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#Neue Freude auf die Zukunft

Neue Freude auf die Zukunft

Eine ordentliche Portion Restskepsis lag in der Reaktion von Joachim Löw auf die Schwärmereien, die am späten Donnerstagabend durch die Fußballnation wehten. Als wäre diese Partie gegen Island, die Deutschland souverän mit 3:0 (2:0) gewann, ein Länderspiel in ganz normalen Zeiten wurden Einstellung und Konsequenz gelobt, auch das Spielglück war zurück. Gleich die ersten beiden Chancen führten zu Toren durch Leon Goretzka (3.) und Kai Havertz (7.). Der Bundestrainer war „größtenteils“ zufrieden, berichtete er nach der Partie, die einerseits ein Länderspieljahr mit EM-Höhepunkt im Sommer einleitete und andererseits den Auftakt der Qualifikationsrunde für die Weltmeisterschaft in Qatar 2022 darstellte.

Aber Löw hatte nicht nur die tolle erste Halbzeit gegen einen eher schwachen Gegner gesehen, der kaum mehr vergleichbar ist mit den imposanten Isländern der Turniere von 2016 und 2018. Er hatte sehr wohl registriert, dass die alte Neigung zum Phlegma auch im Jahr 2021 noch als latente Schwäche in dieser Mannschaft steckt. Offensichtlich vertraut er seinen Spielern und vielleicht auch sich selbst noch nicht vollständig bei der Umsetzung des großen Selbstverwandlungsprojektes: dem Vorhaben, einen lebendigen, von Demut und unbedingter Einsatzbereitschaft geprägten Nationalmannschaftsalltag zu entwickeln. „In der zweiten Halbzeit haben wir wieder zu viele Pässe nach hinten gespielt, manche Momente verpasst, Dynamik auszulösen, Tempo aufzunehmen“, sagte Löw.

Die Mannschaft führte 2:0 und ließ dann eine Phase zu, in der sie gegen einen stärkeren Gegner in die akute Gefahr geraten wäre, ein bis hier hin sehr souveränes Spiel wieder aus der Hand zu geben. Hier ein paar Schritte weniger, dort ein verlorener Zweikampf, für einige Minuten drohte ein Abkippen in den Verwalterstatus. Genau solche Energieabfälle waren ein zentrales Merkmal der Krise, in die die DFB-Elf 2018 hineingeraten ist. „Was uns in der ersten Halbzeit stark gemacht hat, viel Bewegung ohne Ball, viele tiefe Läufe, diese Wege, das war in der zweiten Halbzeit nicht mehr so da“, sagte Löw.

Der Trainer weiß gut, dass es nicht immer gelingen wird, solche Phasen mit einem Tor zu beenden; am Donnerstag bannte Ilkay Gündogans 3:0 (56.) die Gefahr, den Ertrag der starken ersten Halbzeit noch aus der Hand zu geben. Aber Löw war alarmiert: „Wir müssen schauen, dass wir das Tempo über 90 Minuten durchhalten, dass wir das lernen, dass wir das verbessern. Das wird gerade bei einem Turnier wichtig sein.“ Vor allem die offensiveren Spieler hatten nicht mehr mit der vollen Energie beim Verteidigen geholfen. Im Raum steht daher die Frage, ob diese wunderbare erste Halbzeit tatsächlich das erste Kapitel eines überzeugenden EM-Jahres war oder nur die viel diskutierte „Reaktion“ auf das furchtbare 0:6 gegen Spanien, aus dem November.

Kapitän Manuel Neuer sprach von einem „positiven Zeichen“, und Leon Goretzka ergänzte: Teil des Plans sei gewesen, „dass man sieht, dass da elf Jungs auf dem Platz stehen, denen man ansieht, dass sie richtig Bock haben.“ Das habe gut geklappt. In der ersten Halbzeit war das Passspiel von Tempo und Inspiration geprägt, und der großartige Joshua Kimmich gab den Takt vor. Der Münchner Mittelfeldspieler, der beim Spanien-Desaster verletzt gefehlt hatte, redete viel, spielte mehr als 163 Pässe, von denen die meisten ankamen und wirkte mitunter wie ein Quarterback beim Football. Mit brillanten Vertikalpässen riss er Lücken in den isländischen Defensivverbund, sowohl das 1:0 als auch das 2:0 bereitete er auf diese Art vor. „Der Jo“, sagte Löw, sorge „für das richtige Gleichgewicht, auf dem Platz und ist unglaublich lauffreudig, spielt sehr intensiv, natürlich bin ich zufrieden“.

Das Zentrum mit Kimmich als Sechser, mit Goretzka, Gündogan und Havertz davor funktionierte gut, und dieser Befund liefert interessanten Stoff für die Diskussion zu der Frage, ob dem derzeit verletzten Toni Kroos noch ein fester Platz in dieser Mannschaft zusteht. Oder ob der Altmeister von Real Madrid mehr und mehr aus der Zeit fällt, nachdem der Faktor Physis in den vergangenen drei, vier Jahren ein noch prägenderes Element des Spiels geworden ist. Löw hat Kimmich unter der Woche noch einmal als Kandidat für die rechte Abwehrseite genannt, wo Lukas Klostermann nicht immer souverän wirkte. So könnte Löw den Platz für Kroos schaffen. Wobei das Island-Spiel eher den Eindruck stärkte, dass Kimmich als zentraler Spieler nicht zu ersetzen ist.

Dreh- und Angelpunkt Joshua Kimmich: „Der Jo“, sagt Löw, „ist unglaublich lauffreudig, spielt sehr intensiv.“


Dreh- und Angelpunkt Joshua Kimmich: „Der Jo“, sagt Löw, „ist unglaublich lauffreudig, spielt sehr intensiv.“
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Bild: AP

Löw blickt spannenden Aufgaben entgegen und er scheint viel Lust auf dieses letzte Kapitel seiner Trainerjahre beim DFB zu haben. Während der isländischen Druckphase herrschte Hochbetrieb in der Coaching-Zone vor der deutschen Bank, der Bundestrainer und sein Assistent Marcus Sorg waren präsent wie selten. Und als der Widerstand der Isländer irgendwann wirklich gebrochen war, wechselten sie unter anderem den 18 Jahre alten und in England ausgebildeten Jamal Musiala ein, der zum jüngsten Debütanten seit Uwe Seeler wurde. Nach diesem Pflichtspieleinsatz ist er endgültig deutscher Nationalspieler, zuvor hätte er sich auch noch für England entscheiden können. Dass Musiala die DFB-Elf interessanter findet, ist auch ein kleines Signal: Die tiefe Finsternis der zurückliegenden Löw-Jahre weicht mehr und mehr einer neuen Freude auf die Zukunft.

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