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#Der Wettlauf um das Lithium

Der Wettlauf um das Lithium

Die steigende Zahl neu zugelassener Elektroautos zeigt es deutlich: Die Wende zur Elektromobilität nimmt in Europa langsam Fahrt auf. Gleichzeitig will die EU unabhängiger von den Zulieferungen der Batteriezellen werden, die heute überwiegend in China, Korea und Japan produziert werden. In der sogenannten europäischen Batterieinitiative ist davon die Rede, dass es bis 2025 genügend Fabriken geben soll, die jährlich Batteriezellen für mindestens sieben Millionen Elektroautos herstellen können.

Doch ohne Lithium gibt es keine Batterien und keine Elektroautos, sagt Dirk Harbecke, Vorstandschef des kanadischen Unternehmens Rock Tech. „Bei den neuen Plänen für den Ausbau der Elektromobilität sieht man schnell, wie groß der Bedarf ist“, rechnet er vor und warnt: „Wir stehen in der Gefahr, dass es bei Lithium schon bald zu Engpässen in den Lieferketten kommen kann.“

Nun spricht Harbecke, der mit seiner Familie rund 20 Prozent der Rock-Tech-Aktien kontrolliert, auch in eigener Sache, wenn er sagt: „Lithium ist für die Elektromobilität der zentrale Rohstoff“, und deswegen fordert, dass es mit der europäischen Batteriezellfertigung auch einen europäischen Lithium-Markt geben müsse. Um Batteriezellen herstellen zu können, braucht man Lithium in einer besonders reinen Form.

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Baubeginn im April 2022

Die Salzseen in Südamerika, die wichtigsten Lieferanten des Rohstoffs, enthalten nach Harbeckes Aussagen nur etwa 0,1 Prozent Lithium, in den kanadischen Minen seien es mehr als 1 Prozent. Doch der Rohstoff allein reicht nicht. „Um in den Batterien für Elektroautos eingesetzt zu werden, braucht man ein sehr reines Lithiumprodukt mit einer Konzentration von über 99 Prozent“, berichtet er. Deswegen seien Lithium-Hydroxid-Produktionsstätten wichtig, „wenn Europas Autoindustrie nicht wie bei Halbleitern von ausländischen Zulieferern abhängig werden will“.

Die Chinesen hätten das früh erkannt. Sie beziehen die Lithium-Erze auch von überall in der Welt. Doch aufbereitet werde der Rohstoff ausschließlich in der Volksrepublik. „Im Moment kommt das aufbereitete Lithium fast ausschließlich aus China“, sagt Harbecke. Sein Unternehmen plant daher den Bau der ersten Lithium-Hydroxid-Produktionsstätte in der Bundesrepu­blik. 400 Millionen Euro kostet der Bau einer solchen Fabrik, der Baubeginn ist für April 2022 geplant. Ein Jahr später soll die Produktion beginnen.

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Zwei Pilotanlagen des Unternehmens gibt es bereits, eine in Australien, die andere in Baden-Württemberg. „Wir wollen das klare Signal setzen, dass wir Europas Pläne zur Batteriezellfertigung unterstützen und die ersten Lithium-Verarbeitungsanlage dort bauen“, sagt Harbecke. Das gehe Hand in Hand mit den Zielen Brüssels und Berlins, die gesamte Wertschöpfungskette in Europa zu haben. Dabei geht es auch um staatliche Förderung, denn die EU hat große Förderprogramme zur Unterstützung der kompletten Wertschöpfungskette bei der Batterieproduktion aufgelegt. „Wir führen jetzt Gespräche mit der Politik. Das zeigt, dass das Thema mittlerweile sehr ernst genommen wird.“

Um Lithium als Rohstoff müsse man sich nicht sorgen, heißt es in der Branche. Den gebe es reichlich, allerdings fehlten die Kapazitäten, ihn aufzubereiten. „Es muss jetzt nach den Pilotprojekten, die wir haben, schnell gehen mit einer europäischen Fertigung“, sagt Harbecke. Eine Produktionsstätte hat die Kapazität für 24.000 Tonnen Lithium-Hydroxid für 600.000 Elektroautos pro Jahr. „Bei den neuen Plänen für den Ausbau der Elektromobilität sieht man schnell, wie groß der Bedarf ist“, sagt er und warnt: „Wir stehen in der Gefahr, dass es bei Lithium schon bald zu Engpässen in den Lieferketten kommen kann.“

Schon im Jahr 2030 werden rund 10 Millionen neue Elektroautos im Jahr in Europa erwartet, 17 Lithium-Hydroxid-Produktionsstätten müsste es dann geben. Natürlich sei die Politik gefordert, sagt der Unternehmer, denn noch sei Europa angefangen von den hohen Energiepreisen bis hin zur Regulierung „ein herausfordernder Standort“.

Große Kooperationen

Harbecke kritisiert, dass es in den vergangenen Jahren kaum Investitionen in die Lithium-Aufbereitung gegeben habe, obwohl die Wende zur Elektromobilität schon vor Jahren politisch beschlossen wurde. Das hatte auch damit zu tun, dass die Nachfrage gering und die Preise entsprechend niedrig waren. Das hat sich mit dem wachsenden Trend zum Elektroauto geändert. Noch Mitte Dezember 2020 lag der Preis pro Tonne Lithium bei gut 6500 Dollar. „Seitdem steigt der Preis stark an und liegt jetzt bei etwa 14.000 Dollar“, sagt Harbecke.

Obwohl jeder wisse, dass seltene Erden und auch Lithium mit dem Hochfahren der Elektromobilität stark nachgefragt werden, spiele das in der öffentlichen Diskussion kaum eine Rolle. Sein Unternehmen rechnet bei Lithium mit einem Wachstum von 30 Prozent pro Jahr. „Wenn Europa da keine Vorsorge trifft, wird es in wenigen Jahren zu einer stärkeren Abhängigkeit von China und zu massiven Problemen in den Lieferketten kommen.“

Die großen Autohersteller setzten seiner Ansicht nach sehr einseitig auf Kooperationen mit den großen Batterieherstellern. Doch auch Volkswagen und sein Partner Northvolt sind nach Ansicht Harbeckes zu optimistisch, was das Lithium angehe.

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