Superheld ist, sondern ein Ministerialbeamter, für den ist die Weltrettung allerdings ein mühsames Unterfangen. Seit Jahren feilschen sie hinter den Kulissen um Details, auch die Verhandlungen in Glasgow sind viel weniger glamourös, als es die hohen Erwartungen nahelegen. Hier geht es um Transparenzregeln, damit die Klimaanstrengungen verglichen und überprüft werden können. Es geht um die Angleichung der Zeitrahmen, weil etwa die EU in Zehnjahresschritten plant, anderswo sind es nur fünf. Und es geht im sogenannten Kapitel sechs um die Möglichkeit, die Emissionszertifikate für Treibhausgase über Ländergrenzen hinweg zu übertragen.

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Die Konferenz gilt als das wichtigste Treffen seit 2015, als in Paris das berühmte Klimaabkommen geschlossen wurde. Dieses war ein großer Wurf, weil sich darin erstmals alle Industrie- und Entwicklungsländer auf das gemeinsame Ziel verpflichteten, die Erderwärmung aufzuhalten, versehen mit Temperaturvorgaben und Mechanismen zur regelmäßigen Verschärfung nationaler Ausstoß­ziele. Doch „Paris“ hat viele technische und finanzielle Fragen offengelassen, ohne die das große Ganze nicht gelingen kann.

Viele erhoffen sich den Riesenwurf

„Glasgow“ steht deshalb vor einer schwierigen Doppelaufgabe, einer operativen und einer weltpolitischen: Die Verhandler müssen durch die Mühen der Ebene gehen und die letzten Regularien für das Pariser Abkommen festzurren, also das schaffen, was bisher stets misslang, zuletzt 2019 in Madrid. Darüber hinaus treffen sich die Staats- und Regierungschefs gleich zu zwei Gipfeln: zunächst am Wochenende in Rom in der Gruppe der zwanzig wichtigsten Volkswirtschaften (G 20) und anschließend in größerer Runde auf der COP26. Sie könnten die als Maximalziel von Paris angepeilten 1,5 Grad zum neuen Orientierungspunkt, zum „New Normal“ ausrufen und zugleich wichtige nationale Versprechen abgeben, etwa zu strengeren Einsparzielen oder zu höheren Finanzzusagen.

Falls der Doppelschlag gelingt, könnte die Konferenz eine neue Dynamik entfachen: weg von den Rechtsverhandlungen, Bekenntnissen und Zielankündigungen hin zum gemeinsamen Handeln. Länder könnten sich gegenseitig beim Kohleausstieg und dessen sozialer Abfederung helfen, die grenzüberschreitende Dekarbonisierung der Industrie rückte näher, neue Wasserstoffallianzen sind denkbar.

Leider stehen dahinter viele Fragezeichen. So hat die EU zwar ihre Klimaziele verschärft, ist aber uneins, wie sie diese erreichen soll, ob mit oder ohne Atomkraft, Gas, Kohle. Genauso wenig gesichert ist, dass China ausgerechnet in Zeiten von Stromausfällen einen Kohleverzicht ankündigt, wie sich manche Klimaschützer wünschen. Und so ist es durchaus möglich, dass sich die Weltrettung noch ein bisschen hinzieht.

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