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Deutschland als Picasso-Land

Schon vor dem Ersten Weltkrieg konnte Deutschland als das „picassofreundlichste“ Land überhaupt gelten. Sein aus Deutschland stammender Pariser Galerist Daniel-Henry Kahnweiler betrieb mit Nachdruck Picassos internationale Vermarktung. Damals begründeten die Graphischen Sammlungen wichtiger deutscher Museen – wie des Kupferstichkabinetts in Berlin, der Städtischen Galerie als Teil des Frankfurter Städels, der Kunsthalle Mannheim und der Kunsthalle Bremen – ihre Picasso-Kollektionen. Es begann mit Blättern aus der „Gaukler“-Folge von 1905. Was die Gemälde angeht, hatte bereits 1911 das Städtische Museum Elberfeld „Akrobat und junger Harlekin“ erworben, die Hamburger Kunsthalle kaufte 1920 „Die Absinthtrinkerin“ an oder das Städel 1924 ein Porträt von Picassos erster Ehefrau Olga Chochlowa. Alle diese Bilder wurden von den Nationalsozialisten als „entartete“ Werke beschlagnahmt und verkauft; keines befindet sich heute wieder an seinem ursprünglichen Ort.

Rose-Maria Gropp

Rose-Maria Gropp

Redakteurin im Feuilleton, verantwortlich für den „Kunstmarkt“.

Bald nach 1945 versuchten die deutschen Museen, an ihre internationale Sammlungspolitik der Moderne anzuschließen, Picasso zählte zu den favorisierten Künstlern; seine Grafik war noch erschwinglich, man musste sie nur wertschätzen. Kahnweiler, 1881 in Mannheim geboren, war maßgeblich an diesem Wiederaufbau beteiligt. Besonders erfolgreich dabei war die Kunsthalle Bremen, die deshalb, nach eigener Aussage, „eine der bedeutendsten Sammlungen druckgraphischer Arbeiten von Pablo Picasso“ besitzt. Der Bestand des Museums umfasst heute 618 Grafiken, drei Gemälde und zwei Zeichnungen des Künstlers.

Vielfalt grafischer Techniken

Eine zentrale Rolle dabei spielte der Bremer Galerist und Kunsthändler Michael Hertz (1912 bis 1988). Seine besondere Position erlangte er durch die enge Zusammenarbeit eben mit Kahnweiler und dessen inzwischen von seiner Stieftochter geführten Pariser Galerie Louise Leiris. Denn Kahnweiler übertrug Hertz schon im Mai 1950 die Alleinvertretung von Picassos Grafik aus seiner Galerie. In dem Katalogbuch „Die Picasso Connection. Der Künstler und sein Bremer Galerist“ ist dieser Anspruch auf Exklusivität nachlesbar: „Ich bin bereit, unter der Bedingung des absoluten Alleinverkaufs für ganz Deutschland (BRD, DDR; Berlin) im Zeitraum von einem Jahr für insgesamt FRS 650.000 Fakturenwert an Picasso-Graphik abzunehmen“, schrieb Hertz im Dezember 1950 an Kahnweiler: „Die Selection des Sujets ist mir überlassen. Ich verpflichte mich jedoch, 66% der innerhalb des genannten Zeitraums erscheinenden neuen Blätter nach eigener Wahl mit je 2 Exemplaren mindestens abzunehmen.“

Pablo Picasso, „Corrida IX“, 1957, Pinsel in schwarzer Tusche


Pablo Picasso, „Corrida IX“, 1957, Pinsel in schwarzer Tusche
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Bild: Kunsthalle Bremen / Succession Picasso / VG Bild-Kunst, Bonn 2020

Diese Vereinbarung darf als Paradebeispiel durchsetzungsfähigen Händlergebarens gelten, und Hertz verstand es fortan, die so erlangte Exklusivität immer wieder zu verteidigen, gegen andere Importeure oder auch Privatkäufer. Sein besonderes Engagement für die Plazierung der Werke in deutschen Museen bescherte vor allem der Kunsthalle Bremen die breite Fülle an Arbeiten Picassos von 1905 bis 1968, beinah seiner gesamten Schaffenszeit. Der gerade erschienene Band dokumentiert die Bremer Picasso-Sammlung vollständig in seinem Abbildungsteil. Das ist zugleich ein hervorragender Überblick über die Vielfalt der grafischen Techniken – Radierung, Aquatinta, Lithographie, Linolschnitt, Kupferstich –, die er beherrschte, und über seine darstellerische, keineswegs an konzise abgrenzbare Werkphasen gebundene Wandlungsfähigkeit.

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