#Deutsche-Bank-Chef Sewing ist die Regulierung leid
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„Deutsche-Bank-Chef Sewing ist die Regulierung leid“
Christian Sewing, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank und gleichzeitig der Präsident des Bankenverbandes BdB, findet klare Worte zu den Regulierungsvorgaben für die Bankenbranche. „Es war und bleibt richtig, Großbanken besonders sorgfältig zu regulieren“, sagte Sewing auf dem Bankengipfel, der in Frankfurt stattfand – Sewing aber war aus London zugeschaltet. „In Europa haben wir jedoch gleichzeitig viel dafür getan, Banken gar nicht mehr groß werden zu lassen.“
Das sei aber ein fragwürdiger Kurs, steige doch die Bedeutung von Größe in der Finanzwelt exponentiell an. „Es kann nicht in unserem Interesse sein, dass alle diese globalen Banken ihren Sitz außerhalb Europas haben.“ Wir würden uns in einer immer fragmentierteren und von nationalen Interessen dominierten Welt noch abhängiger von amerikanischen Banken machen. Nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre wäre dies ein strategischer Fehler, der nicht im nationalen beziehungsweise europäischen Interesse sei.
Erstmal fit werden
Sewing befeuerte damit auch gleichzeitig wieder die Diskussion um eine europäische Bankenkonsolidierung, versuchte die Deutsche Bank aber direkt aus dem Rennen zu nehmen. „Es ist für uns noch zu früh.“ Das größte deutsche Geldhaus scharre nicht mit den Hufen, sondern wolle erst fit werden und sich auf die eigene Strategie fokussieren. „Die beste Vorbereitung ist, selbst fit zu sein.“ Die Deutsche Bank sei durch den vor rund zwei Jahren gestarteten Umbau auf einem guten Weg. Der Deutsche-Bank-Chef erneuerte die Ankündigung, dem Aufsichtsrat 2022 für das Geschäftsjahr 2021 eine Dividende vorschlagen zu wollen. Die Aktie der Deutschen Bank pendelte am Mittwoch um ihren Vortagesschlusskurs bei 10,82 Euro.
Sehr häufig äußern sich Bank-Manager so, als würden die europäischen Bankenaufseher grenzüberschreitende Bankenfusionen verhindern wollen. Dem trat Kerstin af Jochnick von der EZB-Aufsicht entgegen. „Das ist nicht der Fall“, sagte sie.
Sewing forderte in seiner Rede, dass die Regulierung fair sein müsse. Dazu müssten endlich gleiche Wettbewerbsbedingungen geschaffen werden. Das gelte beispielsweise für die Kapitalvorschriften, die europäische Wirtschaftsstrukturen nicht ausreichend berücksichtigten. Das gelte aber auch für den Verbriefungsmarkt, der in Europa auch wegen der regulatorischen Schranken nur ein Zehntel des amerikanischen Marktes erreiche. Dabei wäre das ein wichtiger Hebel, um Spielräume in den Bankbilanzen zu schaffen.
Fintechs und Big Techs als Konkurrenz
Sewing ist auch der sogenannte Schattenbankenmarkt ein Dorn im Auge. Die regulatorische Schieflage im Wettbewerb mit Fintechs oder Big Techs sei dabei nur ein Beispiel dafür. Immer wieder wird den Tech-Giganten Google, Apple oder auch Amazon nachgesagt, sie würden irgendwann direkt in das Bankengeschäft einsteigen, aber dann nicht wie Banken reguliert werden. Die von Sewing getroffene Aussage des „gleiche Geschäfte, gleiche Regulierung“, wird von vielen Bankern verwendet.
Tech-Konzerne sind schon jetzt oft an den Schnittstellen zur Banking-Industrie wie bei Zahlungsabwicklungen oder Cloudanwendungen für Banken aktiv. Im Betrugsfall Wirecard und der Frage, wer denn eigentlich die Betrügereien hätte merken sollen, war das ein Knackpunkt. Die BaFin hatte sich stets damit herausgeredet, dass Wirecard schließlich ein Fintech war und man nur die Aufsicht über die sehr viele kleinere Wirecard Bank hatte. Es dürfte eine Aufgabe des neu angetretenen BaFin-Chefs Mark Branson sein, genau diese Herausforderungen zu adressieren und die Aufsichtsbehörde neu aufzustellen. Der deutsche Finanzminister und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hatte am Montagabend in einer Fernsehsendung auch dazu Stellung genommen. Auf die Frage, wie man ihm denn nach dem Wirecard-Debakel eigentlich noch trauen sollte, hatte er gesagt, dass die Regierung die BaFin nun mit Kompetenzen ausgestattet habe, die sie vorher so nicht gehabt habe. Der neue Chef wolle die Aufsicht zu einer der weltbesten machen.
Unterstützung in Sachen Regulierung bekam Sewing vom Vorstandsvorsitzenden der Commerzbank. Manfred Knof, der seit Jahresanfang die Bank führt, sagte: „Wir brauchen nicht mehr, sondern klügere Regeln – insbesondere eine mittelstandsgerechte Umsetzung der Regeln, dem sogenannten Basel III.“ Es bräuchte eine Regel, „die die Finanzierungskraft der Banken nicht einschränkt“. Die regulatorisch getriebenen Kosten müssten runter: „Stichwort Bankenabgabe“.
Die Bankenabgabe ist eine Konsequenz aus der Finanzkrise. Mit ihr soll verhindert werden, dass jemals wieder Steuergelder für die Rettung von Banken verwendet werden müssen. Die Abgabe war in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Sewing ging in seiner Rede auch auf das Thema Nachhaltigkeit ein. Der Kampf gegen den Klimawandel sei die „wohl größte Herausforderung der Menschheit“. Die Banken würden sich danach ausrichten müssen. Das sei aber nicht nur eine Pflicht, sondern eben auch eine Chance. „Europa könnte hierbei eine Vorreiterrolle einnehmen“, sagte Wolfgang Fink, der das Geschäft von Goldman Sachs in Deutschland verantwortet.
Eine Frage zu den Vorgängen bei der Deutschen-Bank-Tochtergesellschaft DWS, die von der ehemaligen Nachhaltigkeitschefin des Greenwashing bezichtigt wird, überging Sewing. Die Nachhaltigkeit entwickele sich bei der Deutschen Bank in die richtige Richtung. „Wir sind mit dem Thema sehr zufrieden.“
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